Dienstag, 20. Januar 2009

Die zweite Januar-Woche

Krank ging es in die Woche, denn nun hatte es Anja mit Vehemenz erwischt und konnte deswegen nicht in die Schule gehen. Julius war auch noch sehr kränklich und so hatte ich also zwei Patienten zu Hause, um die ich kümmern konnte.

Am Dienstag ging es Anja dann zwar noch nicht gut, aber soweit besser, dass sie dann wieder in die Schule konnte und auch bei Julius testeten wir wieder einen Kindergarten-Besuch. Da Julius aber immer noch in den Seilen hing, nahm ich ihn dann am Mittwoch direkt nach dem Kindi nach Hause und wir verzichteten auf den Nachmittags-Hort.

Am Donnerstag war dann Julius wieder der Alte! Schon beim Aufstehen und beim Frühstücken versprühte er wieder seine gute Laune und war kaum zu halten. Auch im Kindergarten gab es dann endlich wieder nach Tagen sein gewohntes ‚Attacke’ zu hören! Gott sei Dank! Ich hatte mal wieder ‚Gerichtstermin’ mit unserem Vermieter George Amoh. Dieses Mal kamen wir sogar in den ‚Gerichtssaal’ rein und nachdem wir eine ganze Weile gewartet hatten, kam dann auch der Richter mit seinen Lakaien und eröffnete die Sitzung. Anwälte kamen und gingen, Staatsanwälte spielten am Handy und zogen dann wieder von dannen. Mal wurde der Richter laut und herrisch, mal sarkastisch und mal fanden es alle – vom Richter bis zu den Angeklagten – einfach nur lustig. Ein Fall mit Falschgeld wurde verhandelt, bei dem das Falschgeld dann auch durch die Reihen gereicht wurde. Besonders geschickt war der Angeklagte da wirklich nicht, denn diese Geldimitationen hätte auch Julius hinbekommen. Ernster wurde es bei einem sexuellen Übergriff, wo ein junger Mann mit einem 14jährigen Mädchen mehr tat, als erlaubt war. Ob der Junge tatsächlich wusste, wie alt das Mädchen war oder ob es mit Zustimmung oder gegen den Willen des Mädchens geschah, wurde mir nicht ganz klar. Mein Mister Amoh meinte auf jeden Fall, dass der arme Kerl eine saftige Gefängnisstrafe bekommen würde, denn da verstünde der Ghanaer kein Pardon! Mich überkam das Gefühl, dass „richtige“ kriminelle Handlungen in Ghana nicht so hart bestraft werden würden und die Ganoven glimpflicher davonkommen, wie so ein armes Bürschchen!
Dann verschwand der Richter wieder mit Gefolge und Mister Amoh erklärte mir, jetzt müsste der Herr Richter nach dem ganzen Stress in seinem Büro erst mal was essen. Ach so! Und ich wartete immer noch – und das jetzt seit 2 1/2 Stunden! Aber Hauptsache der Richter ist satt und hat keine Hungergefühle. Nach einer Zeit erschien dann wieder einer der Lakaien und zitierte Zuhörer aus den Bänken in das Büro des Richters, die dann nach kurzer Zeit wieder zurückkamen und dann den Saal verlassen. Auf meine Frage, meinte Herr Amoh, dass seien „interne Fälle“, die nicht vor allen Leuten gelöst werden müssten. Als ich dann auch noch wissen wollte, was denn ein „interner Fall“ ist, grinste er mich an und zeigte mir das international verständliche Reiben des Daumens über den Zeige- und Mittelfingers. Ohne Moos nichts los! Ob das tatsächlich so ist? Ein Schuft, der Übles dabei denkt!
Nach der Mittagspause waren dann tatsächlich wir dran und als wir aufgerufen wurden, ging Herr Amoh zum Anwaltspult, um den Fall noch mal vorzubringen. Er wurde dann gleich vom Richter unterbrochen, mit der Frage, wo denn sein Anwalt sei. Der habe uns versetzt und ist nicht erschienen, war die Anwort von George Amoh, woraufhin der Richter meinte, dann müsse er für heute erneut die ganze Chose abblasen. Außer Spesen nichts gewesen! Mister Amoh stellte jetzt einen Antrag, dass er den Fall alleine vorbringen darf und weitergehen wird die unendliche Geschichte am Dienstag, den 3. Februar. Ob ich da allerdings Zeit habe, wage ich schon jetzt zu bezweifeln. Am Freitag waren wir nach der Schule bei Miriam Pearson zum Mittagessen eingeladen. Miriam ist Englisch-Lehrerin an der RMS und die Ehefrau des British High Commissioners, also des Botschafters innerhalb des Commonwealth. Und wie so ein Commissioner dann lebt, ist wirklich vom Feinsten! Wow! Zum Essen gab es eine leckere Fischsuppe, zweierlei Quiche, Salat, für Julius Penne Napoli und zum Nachtisch Bananen-Eis mit karamellisierter Banane und frischen Kokosraspeln. Da Julius sein Nachtisch nicht wollte, sondern lieber noch eine Runde im Pool planschen wollte, gab es für mich also zwei Portionen! Bofff! Samstag war Julius am Geburtstag seines Kindergarten-Freundes Zain eingeladen und ich hatte mit Christine, der Betreiberin des Swiss-Clubs, mal wieder ein längeres Gespräch, wo es in ihrem Betrieb hapert und wo man vielleicht noch etwas verbessern kann. In der nächsten Woche geht es dort auch weiter und ich möchte mit den Mitarbeitern dann eine Art Workshop durchführen, um vielleicht das ein oder andere Detail verbessern zu können.

Sonntag hatte Anja dann eine Einladung bei Marion, deren Kinder Anta und Christoph auch an der RMS-Schule sind. Marion arbeitet auf der Botschaft und war vorher an der deutschen Botschaft in Rio de Janeiro tätig. Dort traf Anja dann eine waschechte Badnerin, Nicole aus Waldshut, die seit einem Jahr in Ghana lebt, aber schon seit 8 Jahren immer wieder nach Ghana gereist ist. Natürlich – die Welt ist ja bekanntlich ein Dorf – haben Anja und Nicole gemeinsame Bekannte! Muss ja so sein!!!
Abends ließen wir die Woche dann im Hin Lone ausklingen. Julius bekam von der Chefin noch ein Eis spendiert (, das ich dann fertig essen durfte!) und mit vollen Bäuchen und guter Laune ging es dann wieder nach Hause!

Fortschritt des Projekts ‚Internet zu Hause’: -

Geburtstagskinder der Woche: In dieser Woche werden die Geburtstags-Wünsche zu Hochzeitstag-Wünschen. Meine Eltern hatten nämlich am 14. Januar ihren sage und schreibe 42. Hochzeitstag und das erinnert mich dann doch daran, dass auch ich in diesem Jahr noch 42 Jahre alt werde. Und am selben Tag, nur 12 Jahre später, feierten Gitte und Hans Hochzeit und konnten somit am Mittwoch, den 14. Januar ihren 30. Hochzeitstag begehen. Herzlichen Glückwunsch!!!

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