Samstag, 29. November 2008

Die zweite Novemberwoche

Auf in den Kakum Nationalpark. Ein Nationalpark in Ghana ist sicher nicht zu vergleichen mit einem südafrikanischen, namibianischen oder kenianischen Nationalpark, indem man all die Tiere sehen kann, die man noch aus John Waynes ‚Hatari’ kennt. Eine bedingte Ausnahme stellt da der Mole-Nationalpark, der aufgrund seines Namens eigentlich mit Harald ‚Molle’ besucht gehört hätte, aber einfach viel zu weit im Norden liegt und somit zeitlich nicht zu erreichen war. Natürlich gibt es auch im Kakum-Park Tiere, zum Beispiel Waldelefanten, Wildschweine aber auch Affen und jede Menge Vogelarten, aber in einem Regenwaldgebiet sieht man halt auch den Wald vor lauter Bäumen nicht. Also eher unwahrscheinlich, was zu sehen. Es geht bei einem Besuch im Kakum um das Naturerlebnis und natürlich um den Canopy Skywalk! Der Canopy Skywalk sind mehrere, 350 Meter lange, Hängebrücken, die in den Baumwipfeln befestigt wurden. Teilweise geht es dort 40 Meter abwärts und man darf auf den sehr wackligen Brücken auch nur einzeln drüberlaufen. Die älteste Teilnehmerin in unserer Gruppe war eine 85 Jahre alte Frau aus Deutschland, die diesen Parcours in Badeschlappen! absolvierte. Außerdem – die Welt ist klein – stellten wir fest, dass ein Ehepaar aus Konstanz war und zwar aus Allmansdorf. Irre! Der Canopy Skywalk war ein sehr beeindruckendes Erlebnis und danach hatten wir dann noch eine anderthalbstündige Führung durch die Flora und Fauna von unserer Parkwächterin Doris.

Wie gesagt – Hans Cottage war dann für uns passé und so entschlossen wir uns auch noch Elmina einen Besuch abzustatten. Wir quartierten uns im Bridge House ein, unmittelbar an der Sklavenburg von Elmina gelegen. Perfekt. Außerdem gehört das Bridge House auch zur Coconut-Grove-Kette und somit ist man berechtigt, die Anlagen des Coconut-Grove-Beach-Resorts mitzunutzen. Nach einem kleinen Spaziergang durch Elmina und einer eindrucksvollen Besichtigung der Conraadsburg, fuhren wir dann also an den Coconut Grove-Strand und ließen es uns am Meer richtig gut gehen. In Elmina rief mich dann noch Anja an, dass das Wasser schon wieder zur Neige geht. Also noch schnell die Nummer von unserem Wasserfritzen herausgesucht und eine neue Lieferung für 50 cedis bestellt. Die kam dann auch – laut Anja - prompt am nächsten Morgen an. Das funktioniert also schon.
Am Dienstag war also unsere Rückreise geplant, doch da der Bus erst um 13.00 Uhr ging, hatten wir noch genügend Zeit, auch die Sklavenburg in Elmina zu besichtigen.
Generell muss man in Ghana ja auf sehr vieles warten, trotzdem wollten wir dann an der STC-Station in Cape Coast pünktlich sein und trafen schon um 12.15 ein. Dort wurden wir bereits erwartet und es wurde uns hektisch erklärt, dass der Bus, dessen Motor schon lief, jetzt unser Bus wäre, da der 13.00 Uhr-Bus nicht kommen würde. Aha! Rein in den Bus und schon ging’s los – Glück gehabt. Entsprechend zeitig waren wir dann auch wieder in Accra, ließen uns an Anjas Schule bringen und konnten dann gemeinsam mit Anja & Julius nach Hause fahren.
Mittwoch Vormittag ging ich etwas arbeiten und Harald konnte in Ruhe faulenzen, bevor wir uns am Nachmittag mit Anja trafen, um etwas durch Osu zu schlendern. Bei Frankie’s aßen wir sehr, sehr gute Burger in tiefgekühlter Temperatur und besorgten für unser Patenkind Jule noch ein süßes Kleidchen. Abends noch ein Bierchen in der First Choice Enterprise-Bar um die Ecke, die von uns nur noch ‚Raumschiff Enterprise’ genannt wird. Oh, süßes Leben!
Am Donnerstag hatten wir Festus gechartert, um nach Akosombo zu gelangen. In Akosombo gibt es den großen Staudamm zu besichtigen, der den Volta-See vom Volta-Fluss trennt. 75 % des Stroms, der in Ghana verbraucht wird, wird hier produziert, außerdem wird hier für einige westafrikanische Länder, wie zum Beispiel Burkina Faso, der Strom produziert.
Als uns Festus dann abholte, war er nicht alleine. Sein jüngerer Bruder Nathaniel, genannt Nat, war noch mit dabei. Jetzt wurde mir einiges klar! Bei unserem ersten Verhandlungsgespräch mit ‚Festus’, stellte er sich als Nathaniel vor, so dass wir meinten, er hätte 2 Namen, die er mal so, mal so verwendet. Dabei waren das komplett 2 verschiedene Personen und Festus kam nie auf die Idee, uns aufzuklären, sondern erwiderte jedes Mal, wenn wir ihn auf seine 2 Namen ansprachen, das ghanaische „Yes, yes!“ Großes Gelächter! In Akosombo fuhren wir dann rechts ran und ein weiteres Mitglied der Festus-Familie nahm in unserem Taxi Platz. Fred, von uns nach kurzer Zeit nur „Funny-Fred“ genannt, gesellte sich dazu und so allmählich entwickelte sich das Ganze zu einem Familien-Ausflug. Der Damm war dann sehr beeindruckend und auch die Natur entlockte uns viele Aaaahs und Ooohs! Nach einer Reifenpanne, ging es dann mit der Familie ins Tennis-Clubheim von Akosombo, um einen Drink zu nehmen. Als Festus sich auch ein ‚Star’-Bier bestellte, wussten (oder zumindest hofften) wir, dass jetzt nur noch Nat fahren würde. Danach dann auf den Markt, wo man an einer improvisierten KFZ-Werkstatt den Reifen checken ließ, um dann noch Festus’ Vater kennen zu lernen. Seine Mutter und Schwestern hingegen leben in Ho – die komplette Familie kennen wir also noch nicht. Da wir die Runde im Tennisheim übernommen hatten, führte uns Fred noch in eine andere Bar, wo der nächste Drink schon auf uns wartete. Das wollten die Festus-Brüder doch nicht auf sich sitzen lassen. Festus genehmigte sich jetzt einen Whisky, mit dem Hinweis, dass der Whisky in Ghana nicht viel Alkohol hätte, sogar weniger als ein Bier. So, so! Dann hieß es sich von Fred zu verabschieden und (endgültig) die Heimreise anzutreten. Nat und Festus hielten zwar noch des Öfteren, um sich mit Fisch und anderen Lebensmitteln einzudecken, aber ansonsten hatten wir eine geruhsame Fahrt. Rund um Teshie wurden die Lebensmittel dann an Freunde und Verwandte wieder verteilt, aber irgendwann kamen wir dann tatsächlich zu Hause an. Interessant, so ein Familienausflug.
Abends war dann an der Schule ein Laternenumzug, also der nachgeholte St.Martins-Umzug. Zwei Stunden vorher hatte es noch aus allen Kübeln geschüttet, aber rechtzeitig zur Feier war es wieder warm und trocken (natürlich warm, was denn sonst…!) und wir erlebten einen schönen, feierlichen Umzug rund um die Schule. Julius trug seine Laterne mit großem Stolz und großem Ernst und sang auch richtig toll mit. Schön!
Freitag zeigte ich Harald dann noch den Wahnsinn des Makola-Marktes und ließen es uns am Nachmittag bei einem Bierchen an der Tavala-Bar am Strand noch mal richtig gut gehen. Der letzte Abend nahte und Harald lud uns ins La Palm zum Essen. Wir saßen richtig toll am Meer, hatten sehr leckeres Essen und genehmigten uns zum Schluss auch noch einen Gin-Tonic. Perfekt.
Am Samstag hatten wir uns den Schulbus ausgeliehen, um Harald wieder an den Flughafen zurückzubringen. So fuhren wir nach dem Kofferpacken um 12 Uhr los und wollten Harald als behutsame Rückführung in die westliche Welt noch die ‚Accra Shopping Mall’ zeigen. Da Anjas Schüler immer behaupteten, dass die ANC, eine weitere Shopping-Mall an der Spintex Road noooooch besser wäre und wir den Vorteil eines eigenen fahrbaren Untersatzes nutzen wollten, probierten wir zuvor auch diese aus. Einer beschwerlichen Anfahrt folgte dann eine ziemlich doofe Shopping-Mall. Nö, Kinders, das war nix! Als wir danach noch eine Stunde im überhitzten Auto im Stau standen, meinte Harald, dass Anja da schon den jeweiligen Schülern eine mehrseitige Strafarbeit aufbrummen sollte. Dann aber rein in die „richtige“ Shopping Mall, noch mal Geld unter die Leute bringen und mit Harald die Henkersmahlzeit einnehmen. Denn langsam wurde es Zeit an den Flughafen zu fahren. Nach einem letzten Drink an der Flughafen-Bar war es dann an der Zeit, Tschüß zu sagen und 2 kurzweilige, tolle Wochen waren schon wieder vorbei. Unser erster Besuch aus Deutschland verließ uns wieder und wir hatten alle einen Klops im Hals. Harald, wenn Du mal wieder Resturlaub hast – bei uns bist Du immer willkommen!!!
Am Sonntag dann in die Kirche und als wir wieder zurückkamen, hörte ich ein gleichmäßiges Rauschen über dem Hof. Jaaaaa! Wir hatten wieder Wasser. Der Kirchgang hatte sich also wirklich gelohnt, denn unsere Gebete wurden erhört. Das wurde aber auch Zeit.
Ich traf mich dann noch mit Christine, der Betreiberin des Swiss-Clubs, da sie mich um ein paar Hilfestellungen für ihr Lokal bitten wollte. Gemeinsam stellten wir fest, dass es dort schon noch einiges zu tun gibt uns so beschlossen wir, dass ich als erster Schritt in der kommenden Woche am Weihnachts-Basar hinter der Theke helfen würde, um ein paar Fehlerquellen besser sehen zu können. Mal sehen, wie das wird!!
Julius war auch mit dabei und auch den Rest des Tages vergnügte ich mich mit Julius, denn Anja hatte jede Menge ‚Hausaufgaben’ für die Schule, Korrekturen und Unterrichtsvorbereitungen, war also froh, dass ich ihr den Rücken freihielt.
Nicht sehr originell, aber praktisch und immer lecker, beendeten wir den Sonntag im Hin Lone! Wir sollten mal ernsthaft mit der Geschäftsführung über einen Rabatt sprechen….

Die Geburtstagskinder der Woche: Fehlanzeige! Oder habe ich jemanden vergessen. Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung!

Freitag, 28. November 2008

Die erste Novemberwoche


Harald wollte natürlich nicht nur Accra sehen, sondern auch noch ein bisschen mehr von Ghana. Deswegen planten wir eine kleine Rundreise, die am Mittwoch starten sollte. Eine exakte Route hatten wir noch nicht, wollten aber auf jeden Fall Kumasi, Lake Bosumtwi und Cape Coast mit dem Kakum National Park besichtigen. Mit meiner STC-Bus-Erfahrung ging es also nach Kaneshie, um uns für den Mittwoch Bustickets zu kaufen. Nach einer mühevollen Anfahrt und dem Erwerb der Karten, gingen wir zu Fuß noch auf den Kaneshie-Markt. Da Harald ja genauso wie ich ein „passionierter Marktgänger“ ist, konnten wir nach einer halben Stunde diesen Tagesordnungspunkt ad acta legen. Genügend tote und lebende Tiere, Stoffe, Schneider, Früchte und Krimskrams, den man vielleicht brauchen kann, meistens aber nicht, hatten wir dann auch gesehen.
Am Nachmittag ging ich noch etwas arbeiten und Zuckerbäcker Harald buk mit Anja & Julius noch einen Kuchen, um sich dann auch dem Müßiggang hinzugeben. Abend gingen Harald und ich dann noch ins Ryan’s Pub, entschlossen uns aber dummerweise drinnen bei runtergekühlten 16 Grad unser frischgezapftes Bier zu genießen. Brrrr, Frostbeulen und die erneute Erkenntnis, dass es im Garten einfach schöner ist.
Dienstag hatte ich ja Geburtstag und durfte dann gleich an einer festlich gedeckten Frühstückstafel einen Haufen Geschenke auspacken. Wow, viele Bücher, Gutscheine, CDs und sogar ein Klavier-Lernbuch! Da ging es einem ja gut. Anja hatte bereits um 7 Uhr Konferenz und wurde dann zum ersten Mal von Festus versetzt. Also husch, husch ein Taxi gesucht und ab in die Schule. Hat dann noch gereicht – Glück gehabt.
Als richtiger Accra-Tourist musste Harald dann natürlich noch eine Einkaufstour und anschließendem Kaffee mit Barbara und Renate mitmachen. Das gehört einfach zum Pflichtprogramm!
Abends waren wir dann noch mit Karin, Tanya und Christoph im ‚Le Bouquet’ zum Essen und hatten einen schönen, gemütlichen Abend. (Außerdem gab es noch für den lieben Stephan Original Schweizer Schokolade und eine Einladung ins ‚Bistro Schlatter’ inklusive Taxi-Transfer. Eine Lokalität, die man nur empfehlen kann….)
Montag/Dienstag hatten wir dann noch richtig Wasser-Stress, denn was wir nicht wussten, war, dass die Wasserleitungen schon seit geraumer Zeit zu waren und wir uns nur von unserer Tankreserve „ernährten“. Letztlich bemerkten wir es dann schon, aber eben erst, als das Wasser ‚finished’ war!!! Nach kurzer Rücksprache mit George Amoh, wurde dann von ihm auch prompt neues Wasser bestellt, dass dann am Dienstagmorgen per LKW geliefert wurde. Kostenpunkt: 50 cedis! Die Stimmung war gereizt, ein Wort wechselte das andere, alles wurde auch nicht richtig verstanden, da der Ghanaer mit „richtigem“ Englisch durchaus seine Probleme hat (, was er aber nie zugeben würde) und so gab es dann die ersten Dissonanzen zwischen unserem Vermieter und Anja. Für George Amoh sowieso unverständlich, wie es eine Frau wagen kann, sich in eine „Männerunterhaltung“ einzumischen und obendrein noch Kritik zu äußern. Die Rollenverteilung, wer was zu melden hat und wer sich gefälligst um den Haushalt zu kümmern hat, ist da sehr eindeutig und bei unserem 78jährigen Vermieter auch nicht mehr aus dem Kopf zu bringen. Was müssen sich die Frauenzimmer auch überall einmischen…. Dass dieser Zustand für uns aber nicht optimal ist, hat er dann aber doch begriffen und am nächsten Tag einen zusätzlichen Wassertank an unser Haus anschließen lassen. Quasi als Entschuldigung ohne Worte! Die Wogen glätteten sich wieder….
Mittwoch dann Abschied von der Familie für eine Woche und ab in den STC-Bus, der auch auf die Minute pünktlich abfuhr. Die Fahrt ging dann nahezu 6 Stunden und so erreichten wir müde und abgekämpft unser Ziel. George Amoh meinte noch, wir sollen doch das City-Hotel nehmen. Da würde er auch immer residieren und das sei folglich auch gut für uns. Also, ab ins Taxi und los ging’s. Das City-Hotel entpuppte sich dann aber als Golden Tulip und der Preis für das einzige freie Zimmer belief sich auf 187 $. Holla, dann doch lieber ein preisgünstigeres gesucht und so landeten wir dann im Stadium Hotel, das dann nur 45 cedis kostete.
Das Hotel war (für den Preis) ganz O.K. und nach kurzer Zeit fanden wir auch ein nettes Restaurant, wo wir ein richtig leckeres Abendessen serviert bekamen. Außerdem leistete uns noch ein Kumaser? Kumasier? Kumase? ach was, machen wir es anders, ein Einwohner von Kumasi Gesellschaft, der uns gerne auch noch etwas Marihuana verkauft hätte. Vielen Dank, die Rechnung bitte und zurück ins Hotel, wo wir feststellen mussten, dass unser Stadium Hotel eine lauschige Außenbar besaß, wo sich viele Einheimische gerade die Champions League anschauten. Gerne setzten wir uns dazu und so wurde es dann doch schon wieder später, als wir eigentlich vorhatten.
Am nächsten Morgen zogen wir dann doch gleich weiter ins nächste Hotel. Nicht, weil es uns dort nicht gefallen hätte, sondern weil es schon etwas außerhalb war und somit als Station für unseren kulturellen Rundumschlag nicht so geeignet war. Das Fosua Hotel war dann schön zentral, aber auch ein etwas düsteres Loch – soweit aber O.K. Zuerst wollten wir ins Kulturzentrum, waren da aber schon etwas enttäuscht, da es sich um ein Gelände mit viel Kunsthandwerk handelte, die aber natürlich nur verkaufen wollten. Ein kleines Museum, das sich mit der Geschichte der Ashantis und ihrer Könige befasst, war angeschlossen. Ganz interessant, aber vom Eintrittspreis her viel zu überteuert. Das war mal nicht so dolle. Danach dann in den Königspalast. Es gibt den Königspalast, der aktuell vom derzeitigen König Nana Osei Tutu II. bewohnt wird, und den alten, der jetzt als Museum dient. Sehr, sehr interessant und auch der Eintrittspreis war mit 7 cedis völlig in Ordnung. Die ausführliche Führung, die nahezu 2 Stunden ging, hat uns dann schon sehr gefallen und außerdem konnten wir sogar noch einen Blick auf den König erhaschen, der gerade von der Beerdigung des Finanzministers nach Hause kam. Nach dem Museumsbesuch ging es dann runter in die Altstadt, wo wir an der Außenhaut des Zentralmarktes entlangspazierten. Dieser Markt gehört zu den größten Märkten Afrikas und umfasst circa 10 Hektar. Für Harald und mich eindeutig zu groß, und so begnügten wir uns, am Rand des Marktes zu flanieren. Das reichte uns völlig und war auch sehr beeindruckend. Es dürstete uns und wir waren auf der Suche nach einem Bier, als uns ein Straßenhändler aus Mali eine Bar zeigte, die man als Normalsterblicher nie gefunden hätte. Wir saßen an der Hauptverkehrsstraße in luftiger Höhe im 3. Stock auf einem schmalen Balkon und konnten von dort oben das Treiben auf den Straßen verfolgen. Der Eingang zu dieser Bar befand sich aber nicht unten an der Hauptstraße, sondern man musste von hinten durch eine Art Lieferanteneingang spazieren und dann sehr dunkle, sehr schmuddlige und irgendwie auch nicht ungefährliche Treppen hinaufsteigen. Warum soll man es seinen Gästen auch leicht machen? Auf jeden Fall wunderte es uns nicht, dass wir die einzigen Gäste waren. Auf der anderen Straßenseite wurden in gleicher Höhe Lichter eingeschaltet und die schummrig-rote Beleuchtung ließ uns darauf schließen, dass es dort sehr puffig zugeht. Genau dort waren wir dann aber tatsächlich später zum Abendessen und es entpuppte sich als normales Restaurant.
Am nächsten Tag wollten wir dann weiter zum Lake Bosumtwi, gingen aber vorher noch ins Kriegsmuseum, einem ehemaligen britischen Fort, indem die Streitigkeiten zwischen Ashanti und Briten erläutert wurden. Auch hier eine tolle, ausführliche Führung, auch wenn man manchmal den Eindruck gewinnen konnte, dass unser Guide gerne eins der Gewehre oder Haubitze selber getestet hätte.
Dann aber zum See Bosumtwi, etwa 30 km südlich von Kumasi gelegen. Dieser See ist die Heimat der Twi und dort sollen die Seelen aller verstorbenen Seelen Abschied von der Erde nehmen.
Nach einer wagemutigen Fahrt mit dem Taxi über Stock und Stein, kamen wir dann in unserem Hotel, dem Lake Bosumtwi Paradise Resort, an. Eine wunderschöne Anlage mitten in herrlicher Natur. Nach zwei Tagen in einer lauten und hektischen Stadt genau das Richtige für uns. Zimmer bezogen, rein in die Badehose und ab in die Fluten. Doch nichts war’s mit der Abkühlung, denn die Wassertemperatur erinnerte mit weit über 30 Grad eher an eine riesengroße Badewanne – also eher ein Paradies für Onkel Hans! Folglich musste man zur Abkühlung dann wieder raus aus dem Wasser und an die Luft. Verkehrte Welt! Wir faulenzten nach Herzenslust und ließen uns dann zum Abendessen noch das ein oder andere Bierchen lecker schmecken, (was ich am nächsten Tag dann aber noch bereuen sollte….)
Am Donnerstag hatten wir uns ja schon ein Ticket für den STC-Bus nach Cape Coast gekauft und so ging es am Samstag dann wieder nach Kumasi an die Busstation zurück. Hierbei trafen wir auf einen richtigen Höllenfahrer und ich vermute, dass dieser junge Mann sicher auch beim Formel 1-Rennen in Monte Carlo ganz gut abgeschnitten hätte. Das Fenster nach unten gekurbelt und das malade Köpfchen in den Wind gesteckt, wurde mein Unwohlsein dann doch etwas besser. Nach einer interessanten Busfahrt, auf der wir zuerst die unglaublichsten Baustellen passieren mussten und dann unzählige Beerdigungen (Samstag!) sehen konnten, kamen wir dann in Cape Coast an. Ein nettes Hotel (35 cedis) war schnell gefunden und so war man wieder auf der Suche nach einem gepflegten Abendessen. Mir wurde es dabei dann doch wieder flauer und flauer und als wir dann fündig wurden und ich mich für eine Pizza entschieden hatte, beschloss ich, nach einem Stück davon, dass es doch sinnvoller wäre, nichts mehr zu essen. Oh, ich kann ein ‚Leider’ sein!!!
Am Sonntagmorgen besichtigten wir dann die Sklavenburg in Cape Coast und es war für mein Empfinden der heißeste Tag seit unserer Ankunft in Ghana Anfang August. Ich schwitzte wie nichts Gutes, was einen Museumsmitarbeiter zu der Aussage hinreißen ließ: „You are sweating like a pregnant fish!“ Na gut, wenn er meint!
Quartierwechsel – wir wollten weiter zum Hans Cottage Botel, eine Anlage nahe des Kakum-Nationalparks, die Ausgangspunkt sein sollte, eben diesen am Montag zu besichtigen. Dort waren wir ja bereits einmal während unseres Familienurlaubs zum Mittagessen und hat uns dort auch sehr gut gefallen. Die Restaurant-Anlage, die wie unsere Pfahlbauten auf einem kleinen See liegt, ist auch wirklich zu empfehlen, aber unser Zimmer war dann eher ein Skandal. Mit Abstand das schlechteste und gleichzeitig das teuerste Zimmer. Dazu noch ein sehr unfreundlicher Empfang an der Rezeption – wir waren nicht begeistert und beschlossen unsere geplanten zwei Nächte auf eine zu verkürzen. We were not amused!!! Tagsüber dann gefaulenzt und abends dann wirklich lecker gegessen und auch das Bier schmeckte wieder richtig gut.
Die erste Harald-Woche war schon wieder vorbei!!!!

Die Geburtstagskinder der Woche: Am Dienstag, den 4. November hatte auch noch Tom Geburtstag und 3 Tage später, am Freitag, den 7. November, feierte meine liebe Schwiegermutter Eke in Istanbul zusammen mit Klaus ihren Jubeltag. Und am Samstag, den 8. November war es für Daniel Langer in Accra soweit die Kerzen auszublasen! Herzlichen Glückwunsch!!

Mittwoch, 26. November 2008

Die letzte Oktoberwoche

Jetzt war die Katze raus aus dem Sack! Harald besucht uns in Accra und wird am Freitag, den 31. Oktober auf der Matte stehen. Von Anja und Harald schon seit September vorbereitet (und vom Tschüll’ beinahe ausgeplaudert…), wurde ich dann schließlich und endlich doch auch noch eingeweiht, damit ich meinen Krempel bis dahin auch noch vorbereiten konnte. Beispielsweise gab es noch jede Menge für den Bütezettel zu erledigen und da wäre ich ganz schön auf die Nase geflogen, wenn ich das erst am Freitag erfahren hätte. Ja super! Das waren ja feine Neuigkeiten – unser erster Besuch in der neuen Heimat und das gleich für zwei Wochen.

Nachdem der Botschaftsarzt am Montag dann meinen Zehnagel fachgerecht entfernt hatte, ließ ich es krachen. Bis zum Mittwoch! Dann war erst mal Sense, denn es war mal wieder Stromausfall. Na ja, nicht so schlimm, ist ja nicht das erste Mal und normalerweise kommt er dann nach ein paar Stunden auch wieder zurück. Ohne Strom, keine Arbeit, also war Relaxen im Hof angesagt. Wir telefonierten mit dem Geburtstagskind Jule und ihren Eltern Cori & Jörg lässig und lustig und Mister Amoh erzählte uns, dass der Strom eh bis um 19.00 Uhr wieder da wäre, da dann die erste große Debatte der vier großen Parteien für die anstehende Präsidentenwahl im Fernsehen übertragen werde. Und da wolle die Regierung und die Opposition doch, dass alle Menschen Strom haben, um die Elefantenrunde auch verfolgen zu können. Leider hatte Mister Amoh nicht recht, der Strom kam die ganze Nacht nicht zurück und ich erlebte eine der heißesten Nächte in Accra. Kein Deckenventilator, kein Lüftchen und nur Hitze, Hitze, Hitze. Ich kam mir vor wie ein Brathähnchen und stand dann schweißgebadet – und ich war schweißgebadet!!!- am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen auf. Immer noch kein Strom! Und kein Strom heißt dann auch kein Wasser! Denn ohne Strom, keine Pumpe, ohne Pumpe kein Wasser! Also Wäsche und Zähneputzen im Hof am Brunnen. Unter anderen Umständen hätte man dieser Situation durchaus was abgewinnen können, aber so nervte es nur! Da eine Lösung des Stromproblems immer noch nicht in Sicht war, stornierte ich vorsichtshalber mal den Skype-Termin mit Jülle und harrte der Dinge. Auch der Kühlschrank stellte uns so langsam, aber sicher vor Probleme. Wie man weiß, bleibt der Inhalt eines Kühlschranks recht lange kühl und frisch, vorausgesetzt man öffnet ihn nicht alle naselang. Nun waren aber doch schon über 20 Stunden ohne Strom vergangen und so mussten wir wohl oder übel den Kühlschrank öffnen, bevor es in diesem geschlossenen Raum zu stinken anfängt. Andererseits verringert sich somit die Haltbarkeit der Lebensmittel beträchtlich und so stand der Speiseplan für den heutigen Tag schnell fest: Ghanaisches Allerlei, also alles was der Kühlschrank hergibt, in einen essbaren Zustand zu versetzen.

Meine Arbeitspläne waren nun komplett über den Haufen geworfen und ich hatte noch einen Tag bis zu Haralds Ankunft. Als wir uns dann schon auf eine zweite, unmenschlich heiße Nacht einstellten und Anja zur Illumination unserer Räume ein Kerzenmeer anzündete, war der Spuk endlich, endlich vorbei und wir hatten nach langen 30 Stunden wieder Strom und Wasser. Welch ein Jubel!

Freitag dann mit Karacho an das Notebook und ins Internet-Café, um einigermaßen auf Stand zu kommen. Die geplante Radio-Show auf www.laut.fm/buetezettel musste ich dann aber doch verschieben. Die findet jetzt übrigens am Samstag, den 6. Dezember statt.

Von Tanya und Christoph bekamen wir dann netterweise das Auto geliehen und so ging es dann Richtung Flughafen, um unseren Besucher abzuholen. Julius war richtig aufgeregt und konnte es kaum erwarten. Mit leichter Verspätung kam Harald dann an und die Warterei hatte sich für Julius redlich gelohnt, denn noch am Flughafen bekam Julius von Harald einen Haribo-Adventskalender. Zuerst ging es mit Harald zum Essen in unser „Stammlokal“ Hin Lone, auch Pinguin-Restaurant genannt, da die Klimaanlage dort immer auf arktische Temperaturen gestellt ist.

Zuhause erwarteten uns dann viele Überraschungen, denn Haralds Gepäck bestand aus gefühlten 90 % Care-Paketen aus der Heimat. Deutsche Zeitschriften, Kaffee, Nutella und noch vieles mehr wurde aus dem Koffer gefischt. Weihnachten am 31. Oktober – warum auch nicht? Besonders Julius durfte sich sehr freuen, denn Mimi & Klaus hatten ihm eine tolle Überraschung eingepackt...
Für den Samstag hatte ich Festus, unseren Taxifahrer, gebucht, damit er Harald eine Art ‚Best of Accra’ präsentieren konnte und natürlich auch, um ihm einen ersten Überblick über die Stadt zu geben. Zum Mittagessen ging es dann in den Swiss Club und Anja blieb auch gleich dort, denn sie musste noch einiges für die Schule vorbereiten. Harald durfte dann mit mir seine erste Trotro-Fahrt genießen und im Viertel angekommen, machten wir – nach Haralds Antrittsbesuch bei George Amoh - einige Besorgungen, um danach in der Tilawia-Bar, direkt am Meer gelegen, ein leckeres Club zu genießen. Dort wurde Harald dann der Diskrepanz gewahr, dass man zwar unmittelbar am Wasser wohnt, dieses aber nicht nutzen kann, da es in Accra sich wirklich nur um eine dreckige und stinkende Kloake handelt. Das komplette Abwasser läuft direkt ins Meer und auch das generelle Umweltbewusstsein wird leider noch nicht so groß geschrieben. Müll ist dazu da, dort fallengelassen zu werden, wo man geht und steht und genau so sieht es am Meer halt auch aus. Schade!!!

Abends gingen wir dann noch „auf die Gass“ und unsere erste Station war eine „Eckkneipe“ gleich bei uns ums Eck, die den hochtrabenden Namen ‚First Choice Enterprise’ trägt. Diese Bar besteht aus einem Bestell-Tresen und einer Terrasse mit wenigen Tischen, von denen man aus sein spottbilliges Club genießen und das Leben auf der Straße verfolgen kann. Danach wollten wir dann noch das ‚Jokers’ testen, tauften das Lokal aber nach diesem Abend in ‚Checkers’ um! Denn die Klientel bestand aus aufgebrezelten, eher leicht wirkenden ghanaischen Mädchen und abcheckenden, hauptsächlich libanesischen Männern. Wir wollten eigentlich nur einen Gin Tonic trinken (man muss ja was gegen die Malaria machen…), hatten dann aber viel Spaß beim Beobachten der verschiedenen Balzannäherungen.

Am Sonntag ging es dann mit Harald zuerst in die Kirche und nach 2 ½-stündigem Gottesdienst hatten wir uns eine Abkühlung verdient. So zeigten wir Harald „unser“ Labadi Beach Hotel und ließen es uns am Pool gut gehen. Abends waren wir dann noch lecker essen bei ‚Tante Marie’ und so gingen auch die ersten zwei Tage von Haralds Besuch ruckizucki rum!

Geburtstagskinder der Woche: In dieser Woche wieder jede Menge! Am Dienstag, den 28. Oktober feierte Simone Geburtstag und einen Tag später, am Mittwoch, den 29. Oktober wurde Jule schon fünf Jahre alt!!! Erneut einen Tag später, am 30. Oktober, gab es dann im Hause Keller den Geburtstag von Elke zu feiern, am Monatsletzten, den 31. Oktober hatte mein Cousin Josef seinen Jubeltag und am Sonntag, den 2. November wurde meine Schwägerin Maren zum letzten Mal in Hongkong ein Jahr älter und darf ab sofort eine ‚3’ als Zehnerstelle angeben.
Euch allen herzlichen Glückwunsch!!!

Dienstag, 25. November 2008

Die vierte Oktoberwoche


Elmina adieu, aber Anja und Julius hatten ja immer noch eine Woche Herbstferien, also noch jede Menge Zeit, was zu unternehmen.

Noch in Elmina bekamen wir einen Anruf von der Botschaft, dass wir am Dienstag Vormittag einen Termin hätten, um unsere Formulare für die Aufenthaltsgenehmigung vorzubereiten. Na endlich! Bislang waren wir ja immer noch „illegal“ im Lande, da es nie ganz geklärt war, wer denn jetzt für uns zuständig sei. Die Schule oder die Botschaft? Die Henne oder das Ei? Wir waren letztlich der Spielball dazwischen und nun entsprechend froh, dass es auch in dieser Angelegenheit vorwärts zu gehen scheint.

Am Montagabend bekamen wir noch eine Einladung von den Langers für den nächsten Tag. Aber gerne – man hat ja Urlaub!

Die Botschaftsgeschichte war dann schnell erledigt, Formular ausgefüllt, Dienstausweise und Passfotos (Reisender, kommst Du nach Ghana, bring’ auch einen Karton Passfotos mit. Lebensnotwenig für den Ghanaer!) abgegeben und Tschüß! Herr Singer, der zuständige Mann, meinte, dass wir in circa 4 Wochen die Papiere wieder haben sollten. Na also! Geht doch!

Am Nachmittag waren wir dann bei der Familie Langer in Labone und wurden von Sylvia Langer und ihrem Chauffeur sogar noch bei uns im Viertel abgeholt. Was ein Luxus! Daniel, Sylvias Mann, war auch schon zu Hause, als wir eintrafen und so machten wir es uns auf der Terrasse gemütlich. Familie Langer hat drei Kinder an der RMS Schule – Julian, Philipp und Christoph – und außerdem spielt Daniel und sein Sohn Christoph auch am Dienstag beim Fußball mit. Man kennt sich also! Sylvia hat übrigens auch einen Blog über das Leben in Ghana und den findet ihr hier. Sie konnte mir allerhand interessante Details zeigen, wie man einen Blog noch aufpeppen kann, beispielsweise eine aktuelle Wetteranzeige des Standorts, die ihr dank Sylvia jetzt auch auf dieser Seite bewundern könnt. Außerdem hat sie ein recht interessantes und lustiges Blog-Projekt gestartet. Und zwar: Wenn man durch die Straßen Accras oder Ghanas zieht, wimmelt es ja nur so von Verkehr und vor allem von Trotros, die eher der Marke Schrottreif zuzuordnen sind. Ein Großteil dieser Trotros präsentiert aber nach wie vor verschiedene deutsche Unternehmen und Firmen, die ihren Schrott nach Süden losgeworden sind. Und was da so alles rumfährt, wird von ihr – soweit die Kamera griffbereit ist – abgelichtet und veröffentlicht. UPDATE: Wer sich die deutschen Umweltverschmutzer in Ghana mal anschauen möchte, klicke hier! Meine Suche nach Haselbergers altem Transit ist bis jetzt aber erfolglos geblieben….
Julius hatte mit drei Spielkameraden, davon zwei einigermaßen in seinem Alter, natürlich seinen Riesenspaß und der wurde noch größer als er das Trampolin im Garten erblickte. Später durfte er im Langer’schen Kino noch einen lustigen Zeichentrickfilm sehen, der ihm wohl sehr gefiel, denn das Lachen war bis draußen zu hören.
Die nachmittägliche Einladung ging dann noch in die Verlängerung, als Daniel den Grill anwarf und so wurden wir noch lecker zum Essen eingeladen. So lässt es sich leben!
Dann wurde es aber (leider) Zeit, denn wir haben ja jede Menge gesellschaftliche Pflichten. Unser Vermieter George Amoh feierte nämlich seinen 78. Geburtstag und lud uns auch noch auf einen kurzen Umtrunk ein. Von Daniel wurden wir noch exklusiv nach Hause gebracht und kamen gerade noch rechtzeitig bei Mr. Amoh an, bevor er schmollend ins Bett gegangen wäre. Ghanaer haben ihren Stolz. Nach dem „Umtrunk“, bei dem es nichts zu trinken gab, waren wir dann alle recht müde und fielen erschöpft in die Federn. Urlaub kann anstrengend sein!!! Aber eine nette Anstrengung!!!
Am Mittwoch und Donnerstag stand dann bei Anja schon wieder die Schule auf dem Tagesplan und sie verbrachte viele Stunden im Klassenzimmer, um ihren Unterricht vorzubereiten. Julius und ich hatten viel Zeit miteinander zum Spielen und am Donnerstag gingen wir dann nach Anjas getaner Arbeit ins La Palm zum Eis essen. Dort gibt es wirklich richtig leckeres Eis und vor allem auch viele Sorten zur Auswahl. Der Preis ist zwar unverschämt hoch, aber das muss man hier halt bereit sein, für Luxusartikel zu bezahlen…
Am Freitag hatte Julius dann eine Einladung zu einer Halloween-Party. Jack, ein Kindergarten-Freund von Julius und der Sohn des stellvertretenden amerikanischen Botschafters hatte zur Gruselfete geladen und wie es sich für zünftige Amerikaner gehört, wurde diese Halloween-Party mit allem dazugehörigen Schnickschnack gefeiert. Ich selber war nicht dabei, aber nach den Erzählungen von Anja und Julius war das ganze Anwesen halloweenmäßig dekoriert. Ein Grab zwischen den Gemüsebeeten, ein Skelett in der Satellitenschüssel und einen aufblasbaren, riesigen Kürbis mitten im Garten. Dazu die tollsten Spiele mit vielen Süßigkeiten. Julius im Paradies.
Und am nächsten Tag ging es gleich weiter – der Junge hat ja schon mit vier Jahren Verpflichtungen! Jan, ein weiterer Freund von Julius hatte am 16. Oktober Geburtstag und feierte am Samstag, den 25. Oktober seinen fünften Jubeltag. Jans Vater Thomas holte uns dankenswerterweise an der RMS Schule ab, da wir ansonsten nur schwerlich nach Abelemke, einen etwas außerhalb gelegenen Stadtteil, gelangt wären. Hier wäre es jetzt schön gewesen, wenn wir ein Auto gehabt hätten. Tja! Auch hier war Julius aus dem Häuschen, denn ein Geschenk für Jan war eine Ritterrüstung und dreimal dürft ihr raten, wer diese Rüstung die ganze Zeit, mit Attacke-Rufen versehen, getragen hatte… Chefritter Julius!
Hier allerdings als Pirat zu sehen:
Anja hatte sich mit Karin Biedermann auf dem Makola Markt verabredet und war somit gar nicht beim Geburtstag dabei – wir wollten uns dann aber nachmittags bei Gudrun Mallet in East Legon treffen. Wer ist Gudrun Mallet? Ein gutes Beispiel dafür, wie klein die Welt (mittlerweile) ist. Als wir unseren Familien mitteilten, dass wir für zwei Jahre nach Ghana gehen, meldete sich Anjas Schwester Maren, dass bei ihr im Kindergarten eine Dominique arbeitet, deren Tante, eben Gudrun, in Ghana an der deutschen Botschaft beschäftigt ist. Und Gudrun Mallet half uns dankenswerterweise im Vorfeld mit vielen Infos rund um das Land Ghana und die Stadt Accra bei unseren Planungen. Super! [Mittlerweile erfuhren wir übrigens noch über eine weitere Ghana-Hongkong-Verbindung; so war Jack, der Halloween-Freund von Julius, vorher bei Maren im Kindergarten und Jacks Vater hat seinerzeit sogar noch die Terrys Papiere für die Hochzeit der Cyrs vorbereitet…] Hab ich mich verzettelt? Ja! Also, wir waren bei Gudrun und ihrem Mann Donald eingeladen und hatten dort einen tollen Nachmittag bei selber gebackenem, leckerem Kuchen, Kaffee und netten Gesprächen. Julius hatte bei Gudrun und Donald gleich einen Stein im Brett und durfte dort nach Herzenslust herumtollen. Und als wir dann am Schluss noch Fußball spielten, gab es dann eine Schrecksekunde für mich. Denn mein kaputter Zehnagel, mit dem ich seit Wochen herumlief, verabschiedete sich dann doch und klappte sich vertikal zum Zeh nach oben. Rausziehen wollten wir ihn dann nicht, da es dann ohne Unterlass geblutet hätte und abschneiden war auch nicht so einfach, da man in Ghana auch solche einfachen Dinge aus Infektionsgründen nur steril machen sollte. Also klemmte Donald – vor seinem Ruhestand war er praktizierender Arzt – kurzerhand den kaputten, schwarzen Nagel nach unten in seine Ausgangsstellung, desinfizierte alles und verband den Zeh, verbunden mit dem Hinweis, am Montag doch bitte einen Arzt aufzusuchen. Da war die erste Aufgabe für die kommende Woche dann doch gleich schon gestellt.
Geburtstagskind der Woche: Wie schon erwähnt, George Amoh feierte am 21. Oktober seinen 78. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!!!

Donnerstag, 20. November 2008

Die dritte Oktoberwoche

Urlaub! Endlich! Wie die Schneekönige freuten wir uns auf eine Woche voller Erholung, Sonnenschein und einfach nur Zeit!
Als Transportmittel hatten wir uns den STC-Bus ausgewählt, der die größeren Städte in Ghana mit recht schnellen Bussen verbindet. Natürlich ging es erst eine halbe Stunde später als angekündigt los, aber so was erschüttert uns dann nicht mehr. Eher dann die grenzenlos schlechten Soaps, die im Bus via Fernseher gezeigt wurden. Sicher wird sich der ein oder andere Ghanaer auch sein Teil denken, wenn er in den ‚Genuss’ deutscher Filmkultur wie ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten’ gelangt, aber so ein Schrott wie im STC-Bus habe ich wohl meinen Lebtag noch nicht gesehen. Handlung: Schwer zu erahnen, darstellerische Leistung: Nicht einen Hauch, Kamera, Schnitt, Ton: grauenhaft. Man kann es so eigentlich gar nicht beschreiben, man muss es selber gesehen haben, um es zu glauben. Stopp! Eigentlich sollte man das wirklich nicht gesehen haben. Glaubt’s mir einfach!
Unser Domizil war das Coconut Grove Beach Resort bei Elmina und nach unserer Ankunft, bezogen wir dann unseren Bungalow. Und wow! Was für ein Volltreffer! Direkt am Meer, unverbaut, nur eine Schaukel dazwischen und dann kühles, SAUBERES Nass, das einen nur einlud, hineinzuspringen. Auch der Bungalow war nicht von schlechten Eltern, handelte es sich doch um die ‚Kofi-Annan-Suite’, da der ehemalige UNO-Generalsekretär als erster Gast diesen Bungalow bewohnte. Reichlich Platz mit einem seperaten Wohnbereich, großzügigem Schlafzimmer, kleiner Küche sowie Bad und getrennter Toilette. Und außerdem eine schöne Terrasse, die einen direkt zum abendlichen Dämmerschoppen einlud.
2 Gehminuten von uns entfernt befand sich das Restaurant, das – untypisch für Hotelrestaurants – leckere UND preiswerte Gerichte anbot. Die Zutaten für einen perfekten Urlaub waren also angerichtet.
So verbrachten wir die Woche in vollendeter Faulheit, konnten unsere müden Glieder dann aber doch zweimal für Ausflüge erheben.
Einmal ging es nach Elmina, um die Sklavenburg zu besichtigen. Die berühmtesten Sklavenburgen sind in Cape Coast und eben in Elmina zu finden, wobei Cape Coast die größere Anlage ist, Elmina aber die ältere Burg. Die Sklaverei ist natürlich ein unrühmliches Thema aus europäischer Sicht, man muss aber dazu sagen, dass die verschiedenen Stämme Ghanas sich schon lange vor der Ankunft der Portugiesen versklavt hatten. Die europäischen Besatzungsmächte haben diese Strukturen dann verstärkt und auf unmenschliche Weise ‚perfektioniert’. Was die Männer, Frauen und Kinder dort alles ertragen mussten, kann man nur schwer begreifen und man kann nur hoffen, dass die Menschen aus solchen Erinnerungsstätten viel lernen. Es war also ein sehr beeindruckender, aber auch bedrückender Aufenthalt, der nur zu empfehlen ist.
Wer mehr über die Sklavenburgen wissen möchte, kann hier klicken!

Julius sah das Ganze natürlich aus ganz anderer Sicht, denn für ihn war erst mal wichtig, dass er endlich, endlich mal in einer richtigen Burg ist. Treppe rauf, Treppe runter, quer über den Hof und rein in den nächsten Raum sauste er und war vor Begeisterung kaum mehr zu stoppen. Ganz wichtig für ihn: Es gab Kanonen zu sehen! Wir hatten also ein rundum zufriedenes und glückliches Kind.
Cape Coast war dann in britischer Verwaltung und beeindruckte außerdem durch seine Größe. Außerdem wurden wir dann noch Zeuge einer Wallfahrt, denn im Innenhof der Burganlage befindet sich das Grab von Philipp, dem ersten schwarzen anglikanischen Priester. Da wir uns an dessen Todestag in der Burg befanden, erlebten wir wie ganze Schulklassen, Militär, eine Kapelle und der anglikanische Bischof mit Gefolge einmarschierten, um eine Gedenkandacht abzuhalten. Sehr beeindruckend!!!
Im Meer zu schwimmen war auch ein tolles Erlebnis, denn der Atlantik hat so seine Tücken. Es bauten sich immer wieder Riesenwellen auf, die einen schier erschlugen und einen zurück ans Land warfen. Hatte man die Grenze der Wellen überschritten, konnte man dann tatsächlich ein paar Züge schwimmen. Ein Riesenspaß, wenn auch nicht ganz ungefährlich! Unser Julius musste einmal kräftig Wasser schlucken, als wir am Ufer standen und die Wellen beobachteten, als plötzlich ein Mörderteil auf uns zukam, Julius uns aus den Händen riss und circa 5 Meter mit sich zog. Passiert ist Gott sei Dank nichts, die Tränen waren schnell getrocknet, aber eine Warnung, aufzupassen war das allemal. Wenn wir auch danach nie mehr so eine Welle sahen…
Die letzten 3 Tage war ich dann leider etwas gehandicapt, denn ich hatte mir recht übel den Magen verdorben und schleppte mich nur noch mit starken Krämpfen über die Hotelanlage. Zum Essen gab es dann nur noch ein Süppchen, aber auch das war sehr lecker! Positiv sehen!
Als dann der Abschied nahte, waren wir schon etwas traurig, da es uns einfach supergut ging, aber so ist dann auch ein Urlaub als positiv zu bewerten, wenn man noch gerne geblieben wäre.
Kann gerne wiederholt werden!

Geburtstagskinder der Woche: Jede Menge!!! Am Montag, den 13. Oktober hatte Daniela Wehrle Geburtstag und am Mitwoch, den 15. Oktober feierte dann Sabine Rückert. Am Samstag, den 18. Oktober wurde Marie-Christin ein Jahr älter und wieder einen Tag später freute sich Alex Halbherr endlich 36 Jahre alt zu sein. Und zu guter Letzt hatte Dani Bücheler am Montag, den 20. Oktober Geburtstag! Wow! Wir gratulieren recht herzlich!!!

Dienstag, 18. November 2008

Die zweite Oktoberwoche








Die letzte Woche vor den Schulferien und das merkte man Anja auch an, dass es jetzt höchste Zeit für etwas Erholung war.

Am Dienstag war ich mit Barbara auf Einkaufstour (dieses Mal ohne Renate, die Kerstin im Kindergarten 1 vertrat) und nach getaner Arbeit, fuhren wir zu ihrer Fast-Schwiegertochter nach Dzorwulu, die dort einen neuen Laden eröffnet hatte. Außerdem hat sie auch noch CDs als Sängerin aufgenommen, stellt eine eigene Creme her, ihr Bruder hat nebenan noch ein Restaurant und die Mutter führt obendrein noch einen Kindergarten. Eine beschäftigte Familie! Als wir bei Muttern in einem typisch-libanesisch, hoffnungslos überfrachteten, mit Nippes vollgepacktem Wohnzimmer saßen, fragte ich, wo denn der Kindergarten sei. Kein Problem, das könne sie mir zeigen. Sie öffnete die hintere Wohnzimmertür, von der aus es in den Hinterhof ging und dort spielten rund 100 Kinder in verschiedenen Räumen und natürlich auch draußen. Es gab eine Krabbelgruppe, verschiedene Kindergartenstufen bis zu den Vorschülern, die dort schon lesen und schreiben lernten. Außerdem gab es noch einen Computer-Raum mit kindgerechten PCs. Wow! Eine Tür öffnet sich und man betritt eine andere Welt. Vor Überraschungen ist man in Ghana eben nie sicher!

Mitte Woche begann dann Julius zu kränkeln und am Donnerstag hatte er dann auch richtig kräftig Fieber. Das wurde dann Gott sei Dank am Freitagabend besser und so konnten wir den Ferienbeginn mit Karin, Tanya, Christoph und noch 3 anderen Deutschen und Schweizern im ‚Le Bouquet’ begehen. Und das war mal lecker! Hmmmmm – so was bekommt nicht alle Tage und so haben wir für meinen Geburtstag einen Besuch im ‚Le Bouquet’ gleich eingeplant.

Sonntags ging es wieder mal zur Kirche und dieses Mal wurden wir dann am Ende des Gottesdienstes vom Pfarrer in der Gemeinde mit folgenden Worten begrüßt: Welcome to our guests from Germany! You know, in Germany the mass is only running 45 minutes! It’s true, I’m not joking, believe me, only 45 minutes!” Die Gottesdienstbesucher fanden das natürlich sehr, sehr witzig, denn hier sind sie es gewohnt, dass die Messe mindestens zwei Stunden dauert. Wenn nichts dazwischen kommt.

Geburtstagskinder der Woche: Am 10. Oktober feierte Hatze Geburtstag und einen Tag später, am 11. Oktober wurde der kleine Justus schon 1 Jahr alt!!

Mittwoch, 12. November 2008

Harald ist da!


Überraschenderweise haben wir seit Freitag, den 31. Oktober bis Samstag, den 15. November Besuch von Harald hier in Ghana. Super!!! Der erste Besuch aus Deutschland - das macht Spaß! Verhindert aber natürlich weitestgehend meine Blogger-Tätigkeit! 'Tschuldigung! Aber bald wird alles besser und dann gibt es natürlich erst recht viel zu berichten!


An dieser Stelle aber schon mal vorab für die vielen Glückwünsche zu meinem Geburtstag von allen Seiten! Ich war angenehm überrascht, von wievielen Seiten ich Mails und Anrufe bekommen habe. Vielen herzlichen Dank!


...und bald geht es auch hier weiter....