Freitag, 12. Dezember 2008

Fröhliche Weihnachten!

Wir sind von 13. Dezember bis 3. Januar auf "Heimaturlaub"
und deswegen wird es hier auch bis Anfang Januar etwas stiller sein!

Wir wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest
und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
Afehyia-Pa!

Die zweite Dezemberwoche

Eine kurze Arbeitswoche für Anja, denn auch am Montag war noch Feiertag und zwar das islamische Opferfest. Wir nutzten den Tag, noch mal kräftig Sonne zu tanken, bevor es am Samstag ins kalte Deutschland geht. Also Badetasche gepackt und ab ins Labadi Beach Hotel. Glücklicherweise hat mir Christoph mit Lesematerial (Zwei spannende, italienische Krimis: ‚In freiem Fall’ von Gianrico Carofiglio und ‚Kein Schlaf für Commissario Luciani’ von Claudio Paglieri) ausgeholfen, denn die Wurz’sche Bibliothek ist jetzt endgültig ausgelesen. Höchste Zeit für Nachschub!!! Hach, und was soll ich sagen! Im Labadi Beach Hotel geht’s uns halt gut. Ein wunderbar entspannter Tag im und am Pool – schade nur, dass Anja mal wieder mit ihren Stirnhöhlen zu kämpfen hatte.

Diese waren dann auch Anlass, dass Anja am Dienstag nicht in die Schule gehen konnte, denn über Nacht wurden die Schmerzen immer schlimmer und war folglich nicht in der Lage, aufzustehen. Wenigstens konnte sie dann den ganzen Morgen durchschlafen und am Abend wurde es dann soweit besser, dass sie am Mittwoch – mit Medikamenten aufgeputscht – ihren Schuldienst wieder antreten konnte.
Am Mittwoch war dann noch die interne Weihnachtsfeier der RMS Schule, auf der in feierlicher Stimmung Weihnachtslieder gesungen wurden, Gedichte aufgesagt und die 5er und 6er ein weihnachtliches Schattenspiel aufführten. Außerdem wurde in diesem Rahmen unsere Barbara verabschiedet, da ja das Hostel zum Jahresende schließen wird. Ich hatte auf ‚Barbara Ann’ von den Beach Boys und auf ‚Fröhliche Weihnacht überall’ ein paar Zeilen zusammengeschustert, die wir zusammen mit dem Lehrerkollegium für Barbara zum Besten gaben. Der Auftritt kam – vor allem bei Barbara – sehr gut an und vielleicht war das ja die Geburtsstunde des RMS Lehrer-Chors!!! Wir werden sehen!
Mittags wurde Julius noch spontan von Birgit, der Mutter von Max, zum Spielen eingeladen und so konnte Julius sich mit Max im Pool tollen und sogar mit der Ritter-Rost-Burg spielen. Fantastisch! Und wenn alles klappt, darf Julius am Freitag noch mal zu Max gehen. Da wird sich aber einer freuen!!!

Donnerstag dann – man höre und staune – Besichtigung und Testfahrt eines Autos. Wir haben ein richtig gutes Angebot für einen Mitsubishi Lancer bekommen und wenn alles gut geht, dann sind wir ab 2009 motorisiert. Jippieh!
Meine Terminplanung mit Owusu, unserem Ghana-Telekom-Mann, erweist sich doch als sehr, sehr schwierig (Wir machen einen Termin aus – Owusu ist nicht da! Wir machen keinen Termin aus und ich bin nicht im Haus – Owusu steht bei uns vor der Tür!) und so scheint es aus dem avisierten Internet-Anschluss für 2008 nichts mehr zu werden. Auch ein Projekt für 2009!!!
Abends noch eine tolle Überraschung: Ich habe von den lokal Angestellten eine Einladung zum traditionellen Weihnachts-Fufu-Essen erhalten. Das findet immer am letzten Schultag vor den Ferien für alle Lehrer und die Angestellten der Schule statt. Das auch ich eine Einladung erhalten habe, ehrt mich und hat mich natürlich sehr gefreut!!!
Also hier sind wir jetzt! Es ist Freitag, der 12. Dezember und wir haben unsere erste Etappe Ghana so gut wie geschafft. Es war bis jetzt eine sehr erlebnisreiche, intensive, oft tolle, manchmal nicht so tolle Zeit und wir sind schon jetzt gespannt, was uns 2009 noch alles erwartet. Stromvollversorgung? Wasser rund um die Uhr? Wir sind gespannt!!!
Jetzt noch zur Weihnachtsfeier in Julius' Kindergarten, zu der heute noch die Eltern eingeladen sind und danach zum oben zitierten Fufu-Essen!
Heute Abend werden wir noch unsere „Weihnachtsfeier“ mit Tanya und Christoph im La Palm unter dem Vollmond feiern und dann geht es tatsächlich morgen schon wieder nach Deutschland! Wir freuen uns sehr, euch alle bald wiederzusehen.

Morgen gibt es noch einen Weihnachtsgruß aus dem Blog und dann ist für 3 Wochen weihnachtliche Ruhe! Wir lesen uns wieder im Neuen Jahr!!!

Geburtstagskinder der Woche: Am Montag, den 8. Dezember feierte mein lieber Schwipp-Schwager (ist das richtig für den Mann der Schwägerin? Ja, oder?!) Terry Geburtstag in Toronto. Aber bald bist auch Du bei uns auf der Insel und wir feiern dann kräftig nach, gelle! Außerdem hatte auch Pamela Wetter ihren Jubeltag und zwar am Mittwoch, der 10. Dezember. Euch beiden herzlichen Glückwunsch!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Bunt gemischt



Mittwochs habe ich um 10.20 Uhr Klavierunterricht bei Nana.

Keine Sorge - ich lasse nicht spielen, sondern sitze normalerweise schon selber am Klavier.


Hier wohnen wir............nicht!


Kraftkräuter helfen bei fast allen Krankheiten und
auch bei Problemen mit der Manneskraft sollen erstaunliche
Ergebnisse zu bewundern sein. Wenn man daran glaubt!!!

So, so, Schweiz! Sich gegen die EU mit aller Kraft wehren,
aber in Kumasi sogar eine Basel Road besitzen! Tsstsstss!

Mittwoch, 10. Dezember 2008

And the winner is...

...wenn man das nur wüsste.





Das heißt, am 28. Dezember geht es erneut an die Urne. Soll ja recht sein, denn ein Sieger mit gerade so 50 Prozent, wäre doch nie richtig anerkannt worden.

Dann lieber klare Verhältnisse! Wir schauen uns das dann von Deutschland aus an!

Die erste Dezemberwoche

Es musste noch einiges erledigt werden – Monatsprogramm, Radio-Show, Ankündigung der verschiedensten Konzerte – der Bütezettel schläft auch in Ghana nicht und so war ich erst mal richtig beschäftigt.
Julius durfte von Dienstag auf Mittwoch bei seinem Kindergartenfreund David, dem Sohn von Kerstin Amoh, übernachten. Zum erstenmal bei einem Freund und entsprechend (positiv) aufgeregt war unser Julius auch. Kerstin, die den Kindergarten I leitet, erzählte uns dann aber, dass er das alles toll gemacht hat und man diese Aktion gerne wiederholen kann. Wir nutzten den „sturmfreien“ Abend und zogen nach der Schule direkt zur Accra Shopping Mall, um dort im neuen Kino den aktuellen James Bond-Film zu erleben. Unser Taxifahrer Festus wollte uns mal wieder einen seiner berüchtigten Schleichwege zeigen, mit denen man GARANTIERT schneller ans Ziel kommen soll und manövrierte uns direkt in den Superstau in Nima. Doch nicht nur der Verkehr war enorm, auch links und rechts säumten Unzählige die Straße und feierten ihren ‚Change’! Nanu, auf einmal nur Fans von Atta Mills, dem Spitzenkandidaten von der NDC zu sehen? Die Erklärung folgte auf den Fuß: J.J. Rawlings, ehemaliger Präsident und Parteivorsitzender der NDC, war auf dem Weg zu einer Kundgebung und das wollte sich halt keiner entgehen lassen. (Wir vermuten: Auch unser Festus wollte dieses Spektakel selbst erleben und hat uns halt mal kurz in den Stau geschickt.) Noch vier Tage bis zur Wahl…

Irgendwann kamen wir dann doch tatsächlich noch an und konnten ‚Ein Quantum Trost’ genießen. Mir hat er – trotz anfänglicher Vorbehalte – sehr gut gefallen. Persönlich finde ich es halt schade, dass Bond jetzt nur noch ein knallharter, von der Rache getriebener, Killer ist. Mir fehlen die Ironie, das Schmunzeln, die Lebensart, die Martinis und natürlich die Frauen. Lediglich eine halbe Affäre im ganzen Film – was ist denn jetzt los? Trotzdem war es ein gut gemachter Actionfilm in tollen Bildern. Kompliment, Herr Forster!

Nachdem wir dann tiefgekühlt und taub waren, denn in diesem Kino ist es nicht nur schweinekalt, sondern – wie es der Ghanaer halt liebt – auch richtig laut, gingen wir dann nach Hause und fanden es irgendwie doch komisch, dass dort kein Julius war. Eltern!

Ab Donnerstag hatten wir, beziehungsweise Anja, dann großes Partywochenende! Zuerst ging es am Donnerstag für Anja in die Schweizer Botschaft, wo zum jährlichen Adventessen geladen wurde. Anja erzählte, dass es sehr lecker war und es gab auch mal wieder einen Schnaps, einen Williams. Fein, fein! Stefano, der an diesem Abend als Chauffeur fungierte, kam noch auf ein Bier zu uns und so war der erste Partyabend beendet.

Am Freitag waren wir bei der Familie Evans zur ‚Open House Christmas Party’ geladen. Jack, der Sohn ist bei Julius im Kindergarten und die zwei sind dicke Freunde und Könige im Quatschmachen. Anja war ja schon an Halloween bei Gretchen und Michael eingeladen und dieses Mal war ich auch mit dabei. Ein toller Abend in weihnachtlicher Stimmung. Perfekte Deko, nicht mal der Christbaum fehlte. Und leckere, leckere Hors’d’Oeuvres. Wow! Erinnert hat mich das Ganze von seiner Ungezwungenheit und gleichzeitigen feierlichen Stimmung, an die Weihnachtsparties in Chicago und Naperville, als ich mit Harald unseren Freund Wolfi besuchte, der zu der Zeit bei Doris Wood wohnte. Ein Streifzug in die Vergangenheit – aber ein toller!

Und zum krönenden Abschluss ging es dann am Samstag noch zur Familie Winkler. Bei der Familie des stellvertretenden deutschen Botschafters war zur Nikolaus-Party unter Palmen geladen, was die schicke Einladung deutlich symbolisierte.
Birgit, die Gastgeberin, hatte das Anwesen und den Garten perfekt dekoriert und mit viel Liebe fürs Detail geschmückt. Im Garten war außerdem ein riesengroßer Pool und 1,2,3 war unser Julius natürlich mittendrin und nicht nur dabei. Er und Max, der Sohn von Winklers und auch ein Kindergartenfreund von Julius, blieben solange im Wasser, bis sie Schwimmhäute bekamen. Und dann kam tatsächlich der Nikolaus und – was uns ganz besonders erfreute – kein Santa Claus oder sonst so ein Rotkittel, sondern eben unser guter alter Bischof Nikolaus in einem wirklich schönen Kostüm. Der Nikolaus, ein ARD-Westafrika-Korrespondent, hat seine Sache dann auch sehr schön und feierlich gemacht und für alle Kinder ein paar Sätze (und natürlich auch ein Geschenk) dabeigehabt. Julius war sehr – im positiven Sinn – aufgeregt und freute sich sehr, dass der Nikolaus da war. Auch bei seinem Lob und Tadel war er sehr aufmerksam und bedankte sich sehr brav beim Nikolaus.
Was wäre eine Weihnachtsfeier ohne Glühwein, doch bei über 30 Grad erscheint das eher albern (…, wenn man nicht gerade Bärbel Beyer heißt!) und so kredenzte uns Birgit zum perfekten Abschluss noch ein sündhaft gutes Glühwein-Sorbet. Boah! Jülle, das müssen wir mal im Bütezettel probieren!!!

Sonntag war dann genug Party und wir konnten einen faulen und ruhigen Tag zu Hause genießen. Es war ruhig, sehr ruhig, ungewöhnlich ruhig, denn an diesem Sonntag fanden die Präsidentschaftswahlen in Ghana statt und es gab nicht einmal Gottesdienste an diesem Tag. Also auch nicht bei uns hinterm Haus, denn in unserer ‚Hauskirche’ war auch ein Wahlbüro untergebracht. Wirklich unglaublich, wie ruhig das sein kann!!!
Unser Vermieter George Amoh war schon um 7 Uhr beim Wählen und zeigte mir stolz seinen kleinen Finger. Im Gegensatz zu unseren Wahlgepflogenheiten, wo man halt ein Kreuz setzt, zählt hier der Fingerabdruck noch was. Kein Witz, aber jeder muss seine Stimme per Fingerabdruck kundtun. Die Stimmung war überall sehr friedlich, aber man merkte den Leuten schon eine Anspannung an, wer dann letztlich das Rennen machen wird. Wenn alles gut läuft, sollen wir bis Mittwoch Bescheid wissen, wer dann das Land regieren wird. Ich persönlich tippe ja auf einen zweiten Wahlgang am 28. Dezember.

Geburtstagskinder der Woche: Am Montag, den 1. Dezember feierte Bruno junior Geburtstag und Amelie Wehrle wurde zwei Jahre alt. Donnerstag war mein Geburtstag schon wieder einen Monat her und somit hatte Oliver Deggelmann wie in jedem Jahr am 4. Dezember Geburtstag!
Ich gratuliere recht herzlich!!!

Freitag, 5. Dezember 2008

Mal querbeet ein paar Bilder

Hurra, unser zweiter Wassertank ist da!
Anja und Julius bei den Wasserfällen von Koforidua
Weihnachtsbäckerei im Kindergarten mit der Oberstufe
Olmo hat sich prima um Julius gekümmert!
An der Hochzeit von Dorothy bekamen wir "Verstärkung"!




Dienstag, 2. Dezember 2008

Gästebuch funktioniert - hoffentlich!

Nachdem das Gästebuch die letzten Tage mal funktioniert hat und mal nicht, hab' ich ein bischen nachgelesen und den Link umprogrammiert. Jetzt sollte er funktionieren.

Bitte nicht erschrecken, wenn da eine Meldung mit 'refkill' kommt, da wird man dann gleich ans Gästebuch weitergeleitet. Einfach ignorieren!

Ich freue mich auf Eure Einträge!
Stephan

Die vierte Novemberwoche

Die Zeit rast und nach genauem Betrachten des Terminkalenders gibt es noch einiges vor unseren baldigen Weihnachtsferien auf der Insel zu erledigen. Also ran an den Speck!

Trotzdem wollten wir uns jetzt auch nicht komplett einem Stress-Diktat unterwerfen, sondern es auch genießen im November über 30 Grad zu haben und gingen am Montag – Anjas kurzem Schultag – am Nachmittag ins La Palm Hotel zum Entspannen und Baden. Herrlich!

Am Dienstag war ich dann zum ersten Mal seit dem 7. Oktober wieder beim Fußball. Unglaublich, aber es war halt immer was los! Herbstferien, kaputter Zeh, Harald, Mercys Wasserunfall – so schnell geht die Zeit rum. Es hat wie immer – trotz meiner eingeschränkten Fähigkeiten – großen Spaß gemacht, aber auch dieses Mal bekam ich, wie sooft schon, nach dem Fußball große Kopfschmerzen. Da überlegt man sich, ob man seinem Körper bei der Hitze das Richtige antut und der Fußball-Termin bei allem Spaß, den man hat, Sinn macht. Schön (und wohl auch gesund) ist das nicht!

Mittwochs war Anja mit Karin Biedermann ‚Lädele’ und störte dabei auch ein wenig das Christkind und am Donnerstag hatte sie ihren ‚Frauenabend’, einen Kreis von 10 bis 12 Frauen, bestehend aus Eltern, Lehrer und Botschaftsmitarbeitern, die sich einmal im Monat treffen. Dazu ist Anja schon des Öfteren eingeladen gewesen, konnte aber leider jedes Mal nicht kommen. Dieses Mal hat’s geklappt und sie hatte großen Spaß und einen tollen Abend mit guten Gesprächen. So lernt man Leute kennen und das erleichtert einem natürlich auch das Leben in einem anderen Land.

Am Freitag der nächste Anja-Termin. Sie hatte sich mit Tanya und Karin zum Abendessen verabredet und somit lud ich den ‚Strohwitwer’ Christoph zu uns ein und hatte bei einem gepflegten ‚Club’ einen entspannten, netten Abend.

Samstags waren wir bei Michaela und Simon Pratt und ihrer Tochter Kimberly eingeladen. Kimberly ist bei Julius im Kindergarten und mit Michaela – sie arbeitet auch auf der Botschaft – und Simon haben wir uns schon beim Empfang am Tag der Deutschen Einheit bestens verstanden. Leider war Michaela schon die ganze Woche krank und so verschoben wir den Termin aufs Neue Jahr. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Also ließen wir uns ohne Verpflichtungen richtig treiben. Lesen, faulenzen, die Radio-Show vorbereiten und Anja eröffnete mit Julius die Weihnachtsbäckerei. Mein Beitrag beläuft sich dabei die ersten Muster zu testen. Was macht man nicht alles? Vor allem, wenn es so lecker ist…
Nachmittags besichtigten wir dann eine Galerie, die sich unweit von uns direkt am Meer Richtung La Badi befindet. Es war toller, als wir vorab dachten. Wirklich tolle Gemälde und Möbel zu erschwinglichen Preisen in ansprechenden Räumlichkeiten. Und mit dem Panorama des Meeres im Hintergrund natürlich umso schöner.

Am Sonntag, den ersten Advent, dann unsere erste Hochzeit in Ghana. Dorothy, eine lokal Angestellte der Schweizer Schule feierte Vermählung und lud uns zur Kirche ein. Wir trafen uns – Karin, Tanya, Christoph, Birgit und die Familie Wurz – an der RMS und fuhren dann mit dem Trotro zur Kirche, die sich in einem ehemaligen Kino befand. Wir wurden schon „vorgewarnt“, dass die Kirche insgesamt fünf Stunden gehen würde, also beschlossen wir auf jeden Fall erst mal eine Stunde später zu gehen. Die Musik war laut, sehr laut, sehr sehr laut, aber toll mit ausgezeichneten Sängern und man hatte mehr den Eindruck sich auf einem Konzert zu befinden als in einer Kirche. Die Hochzeitszeremonie ging auch länger als bei uns, aber so viel länger letztlich auch nicht, aber die Prediger und Priester mussten – mit viel Amen und Halleluja – ewig Reden schwingen und wollten schier gar nicht mehr aufhören. Den Leuten gefiel es – mir war es zu lang.
Als die Kirchenfeier dann eine Pause machte, ging es in den Hinterhof, wo Fotos gemacht wurden und auch wir wurden dort mit dem Hochzeitspaar verewigt. Man kann uns also ab sofort in irgendeinem ghanaischen Haushalt im Hochzeitsalbum bewundern. Auch nicht schlecht, oder?
Da Julius im Kindergarten immer mit einem kräftigen ‚Attacke’ über den Hof stürmt und dieses Wort den lokal Angestellten viel Freude bereitet, wurde Julius von allen Seiten vehement dazu aufgefordert, seinen Schlachtruf auszustoßen. Er weigerte sich aber konsequent, erstens war es Sonntag und er hatte kindergartenfrei, also auch kein Attacke, und zweitens geht auf Befehl bei unserem Sohn schon mal gar nichts. So bot sich einem das Bild einer Hochzeitsgesellschaft, bei der man aus verschiedenen ghanaischen Kehlen immer wieder das Wort ‚Attacke!’ rufen hören konnte. Interessant!

Das Geburtstagskind der Woche: Tanya feierte am Montag, den 24. November zum erstenmal in Ghana und zum dreißigstenmal überhaupt ihren Geburtstag! Herzlichen Glückwunsch!!

Montag, 1. Dezember 2008

Die dritte Novemberwoche

Nicht Kevin, sondern Familie Wurz wieder alleine zu Hause und jetzt war es doch an der Zeit – so schön es auch war – wieder etwas aufzuarbeiten. Ich hatte mir viel vorgenommen, wurde in meinem Arbeitswahn jäh am Dienstag unterbrochen, als der Strom mal wieder ausfiel. Also plante ich zum Danquar Circle und von dort ins Sharpnet Internet Café zu gehen, da es dort eben noch Strom in Hülle und Fülle gab. Erst mal warten, bis Madame Mercy mit ihrer Arbeit fertig war und als sie von dannen trottete, ging es dann Richtung Danquar. Schon wieder auf dem Heimweg, klingelte dann mein Handy und Mr. Amoh fragte mich am anderen Ende, ob ich denn nicht zu Hause wäre, da bei uns das Wasser laufen würde. Nein, ich bin nicht zu Hause, bitte schalten Sie doch die Sicherung für die Pumpe aus. Als ich nach Hause geeilt war, sah ich dann die Bescherung. Nicht nur das Bad war überflutet, sondern auch unser Gästezimmer und auch das Wohnzimmer! Das Wasser stand überall knöcheltief! Shit!!!
Was war geschehen? Die Zusammenhänge zwischen Wasser, Strom und Pumpe habe ich ja schon an anderer Stelle erläutert und sind eigentlich auch jedem klar. Kein Strom, keine Pumpe, kein Wasser! Logo. Nur nicht eben für Mercy, die – noch während des Stromausfalls – Wasser aus der Dusche holen wollte und, als da logischerweise kein Wasser kam, es nicht für nötig fand, den Wasserhahn wieder zuzudrehen. Mercy ging, ich ging, Strom kam, Pumpe lief und eben auch viel, viel Wasser! Jetzt hatten wir die ganze Zeit gar kein Wasser und dann eben zuviel. Natürlich sofort Mercy angerufen, dass sie mir beim Putzen helfen kann. Als sie dann endlich, endlich langgeschlapft kam, wollte sie mir dann erklären, dass sie ja keine Schuld trifft, denn als sie den Wasserhahn öffnete, kam ja auch kein Wasser! Dieser Theorie hängt sie noch bis heute an. Den tiefen Teller hat sie wirklich nicht erfunden!!!
Es gab also viel zu tun, Möbel raus stellen, Schränke vorräumen und eben Wasser schöpfen, Wasser schöpfen, Wasser schöpfen. Zwischenzeitlich – mal wieder – meinen Fußballtermin absagen und weiter geschuftet. Das Resultat: Gegen Abend eine trockene und saubere Bude und bis Ende der Woche einen kräftigen Muskelkater!!!
Am Mittwoch hatte ich dann endlich mal wieder Klavierunterricht und es war klar, dass ich nach den letzten zwei Müßiggang-Wochen kräftig Nachholbedarf hatte. Mit meinem Yamaha-Keyboard – bei Melcolm für 199 cedis (circa 130 €) erstanden und bei Koala für 360 cedis im Angebot! – habe ich jetzt aber auf jeden Fall viel bessere Möglichkeiten zu üben.

Nach der Schule fassten wir kurzfristig einen Entschluss! Wir wollten zum Fußball gehen, denn heute spielte in Accra die Nationalmannschaft von Ghana gegen Tunesien. Wir trafen uns am Stadion mit Rex, einem Ghanaer, der bis voriges Jahr in Kaiserslautern lebte und sich jetzt in Accra selbstständig gemacht hat. Die Karten hatte Rex für uns schon besorgt. Der Eintrittspreis betrug 2 cedis, also so ungefähr 1,30 €. Super! Das Spiel war dann eher unterirdisch, aber es war sehr lustig, das Treiben auf den Rängen zu beobachten. Der Grundsatz in deutschen Stadien: „Die Treppen müssen frei bleiben!“ ist definitiv noch nicht in Ghana angekommen und auch die etwas unorthodoxe Weise, in seinen Block zu kommen, würde in Deutschland so nicht funktionieren. Da nämlich keiner Lust hat, außen am Stadionrand entlang zu laufen und sich seinen Block zu suchen, gehen alle zentral durch den selben Aufgang ins Stadion, um von dort solange über die Absperrungen zu klettern, bis man in seinem Block ist. Unglaublich. Julius hatte mit seinen 4 Jahren schon seinen ersten Stadionbesuch und es hat auch ihm großen Spaß gemacht, wenn auch der Kick ihn verständlicherweise nicht 90 Minuten fesseln konnte. Mich aber auch nicht. (Mein erster Stadionbesuch war übrigens im Frühjahr 1989 mit 21 Jahren beim Spiel VfB Stuttgart – Bayern München mit dem Endergebnis von 1:2 durch Tore von Gaudino für Stuttgart und Ekström und ??? für Bayern. In einem Flugzeug war ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, das kam dann erst 1993. So ändern sich die Zeiten, lieber Julius!) Insgesamt brauchten wir für Tickets, Getränke und Taxifahrten 15 cedis, also circa 10 Euro. Und zuhause waren wir um 20.00 Uhr. Da kann man nicht meckern!!!

Anja fuhr dann am Donnerstag mit ihrer Oberstufe nach Hebron, wo sie mit ihren Schülern das Hilfsprojekt ‚Chance for Children’ besuchte. ‚Chance for children’ wird von Daniela, einer Schweizerin aus St. Gallen geleitet, die vor über 10 Jahren als Praktikantin an die RMS Schule kam und daraufhin den Entschluss fasste, etwas für die ärmeren und vernachlässigten Kinder zu tun. Mit heiterer Miene beweist sie dabei viel Durchhaltevermögen und ist für viele Kinder und Jugendliche nicht mehr wegzudenken. Schön, dass die Kooperation zwischen Schule und Projekt wieder aufgenommen wurde.
Ich war am Vormittag mit George Amoh vor Gericht. Es ging immer noch um unsere charismatische Kirche hinterm Haus und er hatte einen Termin, an den er mich als ‚Zeugen’ mitnehmen wollte. Die Gerichtssäle sind nichts anderes als offene Baracken, ein paar Bänke drin und ein unglaubliches Gewusel. Na ja, wen wundert es denn noch – wir sind ja in Ghana! Geduldig warteten wir, bis wir an der Reihe waren, bis Amohs Anwalt antrabte und uns mitteilte, dass unsere Angelegenheit auf Donnerstag, den 4. Dezember verschoben wurde. Also mal alles wieder umsonst und einen neuen Termin im Kalender. Super!
Die Richter tragen übrigens noch alle Perücken – die Briten können es nicht ganz verleugnen, dass sie lange Einfluss an der Goldküste hatten. Merkt man eben noch heute. Meine Begrüßung durch den Anwalt fiel dann sehr ghanaisch aus, eine Mischung aus Fernfahrer-Gruß und Hip-Hopper-Ritual. Auf jeden Fall von einem Anwalt sehr ungewohnt. Außerdem musste ich mir die ganze Zeit Wolfi Frick in diesem Chaos vorstellen und wohl deswegen konnte man mich im Gerichtshof nur mit einem Dauergrinsen begegnen. See you in two weeks!

Am Freitag waren wir dann bei Tanya eingeladen, die ihren Geburtstag zwar erst am darauffolgenden Montag feierte, aber schon 3 Tage früher in ihren Garten bat, damit auch alle, und eben auch der ‚local staff’ daran teilnehmen konnten. Es war eine tolle, schöne und vor allem sehr, sehr entspannte Atmosphäre, es gab Kebap vom Grill, gemischtes Obst, Bruschetta, Bowle, Wein & Bier und vieles mehr! Wow! Mein Vorschlag an die Schlatters doch bitte einmal pro Monat das zu wiederholen, fiel dann aber nicht auf viel Gegenliebe.

Nachts bekam dann Julius hohes Fieber und wir wussten noch nicht, ob wir am nächsten Tag mit ihm zum Weihnachtsbasar an die Schule gehen konnten. Das Fieber war dann aber wieder weg und so zogen wir gemeinsam los. Anja hatte über die Familie Otte gespendete Stoffe, – richtig tolle Textilien - die sie mit ihrer Oberstufe verkaufte. Der Erlös sollte dann an ‚Chance for Children’ gehen. Und ich bezog Stellung bei Ruben hinter der Theke und war das erste Mal seit Juli wieder gastronomisch tätig. Hat aber noch alles funktioniert und mir ist auch kein Tablett runtergefallen.
So um 15.00 Uhr bin ich dann aber schon mal mit Julius nach Hause gefahren, da nach seiner Fieber-Nacht jetzt doch die Kräfte schlapp machten und Anja logischerweise noch bei ihrer Klasse bleiben sollte.

Sonntags sind wir dann mit dem Taxi zur Accra Mall rausgefahren und haben dabei einen sehr netten Taxifahrer- Alex – kennengelernt ,der uns auch für einen sehr fairen Preis hin- und herfuhr.
Abends wollten wir dann noch zum Essen gehen und wer fuhr uns nach 10 Meter vor die Nase? Alex. So sieht man sich manchmal schneller wieder, als man denkt. Und Alex hat mit uns an diesem Sonntag eine gute Schnitte gemacht. Wir waren dann im Dynasty, ein chinesisches Restaurant in Osu, das in unserem Reiseführer als bester Asiate gehandelt wird. Es war sehr gut, aber die Portionen waren – um mit Loriot zu sprechen – sehr übersichtlich und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis passte da nicht so recht zusammen. Dann beim nächsten Mal halt wieder Hin Lone. Hat halt auch seinen Grund!!!

Die Geburtstagskinder der Woche: Am Samstag, den 22. November hatte Heidi Hoffmann, Mama unserer Patenkinder Emily und Lily Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!!!

Samstag, 29. November 2008

Die zweite Novemberwoche

Auf in den Kakum Nationalpark. Ein Nationalpark in Ghana ist sicher nicht zu vergleichen mit einem südafrikanischen, namibianischen oder kenianischen Nationalpark, indem man all die Tiere sehen kann, die man noch aus John Waynes ‚Hatari’ kennt. Eine bedingte Ausnahme stellt da der Mole-Nationalpark, der aufgrund seines Namens eigentlich mit Harald ‚Molle’ besucht gehört hätte, aber einfach viel zu weit im Norden liegt und somit zeitlich nicht zu erreichen war. Natürlich gibt es auch im Kakum-Park Tiere, zum Beispiel Waldelefanten, Wildschweine aber auch Affen und jede Menge Vogelarten, aber in einem Regenwaldgebiet sieht man halt auch den Wald vor lauter Bäumen nicht. Also eher unwahrscheinlich, was zu sehen. Es geht bei einem Besuch im Kakum um das Naturerlebnis und natürlich um den Canopy Skywalk! Der Canopy Skywalk sind mehrere, 350 Meter lange, Hängebrücken, die in den Baumwipfeln befestigt wurden. Teilweise geht es dort 40 Meter abwärts und man darf auf den sehr wackligen Brücken auch nur einzeln drüberlaufen. Die älteste Teilnehmerin in unserer Gruppe war eine 85 Jahre alte Frau aus Deutschland, die diesen Parcours in Badeschlappen! absolvierte. Außerdem – die Welt ist klein – stellten wir fest, dass ein Ehepaar aus Konstanz war und zwar aus Allmansdorf. Irre! Der Canopy Skywalk war ein sehr beeindruckendes Erlebnis und danach hatten wir dann noch eine anderthalbstündige Führung durch die Flora und Fauna von unserer Parkwächterin Doris.

Wie gesagt – Hans Cottage war dann für uns passé und so entschlossen wir uns auch noch Elmina einen Besuch abzustatten. Wir quartierten uns im Bridge House ein, unmittelbar an der Sklavenburg von Elmina gelegen. Perfekt. Außerdem gehört das Bridge House auch zur Coconut-Grove-Kette und somit ist man berechtigt, die Anlagen des Coconut-Grove-Beach-Resorts mitzunutzen. Nach einem kleinen Spaziergang durch Elmina und einer eindrucksvollen Besichtigung der Conraadsburg, fuhren wir dann also an den Coconut Grove-Strand und ließen es uns am Meer richtig gut gehen. In Elmina rief mich dann noch Anja an, dass das Wasser schon wieder zur Neige geht. Also noch schnell die Nummer von unserem Wasserfritzen herausgesucht und eine neue Lieferung für 50 cedis bestellt. Die kam dann auch – laut Anja - prompt am nächsten Morgen an. Das funktioniert also schon.
Am Dienstag war also unsere Rückreise geplant, doch da der Bus erst um 13.00 Uhr ging, hatten wir noch genügend Zeit, auch die Sklavenburg in Elmina zu besichtigen.
Generell muss man in Ghana ja auf sehr vieles warten, trotzdem wollten wir dann an der STC-Station in Cape Coast pünktlich sein und trafen schon um 12.15 ein. Dort wurden wir bereits erwartet und es wurde uns hektisch erklärt, dass der Bus, dessen Motor schon lief, jetzt unser Bus wäre, da der 13.00 Uhr-Bus nicht kommen würde. Aha! Rein in den Bus und schon ging’s los – Glück gehabt. Entsprechend zeitig waren wir dann auch wieder in Accra, ließen uns an Anjas Schule bringen und konnten dann gemeinsam mit Anja & Julius nach Hause fahren.
Mittwoch Vormittag ging ich etwas arbeiten und Harald konnte in Ruhe faulenzen, bevor wir uns am Nachmittag mit Anja trafen, um etwas durch Osu zu schlendern. Bei Frankie’s aßen wir sehr, sehr gute Burger in tiefgekühlter Temperatur und besorgten für unser Patenkind Jule noch ein süßes Kleidchen. Abends noch ein Bierchen in der First Choice Enterprise-Bar um die Ecke, die von uns nur noch ‚Raumschiff Enterprise’ genannt wird. Oh, süßes Leben!
Am Donnerstag hatten wir Festus gechartert, um nach Akosombo zu gelangen. In Akosombo gibt es den großen Staudamm zu besichtigen, der den Volta-See vom Volta-Fluss trennt. 75 % des Stroms, der in Ghana verbraucht wird, wird hier produziert, außerdem wird hier für einige westafrikanische Länder, wie zum Beispiel Burkina Faso, der Strom produziert.
Als uns Festus dann abholte, war er nicht alleine. Sein jüngerer Bruder Nathaniel, genannt Nat, war noch mit dabei. Jetzt wurde mir einiges klar! Bei unserem ersten Verhandlungsgespräch mit ‚Festus’, stellte er sich als Nathaniel vor, so dass wir meinten, er hätte 2 Namen, die er mal so, mal so verwendet. Dabei waren das komplett 2 verschiedene Personen und Festus kam nie auf die Idee, uns aufzuklären, sondern erwiderte jedes Mal, wenn wir ihn auf seine 2 Namen ansprachen, das ghanaische „Yes, yes!“ Großes Gelächter! In Akosombo fuhren wir dann rechts ran und ein weiteres Mitglied der Festus-Familie nahm in unserem Taxi Platz. Fred, von uns nach kurzer Zeit nur „Funny-Fred“ genannt, gesellte sich dazu und so allmählich entwickelte sich das Ganze zu einem Familien-Ausflug. Der Damm war dann sehr beeindruckend und auch die Natur entlockte uns viele Aaaahs und Ooohs! Nach einer Reifenpanne, ging es dann mit der Familie ins Tennis-Clubheim von Akosombo, um einen Drink zu nehmen. Als Festus sich auch ein ‚Star’-Bier bestellte, wussten (oder zumindest hofften) wir, dass jetzt nur noch Nat fahren würde. Danach dann auf den Markt, wo man an einer improvisierten KFZ-Werkstatt den Reifen checken ließ, um dann noch Festus’ Vater kennen zu lernen. Seine Mutter und Schwestern hingegen leben in Ho – die komplette Familie kennen wir also noch nicht. Da wir die Runde im Tennisheim übernommen hatten, führte uns Fred noch in eine andere Bar, wo der nächste Drink schon auf uns wartete. Das wollten die Festus-Brüder doch nicht auf sich sitzen lassen. Festus genehmigte sich jetzt einen Whisky, mit dem Hinweis, dass der Whisky in Ghana nicht viel Alkohol hätte, sogar weniger als ein Bier. So, so! Dann hieß es sich von Fred zu verabschieden und (endgültig) die Heimreise anzutreten. Nat und Festus hielten zwar noch des Öfteren, um sich mit Fisch und anderen Lebensmitteln einzudecken, aber ansonsten hatten wir eine geruhsame Fahrt. Rund um Teshie wurden die Lebensmittel dann an Freunde und Verwandte wieder verteilt, aber irgendwann kamen wir dann tatsächlich zu Hause an. Interessant, so ein Familienausflug.
Abends war dann an der Schule ein Laternenumzug, also der nachgeholte St.Martins-Umzug. Zwei Stunden vorher hatte es noch aus allen Kübeln geschüttet, aber rechtzeitig zur Feier war es wieder warm und trocken (natürlich warm, was denn sonst…!) und wir erlebten einen schönen, feierlichen Umzug rund um die Schule. Julius trug seine Laterne mit großem Stolz und großem Ernst und sang auch richtig toll mit. Schön!
Freitag zeigte ich Harald dann noch den Wahnsinn des Makola-Marktes und ließen es uns am Nachmittag bei einem Bierchen an der Tavala-Bar am Strand noch mal richtig gut gehen. Der letzte Abend nahte und Harald lud uns ins La Palm zum Essen. Wir saßen richtig toll am Meer, hatten sehr leckeres Essen und genehmigten uns zum Schluss auch noch einen Gin-Tonic. Perfekt.
Am Samstag hatten wir uns den Schulbus ausgeliehen, um Harald wieder an den Flughafen zurückzubringen. So fuhren wir nach dem Kofferpacken um 12 Uhr los und wollten Harald als behutsame Rückführung in die westliche Welt noch die ‚Accra Shopping Mall’ zeigen. Da Anjas Schüler immer behaupteten, dass die ANC, eine weitere Shopping-Mall an der Spintex Road noooooch besser wäre und wir den Vorteil eines eigenen fahrbaren Untersatzes nutzen wollten, probierten wir zuvor auch diese aus. Einer beschwerlichen Anfahrt folgte dann eine ziemlich doofe Shopping-Mall. Nö, Kinders, das war nix! Als wir danach noch eine Stunde im überhitzten Auto im Stau standen, meinte Harald, dass Anja da schon den jeweiligen Schülern eine mehrseitige Strafarbeit aufbrummen sollte. Dann aber rein in die „richtige“ Shopping Mall, noch mal Geld unter die Leute bringen und mit Harald die Henkersmahlzeit einnehmen. Denn langsam wurde es Zeit an den Flughafen zu fahren. Nach einem letzten Drink an der Flughafen-Bar war es dann an der Zeit, Tschüß zu sagen und 2 kurzweilige, tolle Wochen waren schon wieder vorbei. Unser erster Besuch aus Deutschland verließ uns wieder und wir hatten alle einen Klops im Hals. Harald, wenn Du mal wieder Resturlaub hast – bei uns bist Du immer willkommen!!!
Am Sonntag dann in die Kirche und als wir wieder zurückkamen, hörte ich ein gleichmäßiges Rauschen über dem Hof. Jaaaaa! Wir hatten wieder Wasser. Der Kirchgang hatte sich also wirklich gelohnt, denn unsere Gebete wurden erhört. Das wurde aber auch Zeit.
Ich traf mich dann noch mit Christine, der Betreiberin des Swiss-Clubs, da sie mich um ein paar Hilfestellungen für ihr Lokal bitten wollte. Gemeinsam stellten wir fest, dass es dort schon noch einiges zu tun gibt uns so beschlossen wir, dass ich als erster Schritt in der kommenden Woche am Weihnachts-Basar hinter der Theke helfen würde, um ein paar Fehlerquellen besser sehen zu können. Mal sehen, wie das wird!!
Julius war auch mit dabei und auch den Rest des Tages vergnügte ich mich mit Julius, denn Anja hatte jede Menge ‚Hausaufgaben’ für die Schule, Korrekturen und Unterrichtsvorbereitungen, war also froh, dass ich ihr den Rücken freihielt.
Nicht sehr originell, aber praktisch und immer lecker, beendeten wir den Sonntag im Hin Lone! Wir sollten mal ernsthaft mit der Geschäftsführung über einen Rabatt sprechen….

Die Geburtstagskinder der Woche: Fehlanzeige! Oder habe ich jemanden vergessen. Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung!

Freitag, 28. November 2008

Die erste Novemberwoche


Harald wollte natürlich nicht nur Accra sehen, sondern auch noch ein bisschen mehr von Ghana. Deswegen planten wir eine kleine Rundreise, die am Mittwoch starten sollte. Eine exakte Route hatten wir noch nicht, wollten aber auf jeden Fall Kumasi, Lake Bosumtwi und Cape Coast mit dem Kakum National Park besichtigen. Mit meiner STC-Bus-Erfahrung ging es also nach Kaneshie, um uns für den Mittwoch Bustickets zu kaufen. Nach einer mühevollen Anfahrt und dem Erwerb der Karten, gingen wir zu Fuß noch auf den Kaneshie-Markt. Da Harald ja genauso wie ich ein „passionierter Marktgänger“ ist, konnten wir nach einer halben Stunde diesen Tagesordnungspunkt ad acta legen. Genügend tote und lebende Tiere, Stoffe, Schneider, Früchte und Krimskrams, den man vielleicht brauchen kann, meistens aber nicht, hatten wir dann auch gesehen.
Am Nachmittag ging ich noch etwas arbeiten und Zuckerbäcker Harald buk mit Anja & Julius noch einen Kuchen, um sich dann auch dem Müßiggang hinzugeben. Abend gingen Harald und ich dann noch ins Ryan’s Pub, entschlossen uns aber dummerweise drinnen bei runtergekühlten 16 Grad unser frischgezapftes Bier zu genießen. Brrrr, Frostbeulen und die erneute Erkenntnis, dass es im Garten einfach schöner ist.
Dienstag hatte ich ja Geburtstag und durfte dann gleich an einer festlich gedeckten Frühstückstafel einen Haufen Geschenke auspacken. Wow, viele Bücher, Gutscheine, CDs und sogar ein Klavier-Lernbuch! Da ging es einem ja gut. Anja hatte bereits um 7 Uhr Konferenz und wurde dann zum ersten Mal von Festus versetzt. Also husch, husch ein Taxi gesucht und ab in die Schule. Hat dann noch gereicht – Glück gehabt.
Als richtiger Accra-Tourist musste Harald dann natürlich noch eine Einkaufstour und anschließendem Kaffee mit Barbara und Renate mitmachen. Das gehört einfach zum Pflichtprogramm!
Abends waren wir dann noch mit Karin, Tanya und Christoph im ‚Le Bouquet’ zum Essen und hatten einen schönen, gemütlichen Abend. (Außerdem gab es noch für den lieben Stephan Original Schweizer Schokolade und eine Einladung ins ‚Bistro Schlatter’ inklusive Taxi-Transfer. Eine Lokalität, die man nur empfehlen kann….)
Montag/Dienstag hatten wir dann noch richtig Wasser-Stress, denn was wir nicht wussten, war, dass die Wasserleitungen schon seit geraumer Zeit zu waren und wir uns nur von unserer Tankreserve „ernährten“. Letztlich bemerkten wir es dann schon, aber eben erst, als das Wasser ‚finished’ war!!! Nach kurzer Rücksprache mit George Amoh, wurde dann von ihm auch prompt neues Wasser bestellt, dass dann am Dienstagmorgen per LKW geliefert wurde. Kostenpunkt: 50 cedis! Die Stimmung war gereizt, ein Wort wechselte das andere, alles wurde auch nicht richtig verstanden, da der Ghanaer mit „richtigem“ Englisch durchaus seine Probleme hat (, was er aber nie zugeben würde) und so gab es dann die ersten Dissonanzen zwischen unserem Vermieter und Anja. Für George Amoh sowieso unverständlich, wie es eine Frau wagen kann, sich in eine „Männerunterhaltung“ einzumischen und obendrein noch Kritik zu äußern. Die Rollenverteilung, wer was zu melden hat und wer sich gefälligst um den Haushalt zu kümmern hat, ist da sehr eindeutig und bei unserem 78jährigen Vermieter auch nicht mehr aus dem Kopf zu bringen. Was müssen sich die Frauenzimmer auch überall einmischen…. Dass dieser Zustand für uns aber nicht optimal ist, hat er dann aber doch begriffen und am nächsten Tag einen zusätzlichen Wassertank an unser Haus anschließen lassen. Quasi als Entschuldigung ohne Worte! Die Wogen glätteten sich wieder….
Mittwoch dann Abschied von der Familie für eine Woche und ab in den STC-Bus, der auch auf die Minute pünktlich abfuhr. Die Fahrt ging dann nahezu 6 Stunden und so erreichten wir müde und abgekämpft unser Ziel. George Amoh meinte noch, wir sollen doch das City-Hotel nehmen. Da würde er auch immer residieren und das sei folglich auch gut für uns. Also, ab ins Taxi und los ging’s. Das City-Hotel entpuppte sich dann aber als Golden Tulip und der Preis für das einzige freie Zimmer belief sich auf 187 $. Holla, dann doch lieber ein preisgünstigeres gesucht und so landeten wir dann im Stadium Hotel, das dann nur 45 cedis kostete.
Das Hotel war (für den Preis) ganz O.K. und nach kurzer Zeit fanden wir auch ein nettes Restaurant, wo wir ein richtig leckeres Abendessen serviert bekamen. Außerdem leistete uns noch ein Kumaser? Kumasier? Kumase? ach was, machen wir es anders, ein Einwohner von Kumasi Gesellschaft, der uns gerne auch noch etwas Marihuana verkauft hätte. Vielen Dank, die Rechnung bitte und zurück ins Hotel, wo wir feststellen mussten, dass unser Stadium Hotel eine lauschige Außenbar besaß, wo sich viele Einheimische gerade die Champions League anschauten. Gerne setzten wir uns dazu und so wurde es dann doch schon wieder später, als wir eigentlich vorhatten.
Am nächsten Morgen zogen wir dann doch gleich weiter ins nächste Hotel. Nicht, weil es uns dort nicht gefallen hätte, sondern weil es schon etwas außerhalb war und somit als Station für unseren kulturellen Rundumschlag nicht so geeignet war. Das Fosua Hotel war dann schön zentral, aber auch ein etwas düsteres Loch – soweit aber O.K. Zuerst wollten wir ins Kulturzentrum, waren da aber schon etwas enttäuscht, da es sich um ein Gelände mit viel Kunsthandwerk handelte, die aber natürlich nur verkaufen wollten. Ein kleines Museum, das sich mit der Geschichte der Ashantis und ihrer Könige befasst, war angeschlossen. Ganz interessant, aber vom Eintrittspreis her viel zu überteuert. Das war mal nicht so dolle. Danach dann in den Königspalast. Es gibt den Königspalast, der aktuell vom derzeitigen König Nana Osei Tutu II. bewohnt wird, und den alten, der jetzt als Museum dient. Sehr, sehr interessant und auch der Eintrittspreis war mit 7 cedis völlig in Ordnung. Die ausführliche Führung, die nahezu 2 Stunden ging, hat uns dann schon sehr gefallen und außerdem konnten wir sogar noch einen Blick auf den König erhaschen, der gerade von der Beerdigung des Finanzministers nach Hause kam. Nach dem Museumsbesuch ging es dann runter in die Altstadt, wo wir an der Außenhaut des Zentralmarktes entlangspazierten. Dieser Markt gehört zu den größten Märkten Afrikas und umfasst circa 10 Hektar. Für Harald und mich eindeutig zu groß, und so begnügten wir uns, am Rand des Marktes zu flanieren. Das reichte uns völlig und war auch sehr beeindruckend. Es dürstete uns und wir waren auf der Suche nach einem Bier, als uns ein Straßenhändler aus Mali eine Bar zeigte, die man als Normalsterblicher nie gefunden hätte. Wir saßen an der Hauptverkehrsstraße in luftiger Höhe im 3. Stock auf einem schmalen Balkon und konnten von dort oben das Treiben auf den Straßen verfolgen. Der Eingang zu dieser Bar befand sich aber nicht unten an der Hauptstraße, sondern man musste von hinten durch eine Art Lieferanteneingang spazieren und dann sehr dunkle, sehr schmuddlige und irgendwie auch nicht ungefährliche Treppen hinaufsteigen. Warum soll man es seinen Gästen auch leicht machen? Auf jeden Fall wunderte es uns nicht, dass wir die einzigen Gäste waren. Auf der anderen Straßenseite wurden in gleicher Höhe Lichter eingeschaltet und die schummrig-rote Beleuchtung ließ uns darauf schließen, dass es dort sehr puffig zugeht. Genau dort waren wir dann aber tatsächlich später zum Abendessen und es entpuppte sich als normales Restaurant.
Am nächsten Tag wollten wir dann weiter zum Lake Bosumtwi, gingen aber vorher noch ins Kriegsmuseum, einem ehemaligen britischen Fort, indem die Streitigkeiten zwischen Ashanti und Briten erläutert wurden. Auch hier eine tolle, ausführliche Führung, auch wenn man manchmal den Eindruck gewinnen konnte, dass unser Guide gerne eins der Gewehre oder Haubitze selber getestet hätte.
Dann aber zum See Bosumtwi, etwa 30 km südlich von Kumasi gelegen. Dieser See ist die Heimat der Twi und dort sollen die Seelen aller verstorbenen Seelen Abschied von der Erde nehmen.
Nach einer wagemutigen Fahrt mit dem Taxi über Stock und Stein, kamen wir dann in unserem Hotel, dem Lake Bosumtwi Paradise Resort, an. Eine wunderschöne Anlage mitten in herrlicher Natur. Nach zwei Tagen in einer lauten und hektischen Stadt genau das Richtige für uns. Zimmer bezogen, rein in die Badehose und ab in die Fluten. Doch nichts war’s mit der Abkühlung, denn die Wassertemperatur erinnerte mit weit über 30 Grad eher an eine riesengroße Badewanne – also eher ein Paradies für Onkel Hans! Folglich musste man zur Abkühlung dann wieder raus aus dem Wasser und an die Luft. Verkehrte Welt! Wir faulenzten nach Herzenslust und ließen uns dann zum Abendessen noch das ein oder andere Bierchen lecker schmecken, (was ich am nächsten Tag dann aber noch bereuen sollte….)
Am Donnerstag hatten wir uns ja schon ein Ticket für den STC-Bus nach Cape Coast gekauft und so ging es am Samstag dann wieder nach Kumasi an die Busstation zurück. Hierbei trafen wir auf einen richtigen Höllenfahrer und ich vermute, dass dieser junge Mann sicher auch beim Formel 1-Rennen in Monte Carlo ganz gut abgeschnitten hätte. Das Fenster nach unten gekurbelt und das malade Köpfchen in den Wind gesteckt, wurde mein Unwohlsein dann doch etwas besser. Nach einer interessanten Busfahrt, auf der wir zuerst die unglaublichsten Baustellen passieren mussten und dann unzählige Beerdigungen (Samstag!) sehen konnten, kamen wir dann in Cape Coast an. Ein nettes Hotel (35 cedis) war schnell gefunden und so war man wieder auf der Suche nach einem gepflegten Abendessen. Mir wurde es dabei dann doch wieder flauer und flauer und als wir dann fündig wurden und ich mich für eine Pizza entschieden hatte, beschloss ich, nach einem Stück davon, dass es doch sinnvoller wäre, nichts mehr zu essen. Oh, ich kann ein ‚Leider’ sein!!!
Am Sonntagmorgen besichtigten wir dann die Sklavenburg in Cape Coast und es war für mein Empfinden der heißeste Tag seit unserer Ankunft in Ghana Anfang August. Ich schwitzte wie nichts Gutes, was einen Museumsmitarbeiter zu der Aussage hinreißen ließ: „You are sweating like a pregnant fish!“ Na gut, wenn er meint!
Quartierwechsel – wir wollten weiter zum Hans Cottage Botel, eine Anlage nahe des Kakum-Nationalparks, die Ausgangspunkt sein sollte, eben diesen am Montag zu besichtigen. Dort waren wir ja bereits einmal während unseres Familienurlaubs zum Mittagessen und hat uns dort auch sehr gut gefallen. Die Restaurant-Anlage, die wie unsere Pfahlbauten auf einem kleinen See liegt, ist auch wirklich zu empfehlen, aber unser Zimmer war dann eher ein Skandal. Mit Abstand das schlechteste und gleichzeitig das teuerste Zimmer. Dazu noch ein sehr unfreundlicher Empfang an der Rezeption – wir waren nicht begeistert und beschlossen unsere geplanten zwei Nächte auf eine zu verkürzen. We were not amused!!! Tagsüber dann gefaulenzt und abends dann wirklich lecker gegessen und auch das Bier schmeckte wieder richtig gut.
Die erste Harald-Woche war schon wieder vorbei!!!!

Die Geburtstagskinder der Woche: Am Dienstag, den 4. November hatte auch noch Tom Geburtstag und 3 Tage später, am Freitag, den 7. November, feierte meine liebe Schwiegermutter Eke in Istanbul zusammen mit Klaus ihren Jubeltag. Und am Samstag, den 8. November war es für Daniel Langer in Accra soweit die Kerzen auszublasen! Herzlichen Glückwunsch!!

Mittwoch, 26. November 2008

Die letzte Oktoberwoche

Jetzt war die Katze raus aus dem Sack! Harald besucht uns in Accra und wird am Freitag, den 31. Oktober auf der Matte stehen. Von Anja und Harald schon seit September vorbereitet (und vom Tschüll’ beinahe ausgeplaudert…), wurde ich dann schließlich und endlich doch auch noch eingeweiht, damit ich meinen Krempel bis dahin auch noch vorbereiten konnte. Beispielsweise gab es noch jede Menge für den Bütezettel zu erledigen und da wäre ich ganz schön auf die Nase geflogen, wenn ich das erst am Freitag erfahren hätte. Ja super! Das waren ja feine Neuigkeiten – unser erster Besuch in der neuen Heimat und das gleich für zwei Wochen.

Nachdem der Botschaftsarzt am Montag dann meinen Zehnagel fachgerecht entfernt hatte, ließ ich es krachen. Bis zum Mittwoch! Dann war erst mal Sense, denn es war mal wieder Stromausfall. Na ja, nicht so schlimm, ist ja nicht das erste Mal und normalerweise kommt er dann nach ein paar Stunden auch wieder zurück. Ohne Strom, keine Arbeit, also war Relaxen im Hof angesagt. Wir telefonierten mit dem Geburtstagskind Jule und ihren Eltern Cori & Jörg lässig und lustig und Mister Amoh erzählte uns, dass der Strom eh bis um 19.00 Uhr wieder da wäre, da dann die erste große Debatte der vier großen Parteien für die anstehende Präsidentenwahl im Fernsehen übertragen werde. Und da wolle die Regierung und die Opposition doch, dass alle Menschen Strom haben, um die Elefantenrunde auch verfolgen zu können. Leider hatte Mister Amoh nicht recht, der Strom kam die ganze Nacht nicht zurück und ich erlebte eine der heißesten Nächte in Accra. Kein Deckenventilator, kein Lüftchen und nur Hitze, Hitze, Hitze. Ich kam mir vor wie ein Brathähnchen und stand dann schweißgebadet – und ich war schweißgebadet!!!- am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen auf. Immer noch kein Strom! Und kein Strom heißt dann auch kein Wasser! Denn ohne Strom, keine Pumpe, ohne Pumpe kein Wasser! Also Wäsche und Zähneputzen im Hof am Brunnen. Unter anderen Umständen hätte man dieser Situation durchaus was abgewinnen können, aber so nervte es nur! Da eine Lösung des Stromproblems immer noch nicht in Sicht war, stornierte ich vorsichtshalber mal den Skype-Termin mit Jülle und harrte der Dinge. Auch der Kühlschrank stellte uns so langsam, aber sicher vor Probleme. Wie man weiß, bleibt der Inhalt eines Kühlschranks recht lange kühl und frisch, vorausgesetzt man öffnet ihn nicht alle naselang. Nun waren aber doch schon über 20 Stunden ohne Strom vergangen und so mussten wir wohl oder übel den Kühlschrank öffnen, bevor es in diesem geschlossenen Raum zu stinken anfängt. Andererseits verringert sich somit die Haltbarkeit der Lebensmittel beträchtlich und so stand der Speiseplan für den heutigen Tag schnell fest: Ghanaisches Allerlei, also alles was der Kühlschrank hergibt, in einen essbaren Zustand zu versetzen.

Meine Arbeitspläne waren nun komplett über den Haufen geworfen und ich hatte noch einen Tag bis zu Haralds Ankunft. Als wir uns dann schon auf eine zweite, unmenschlich heiße Nacht einstellten und Anja zur Illumination unserer Räume ein Kerzenmeer anzündete, war der Spuk endlich, endlich vorbei und wir hatten nach langen 30 Stunden wieder Strom und Wasser. Welch ein Jubel!

Freitag dann mit Karacho an das Notebook und ins Internet-Café, um einigermaßen auf Stand zu kommen. Die geplante Radio-Show auf www.laut.fm/buetezettel musste ich dann aber doch verschieben. Die findet jetzt übrigens am Samstag, den 6. Dezember statt.

Von Tanya und Christoph bekamen wir dann netterweise das Auto geliehen und so ging es dann Richtung Flughafen, um unseren Besucher abzuholen. Julius war richtig aufgeregt und konnte es kaum erwarten. Mit leichter Verspätung kam Harald dann an und die Warterei hatte sich für Julius redlich gelohnt, denn noch am Flughafen bekam Julius von Harald einen Haribo-Adventskalender. Zuerst ging es mit Harald zum Essen in unser „Stammlokal“ Hin Lone, auch Pinguin-Restaurant genannt, da die Klimaanlage dort immer auf arktische Temperaturen gestellt ist.

Zuhause erwarteten uns dann viele Überraschungen, denn Haralds Gepäck bestand aus gefühlten 90 % Care-Paketen aus der Heimat. Deutsche Zeitschriften, Kaffee, Nutella und noch vieles mehr wurde aus dem Koffer gefischt. Weihnachten am 31. Oktober – warum auch nicht? Besonders Julius durfte sich sehr freuen, denn Mimi & Klaus hatten ihm eine tolle Überraschung eingepackt...
Für den Samstag hatte ich Festus, unseren Taxifahrer, gebucht, damit er Harald eine Art ‚Best of Accra’ präsentieren konnte und natürlich auch, um ihm einen ersten Überblick über die Stadt zu geben. Zum Mittagessen ging es dann in den Swiss Club und Anja blieb auch gleich dort, denn sie musste noch einiges für die Schule vorbereiten. Harald durfte dann mit mir seine erste Trotro-Fahrt genießen und im Viertel angekommen, machten wir – nach Haralds Antrittsbesuch bei George Amoh - einige Besorgungen, um danach in der Tilawia-Bar, direkt am Meer gelegen, ein leckeres Club zu genießen. Dort wurde Harald dann der Diskrepanz gewahr, dass man zwar unmittelbar am Wasser wohnt, dieses aber nicht nutzen kann, da es in Accra sich wirklich nur um eine dreckige und stinkende Kloake handelt. Das komplette Abwasser läuft direkt ins Meer und auch das generelle Umweltbewusstsein wird leider noch nicht so groß geschrieben. Müll ist dazu da, dort fallengelassen zu werden, wo man geht und steht und genau so sieht es am Meer halt auch aus. Schade!!!

Abends gingen wir dann noch „auf die Gass“ und unsere erste Station war eine „Eckkneipe“ gleich bei uns ums Eck, die den hochtrabenden Namen ‚First Choice Enterprise’ trägt. Diese Bar besteht aus einem Bestell-Tresen und einer Terrasse mit wenigen Tischen, von denen man aus sein spottbilliges Club genießen und das Leben auf der Straße verfolgen kann. Danach wollten wir dann noch das ‚Jokers’ testen, tauften das Lokal aber nach diesem Abend in ‚Checkers’ um! Denn die Klientel bestand aus aufgebrezelten, eher leicht wirkenden ghanaischen Mädchen und abcheckenden, hauptsächlich libanesischen Männern. Wir wollten eigentlich nur einen Gin Tonic trinken (man muss ja was gegen die Malaria machen…), hatten dann aber viel Spaß beim Beobachten der verschiedenen Balzannäherungen.

Am Sonntag ging es dann mit Harald zuerst in die Kirche und nach 2 ½-stündigem Gottesdienst hatten wir uns eine Abkühlung verdient. So zeigten wir Harald „unser“ Labadi Beach Hotel und ließen es uns am Pool gut gehen. Abends waren wir dann noch lecker essen bei ‚Tante Marie’ und so gingen auch die ersten zwei Tage von Haralds Besuch ruckizucki rum!

Geburtstagskinder der Woche: In dieser Woche wieder jede Menge! Am Dienstag, den 28. Oktober feierte Simone Geburtstag und einen Tag später, am Mittwoch, den 29. Oktober wurde Jule schon fünf Jahre alt!!! Erneut einen Tag später, am 30. Oktober, gab es dann im Hause Keller den Geburtstag von Elke zu feiern, am Monatsletzten, den 31. Oktober hatte mein Cousin Josef seinen Jubeltag und am Sonntag, den 2. November wurde meine Schwägerin Maren zum letzten Mal in Hongkong ein Jahr älter und darf ab sofort eine ‚3’ als Zehnerstelle angeben.
Euch allen herzlichen Glückwunsch!!!

Dienstag, 25. November 2008

Die vierte Oktoberwoche


Elmina adieu, aber Anja und Julius hatten ja immer noch eine Woche Herbstferien, also noch jede Menge Zeit, was zu unternehmen.

Noch in Elmina bekamen wir einen Anruf von der Botschaft, dass wir am Dienstag Vormittag einen Termin hätten, um unsere Formulare für die Aufenthaltsgenehmigung vorzubereiten. Na endlich! Bislang waren wir ja immer noch „illegal“ im Lande, da es nie ganz geklärt war, wer denn jetzt für uns zuständig sei. Die Schule oder die Botschaft? Die Henne oder das Ei? Wir waren letztlich der Spielball dazwischen und nun entsprechend froh, dass es auch in dieser Angelegenheit vorwärts zu gehen scheint.

Am Montagabend bekamen wir noch eine Einladung von den Langers für den nächsten Tag. Aber gerne – man hat ja Urlaub!

Die Botschaftsgeschichte war dann schnell erledigt, Formular ausgefüllt, Dienstausweise und Passfotos (Reisender, kommst Du nach Ghana, bring’ auch einen Karton Passfotos mit. Lebensnotwenig für den Ghanaer!) abgegeben und Tschüß! Herr Singer, der zuständige Mann, meinte, dass wir in circa 4 Wochen die Papiere wieder haben sollten. Na also! Geht doch!

Am Nachmittag waren wir dann bei der Familie Langer in Labone und wurden von Sylvia Langer und ihrem Chauffeur sogar noch bei uns im Viertel abgeholt. Was ein Luxus! Daniel, Sylvias Mann, war auch schon zu Hause, als wir eintrafen und so machten wir es uns auf der Terrasse gemütlich. Familie Langer hat drei Kinder an der RMS Schule – Julian, Philipp und Christoph – und außerdem spielt Daniel und sein Sohn Christoph auch am Dienstag beim Fußball mit. Man kennt sich also! Sylvia hat übrigens auch einen Blog über das Leben in Ghana und den findet ihr hier. Sie konnte mir allerhand interessante Details zeigen, wie man einen Blog noch aufpeppen kann, beispielsweise eine aktuelle Wetteranzeige des Standorts, die ihr dank Sylvia jetzt auch auf dieser Seite bewundern könnt. Außerdem hat sie ein recht interessantes und lustiges Blog-Projekt gestartet. Und zwar: Wenn man durch die Straßen Accras oder Ghanas zieht, wimmelt es ja nur so von Verkehr und vor allem von Trotros, die eher der Marke Schrottreif zuzuordnen sind. Ein Großteil dieser Trotros präsentiert aber nach wie vor verschiedene deutsche Unternehmen und Firmen, die ihren Schrott nach Süden losgeworden sind. Und was da so alles rumfährt, wird von ihr – soweit die Kamera griffbereit ist – abgelichtet und veröffentlicht. UPDATE: Wer sich die deutschen Umweltverschmutzer in Ghana mal anschauen möchte, klicke hier! Meine Suche nach Haselbergers altem Transit ist bis jetzt aber erfolglos geblieben….
Julius hatte mit drei Spielkameraden, davon zwei einigermaßen in seinem Alter, natürlich seinen Riesenspaß und der wurde noch größer als er das Trampolin im Garten erblickte. Später durfte er im Langer’schen Kino noch einen lustigen Zeichentrickfilm sehen, der ihm wohl sehr gefiel, denn das Lachen war bis draußen zu hören.
Die nachmittägliche Einladung ging dann noch in die Verlängerung, als Daniel den Grill anwarf und so wurden wir noch lecker zum Essen eingeladen. So lässt es sich leben!
Dann wurde es aber (leider) Zeit, denn wir haben ja jede Menge gesellschaftliche Pflichten. Unser Vermieter George Amoh feierte nämlich seinen 78. Geburtstag und lud uns auch noch auf einen kurzen Umtrunk ein. Von Daniel wurden wir noch exklusiv nach Hause gebracht und kamen gerade noch rechtzeitig bei Mr. Amoh an, bevor er schmollend ins Bett gegangen wäre. Ghanaer haben ihren Stolz. Nach dem „Umtrunk“, bei dem es nichts zu trinken gab, waren wir dann alle recht müde und fielen erschöpft in die Federn. Urlaub kann anstrengend sein!!! Aber eine nette Anstrengung!!!
Am Mittwoch und Donnerstag stand dann bei Anja schon wieder die Schule auf dem Tagesplan und sie verbrachte viele Stunden im Klassenzimmer, um ihren Unterricht vorzubereiten. Julius und ich hatten viel Zeit miteinander zum Spielen und am Donnerstag gingen wir dann nach Anjas getaner Arbeit ins La Palm zum Eis essen. Dort gibt es wirklich richtig leckeres Eis und vor allem auch viele Sorten zur Auswahl. Der Preis ist zwar unverschämt hoch, aber das muss man hier halt bereit sein, für Luxusartikel zu bezahlen…
Am Freitag hatte Julius dann eine Einladung zu einer Halloween-Party. Jack, ein Kindergarten-Freund von Julius und der Sohn des stellvertretenden amerikanischen Botschafters hatte zur Gruselfete geladen und wie es sich für zünftige Amerikaner gehört, wurde diese Halloween-Party mit allem dazugehörigen Schnickschnack gefeiert. Ich selber war nicht dabei, aber nach den Erzählungen von Anja und Julius war das ganze Anwesen halloweenmäßig dekoriert. Ein Grab zwischen den Gemüsebeeten, ein Skelett in der Satellitenschüssel und einen aufblasbaren, riesigen Kürbis mitten im Garten. Dazu die tollsten Spiele mit vielen Süßigkeiten. Julius im Paradies.
Und am nächsten Tag ging es gleich weiter – der Junge hat ja schon mit vier Jahren Verpflichtungen! Jan, ein weiterer Freund von Julius hatte am 16. Oktober Geburtstag und feierte am Samstag, den 25. Oktober seinen fünften Jubeltag. Jans Vater Thomas holte uns dankenswerterweise an der RMS Schule ab, da wir ansonsten nur schwerlich nach Abelemke, einen etwas außerhalb gelegenen Stadtteil, gelangt wären. Hier wäre es jetzt schön gewesen, wenn wir ein Auto gehabt hätten. Tja! Auch hier war Julius aus dem Häuschen, denn ein Geschenk für Jan war eine Ritterrüstung und dreimal dürft ihr raten, wer diese Rüstung die ganze Zeit, mit Attacke-Rufen versehen, getragen hatte… Chefritter Julius!
Hier allerdings als Pirat zu sehen:
Anja hatte sich mit Karin Biedermann auf dem Makola Markt verabredet und war somit gar nicht beim Geburtstag dabei – wir wollten uns dann aber nachmittags bei Gudrun Mallet in East Legon treffen. Wer ist Gudrun Mallet? Ein gutes Beispiel dafür, wie klein die Welt (mittlerweile) ist. Als wir unseren Familien mitteilten, dass wir für zwei Jahre nach Ghana gehen, meldete sich Anjas Schwester Maren, dass bei ihr im Kindergarten eine Dominique arbeitet, deren Tante, eben Gudrun, in Ghana an der deutschen Botschaft beschäftigt ist. Und Gudrun Mallet half uns dankenswerterweise im Vorfeld mit vielen Infos rund um das Land Ghana und die Stadt Accra bei unseren Planungen. Super! [Mittlerweile erfuhren wir übrigens noch über eine weitere Ghana-Hongkong-Verbindung; so war Jack, der Halloween-Freund von Julius, vorher bei Maren im Kindergarten und Jacks Vater hat seinerzeit sogar noch die Terrys Papiere für die Hochzeit der Cyrs vorbereitet…] Hab ich mich verzettelt? Ja! Also, wir waren bei Gudrun und ihrem Mann Donald eingeladen und hatten dort einen tollen Nachmittag bei selber gebackenem, leckerem Kuchen, Kaffee und netten Gesprächen. Julius hatte bei Gudrun und Donald gleich einen Stein im Brett und durfte dort nach Herzenslust herumtollen. Und als wir dann am Schluss noch Fußball spielten, gab es dann eine Schrecksekunde für mich. Denn mein kaputter Zehnagel, mit dem ich seit Wochen herumlief, verabschiedete sich dann doch und klappte sich vertikal zum Zeh nach oben. Rausziehen wollten wir ihn dann nicht, da es dann ohne Unterlass geblutet hätte und abschneiden war auch nicht so einfach, da man in Ghana auch solche einfachen Dinge aus Infektionsgründen nur steril machen sollte. Also klemmte Donald – vor seinem Ruhestand war er praktizierender Arzt – kurzerhand den kaputten, schwarzen Nagel nach unten in seine Ausgangsstellung, desinfizierte alles und verband den Zeh, verbunden mit dem Hinweis, am Montag doch bitte einen Arzt aufzusuchen. Da war die erste Aufgabe für die kommende Woche dann doch gleich schon gestellt.
Geburtstagskind der Woche: Wie schon erwähnt, George Amoh feierte am 21. Oktober seinen 78. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!!!