Freitag, 26. September 2008

T-Online liegt flach - kein Anja-Newsletter!

Hallo liebe Newsletter-Empfänger von Anja.

Anja war gestern wieder fleißig und hat die Ereignisse der vergangenen Woche schriftlich festgehalten, aber sie kommt nicht an ihr T-Online-Konto ran. Kevin, der EDV-Lehrer der Schule, hat gemeint, daß das hin und wieder vorkommt, daß irgendwelche Adressen gesperrt werden. Ob's dann Sinn macht oder nicht! Heißt also, wir können generell ins Internet, aber eben nicht überall hin...
Funny Ghana!
Also nicht verzagen - sobald T-Online wieder läuft, wird Anja auch wieder die News verschicken. Versprochen!

Update: Noch am selben Tag war wieder alles in Ordnung! T-Online wieder erreichbar und Newsletter verschickt! Super!

Donnerstag, 25. September 2008

Home sweet home


Ich habe ja schon viel über unser neues Heim geschrieben, aber um der visuellen Vorstellungskraft Genüge zu leisten, hier mal ein Ausschnitt aus dem Stadtplan von Accra. Wie man sehen kann, wohnen wir wirklich (fast) am Meer. Hinter uns gibt es eben nur die „Kirche“, die uns durch ihre Lautstärke vor allem am Wochenende sehr erfreut.

Die dicke, gelbe Straße oberhalb von uns führt östlich zum Labadi Beach, das sind so höchstens 10 Minuten per Trotro von uns.

Die gelbe Straße, die diagonal durch die Karte läuft, ist die Ring Road, die uns zur Schule führt. Der untere Bereich ist die Ring Road East und ab dem Danquar Circle, deutlich auf der Karte zu sehen, beginnt die Ring Road Central. Die Schule ist auf der Karte nicht mehr ganz zu sehen, befindet sich aber unmittelbar hinter dem Kartenende oben links.

Vom Danquar Circle südwestlich geht es nach Osu, einem umtriebigen Geschäfts- und Kneipenviertel, wo sich auch ‚unser’ teurer Supermarkt „Koala“ befindet.

Festus, unser Taxifahrer, braucht morgens, wenn noch nicht so viel Verkehr ist, 8 Minuten von unserem Zuhause bis zur Schule. Nachmittags können da aber auch gerne mal 20 Minuten werden. Letztlich aber immer noch korrekte Zeiten, viele Schüler und Lehrer müssen da weitere und längere Strecken auf sich nehmen.

Wir sind zufrieden – kann man auch sein!

Samstag, 20. September 2008

Uwe Beer dichtet:

An der RMS Swiss School gibt es einen pensionierten Lehrer, Uwe Beer, der sich dort in seinem verdienten Ruhestand noch um die Nachhilfestunden kümmert. Und außerdem schreibt er gerne Gedichte, die eben auch Afrika und Ghana sowie deren „Sitten und Bräuche“ zum Thema haben.

Dieses hier hat er mir gegeben:

GOOD NIGHT ACCRA

Die Bar ist zeitig dunkel,
manch Winkel voll Gemunkel.
Am Tresen sind die Gäste laut,
Die Waitress stellt sich ständig taub.
Das Lagerbier ist schal
nach dem lauen Gammelmahl
Moskitos beißen
Dem Essen folgt das große Sch…
Auf einmal geht der Schauer lost.
Es gießt aus allen Ecken
Die Katze streicht um deine Beine
Und will dich auch noch lecken.

Na dann, gut Nacht Accra!

Uwe Beer

Die zweite September-Woche





Hui, eine richtig vollgepackte Woche erwartete uns und vor allem Anja! Am Dienstag hatte Anja morgens Konferenz und abends einen „Neuen-Treff“, wo sich neuangekommene Eltern und Lehrer kennen lernen können und auch vieles rund um die Schule erfahren. Parallel dazu natürlich mein Fußball-Abend, so dass sich Barbara schon bereit erklärte, auf Julius in der Zeit aufzupassen. Außerdem war am Donnerstag Elternabend von Julius und dazu natürlich das ganze andere Schulprogramm. Also beschloss ich den Umständen entsprechend die Woche mit dem passenden Luxus beginnen zu lassen und lud meine Familie ins La Palm Royal Beach Hotel zum Baden ein. Luxus am Montag – warum nicht? Muss ja nicht jeden Montag sein…. Auch ein Hintergedanke war, dass es dort am Montag sicher ruhiger zugeht und wir somit in laxer Atmosphäre alles abchecken können. Der Eintritt entsprach dem im Labadi, außer dass wir im Royal Beach nix für Julius bezahlen mussten. Pluspunkt!
Generell war es sehr schön und auch entspannend, aber gegen unser Labadi kommt wirklich nichts ran!!! Das ist und bleibt unser Lieblingshotel. Trotzdem ein toller Einstieg in die Woche.
Mit so einem Einstieg in die Woche rutschte der Rest dann wirklich problemlos runter und schon war wieder Wochenende. Aber nicht nur ein Wochenende, denn wir hatten schon wieder was zu feiern!!! (Hört denn die Feierei nie auf…?) Am Sonntag, den 14. September hatten wir nämlich unseren sechsten Hochzeitstag und nach einem festlichen Frühstück mit Prosecco, ging es dann wohin? Richtig! Ins Labadi Beach Hotel. Um sich mit Kind und Kegel am Wochenende zu entspannen, ist das wirklich perfekt. Ein kleiner Kurzurlaub. Am Abend waren wir dann noch bei ‚Tante Marie’s’ in Labone zum Essen. Sehr zu empfehlen und sehr, sehr lecker! Also ein perfekter Hochzeitstag!!!
Und dann natürlich noch der Höhepunkt der Woche für Julius: Das Piratenschiff, das er von Mimi und Klaus zum Geburtstag bekam, ist endlich eingetroffen! Samson hat es auf der Post abgeholt und vorbeigebracht und man kann auf den Bildern wirklich die Freude von Julius erleben, als er das Paket bekam. Und außerdem in der Bilderserie zu bewundern das Endprodukt, das Papas Nerven blank legte und Mamas Geduld forderte! Playmobil ist ja noch schlimmer als IKEA!!!

Geburtstagskinder der Woche: Der liebe Jörg hat am 13. September seinen 42. Geburtstag gefeiert! (Hey Jörg, wir können über unser Alter sprechen, oder?) Auf diesem Wege noch mal alles, alles Gute!!!

Die erste September-Woche





Mittlerweile hat uns die Routine eingeholt und gewisse Regelmäßigkeiten sind auch hier eingetreten. Eine eher unangenehme Abwechslung des Alltags war, dass es Anja ab Dienstag überhaupt nicht gut ging, sie auch leichtes Fieber hatte und wir schon überlegten, ob eventuell die Malaria bei ihr zugeschlagen hat. Gegen Ende der Woche wurde es dann aber immer besser und so sind wir alle froh, dass Anja wieder top auf dem Damm ist. Zu feiern gab es mal wieder auf der Insel Reichenau einen Haufen und zwar hatte Onkel Hans und Alex Frick am 5. September Geburtstag (und wenn ich mich nicht täusche, außerdem auch Olli Wörner, oder?) und am Samstag, den 6. Oktober feierten Katja Huber und ihr Rainer Hochzeit. Euch allen noch mal Herzlichen Glückwunsch!!!
Am Sonntag waren wir dann bei Kerstin, die Kindergartenleiterin von KiGa 1, also die ganz, ganz Kleinen zum Grillen eingeladen. Kerstin wohnt richtig draußen bei Tema und zusammen mit Schlatters machten wir uns dorthin auf den Weg. Ein Weg nach Tema ist über den Motorway, also eine Art Autobahn (, die bei uns wohl nicht einmal als Bundesstraße durchgehen würde) und auch hier gab es wie überall außer in Deutschland eine Maut zu bezahlen. Allerdings lag der Betrag recht niedrig bei 8 Pesewa, was ungefähr 5 cent entspricht. Nimmt man die Kosten des Maugebäudes, des Personals und der ausgestellten Tickets zusammen, so erscheint einem dieser Betrag völlig irre. Ich denke, man würde da eher Geld sparen, wenn man keine Maut entrichten müsste. (Wie uns später dann Ina erklärte, waren die 8 Pesewa sogar noch richtig viel, da die Schlatters mit einem Land Rover ein eher großes Auto besitzen. Mit einem normalen PKW sind es sonst so 4 -5 Pesewa, also 2 - 3 cent.)
Kerstin wohnt richtig ‚wild’ in einem Neubaugebiet, das wir so wahrscheinlich (trotz Wegbeschreibung!) nicht gefunden hätten, wenn nicht Kerstin mit Sabine und ihren Kindern vor uns gefahren wäre. Da hätten wir nie und nimmer eine menschliche Siedlung vermutet und wären bestimmt wieder umgedreht. Wenn man das Anwesen von Kerstin und Lloyd (und ihren netten Kindern Nana und David) dann aber gefunden hat, erwartet einen ein tolles Anwesen mit wunderschönem Garten und klasse Spielmöglichkeiten für die Kinder. Es wurde ein richtig toller Sonntag und bei der Nachhausefahrt gab es erst viel zu sehen, als uns eine Kuhherde den Weg versperrte und dann viel zu spüren, als ein selbstmordgefährdetes Huhn sich vor den Landrover warf. Meine Herren, das ruckelt aber ganz schön, da möchte man nicht größere Tiere unter dem Auto haben….Christoph hat danach noch schlecht von Hühnerfrikassee geträumt, aber mittlerweile ist das Chicken-Trauma auch überstanden!!!

Unser erstes Barbecue





Wie in jedem Bericht, gibt es mindestens eine Schlatter-Erwähnung. Das hängt natürlich damit zusammen, dass wir uns wirklich prima verstehen, somit viel zusammen unternehmen und – ergo – auch oft Tanja und Christoph in diesem Blog Erwähnung finden.
Langsam wurde es peinlich, aber wir waren schon wieder von Schlatters eingeladen. Na ja, kleine Ausrede, wir sind ja jetzt erst um- und eingezogen und können das noch alles nachholen. Trotzdem. Und dieses Mal hatten sich Tanja und Christoph überlegt ein Barbecue zu veranstalten. Da wir schon früher an der Schule waren, um noch via Internet einiges zu erledigen, schnappten wir uns Tanja, überließen Christoph den Grill, die Kohle und die Glut, und machten uns auf den Weg zum Malata Market. Irre! Wenn man so einen afrikanischen Markt noch nicht selber gesehen hat, kann man es kaum mit Worten fassen. Menschen, Menschen, Menschen und alle am Handeln, Handeln, Handeln. Und zwar mit allem: Von Schweinsfüße über lebende Schnecken, vom Kaugummi bis zum Handy, von Krebsen bis zu verschiedensten Gewürzen, unzählige Plastikschüssel, komplette Hühner, Krimskrams, Schmuck, Textilien – man kann gar nicht alles beschreiben, was es dort so gibt. Dazu die verschiedensten Gerüche, auch die verschiedensten Gestanksmöglichkeiten und über allem eine Geräuschkulisse, die nie abreißt. Anja und Tanja waren restlos begeistert und auch Julius freute sich, denn er bekam eine komplette Box mit Kaugummis von Mama geschenkt – mir war das dann doch eine Spur zu viel von allem. Sicher: Faszinierend und hochinteressant, aber eindeutig nicht meine Welt.

So war ich dann auch froh, wieder bei Schlatters angekommen zu sein und erst mal ein leckeres Club-Bier zu öffnen! Das kann man jedem Ghana-Reisenden mit auf den Weg geben: Trinke Club, vermeide Star! Dann kann dir biertechnisch nichts passieren!
Außer uns war auch noch Karin (Biedermann), die Leiterin von Julius’ Kindergarten mit von der Grill-Partie, und somit war Julius völlig glücklich, denn wenn seine Frau Biedermann in der Nähe ist, dann ist die Welt für ihn völlig in Ordnung.
So konnten wir leckere Salate, Würstchen, Chicken Wings und sogar Burger in angenehmer, entspannter Gesellschaft genießen. Und hatten wieder einmal einen tollen Nachmittag beziehungsweise Abend. Was will man mehr?!

Schönes Wetter war nicht nur bei uns, sondern auch auf der Insel, wo an diesem Tage die Hochzeit von Nadin und Alex stattfand. Unsere Korrespondenten berichteten von einer wahrlich königlichen Hochzeit, wow! Euch zwei auf diesem Wege noch mal alles, alles Gute auf eurem weiteren Lebensweg. Herzlichen Glückwunsch!!!

Am Sonntag fuhren wir dann nach Teshie-Nungua mit dem Trotro, um uns im ‚Dutch Hotel’ zu erholen. Das ist zwar günstiger als das Labadi Beach Hotel, aber ansonsten wirklich kein Bringer. Am Schluss hat man dann alles zusammengerechnet auch einen Batzen Geld investiert und bei weitem nicht die Ruhe und das tolle Ambiente des Labadis genießen können. Wieder eine Erfahrung….

JAKOB WILLIAM CYR IST DA!

Nach langem Warten war es dann doch soweit:

Am Freitag, den 29. August 2008 kam um 03.28 Uhr gesund und munter bei einem Gewicht von 3400 g JAKOB WILLIAM CYR in Hongkong auf die Welt.

Die überglückliche Mimi ist dann auch gleich bei den überglücklichen Eltern, Maren und Terry, direkt von der Reichenau in Hongkong eingetroffen. Das ist doch schön!
Auch wir sind richtig glücklich über die Ankunft des kleinen Jakobs, auch wenn wir noch etwas warten müssen, bis wir ihn „live“ sehen können. Am 14. Dezember ist es für uns aber dann soweit und die Gotti Anja kann es kaum erwarten….

Liebe Maren, lieber Terry, herzlichen Glückwunsch zu eurem Sohn Jakob!!!

Mittwoch, 17. September 2008

Von Festus bis Ruben

Hier mal ein paar Menschen, mit denen wir es immer wieder zu tun haben...

Auf dem ersten sieht man Festus mit seinem ganzen Stolz, seinem Taxi! Festus holt Anja & Julius jeden Morgen in die Schule ab und bringt uns ab und zu auch nachmittags nach Hause!

Auf dem zweiten Foto kann man Barbara und Renate beim Kaffeetrinken sehen und man erkennt deutlich: Sie haben Spaß dabei und genießen das Leben in vollen Zügen. Man muss sie einfach gerne haben....

Auf dem dritten Foto dann unsere Maid, Mercy beim Abwasch. Nach anfänglichen Irritationen wie die Nutzung unserer Dusche, klappt es jetzt ganz gut mit Mercy und sie kümmert sich darum, daß es bei uns immer sauber ist.

Und auf dem vierten Bild sieht man Ruben, den immer freundlichen Kellner des Swiss Clubs. Auch bei größter Hektik lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und bewahrt sein sonniges Gemüt. Manchmal könnte es zwar etwas schneller gehen, dafür bekommt man aber eine charmante Bedienung der Sonderklasse!





Donnerstag, 11. September 2008

Anjas Geburtstag und mehr





Gott sei Dank sind nicht alle Tage so, wie der vorher beschriebene. Das Flugkisten-Drama soll bitte, bitte auch eine einmalige Angelegenheit bleiben.

Einen Tag später sah die Welt wieder besser aus, denn Anja hatte Geburtstag, also ein höchst erfreulicher Anlass zum Feiern. Wir waren auch in Feierlaune, hatten aber noch jede Menge zu erledigen und beschlossen somit das Feiern auf den Sonntag zu verschieben. Während Anja und Julius vormittags noch in der Schule bzw. im Kindergarten waren, konnte ich endlich mein geschundenes Kreuz behandeln lassen, denn ich hatte einen Termin bei einer chinesischen Massage. Fantastisch! Knapp anderthalb Stunden wurde an mir herumgedrückt, massiert, gepresst, gezogen und was weiß ich noch alles! Und nicht nur meine hartnäckigen Rückenschmerzen waren weg, auch meinen Muskelkater vom dienstäglichen Fußballspiel konnte Mister Fantastic beseitigen. Und das alles für 17 cedis, umgerechnet rund 10-11 Euro!

Mittags waren wir dann bei Schlatters zum Geburtstags-Menü eingeladen – wie nett – und dann ging es nach South Estate, La Badi zu unserem neuen Anwesen, um Kartons auszupacken. Und dasselbe dann auch am Samstag den ganzen Tag. Regale aufbauen, Schränke einräumen, Küche einsortieren, alles was dazugehört. Zur Stärkung holte ich am Nachmittag aus einer Chop Bar ein leckeres Fufu, eine gummiartige, kleistermäßige, kartoffelähnliche Pampe, mit scharfer Soße. Chop Bars sind sogenannte Garküchen und gibt es an jeder Straßenecke. Mal größer mit Sitzmöglichkeiten, mal kleiner direkt am Straßenrand nur aus einem Kochtopf bestehend, gibt es sie in allen Variationen. Günstig sind sie alle. So habe ich für zwei Portionen einen Cedi bezahlt, also ungefähr 60 cent. Zwei Tage später bekam ich dann die Quittung und hatte doch erhebliche Magenkrämpfe. Aber wenn man’s nicht probiert, dann lernt man es auch nicht.

Unserem Julius dürfen wir an dieser Stelle mal ein Extralob aussprechen, denn es ist für ein vierjähriges Kind bestimmt nicht das Interessanteste, wenn die Eltern das ganze Wochenende nur am Kartons auspacken und arbeiten sind, dennoch war er vorbildlich brav, hat sich den ganzen Tag selber beschäftigt und uns somit sehr viel geholfen.

Dann am Sonntag haben wir wirklich mal nichts gemacht, das heißt wir wollten mit Schlatters zum Baden gehen. Dem armen Christoph war es aber überhaupt nicht wohl und so blieben sie zuhause. Also gingen wir alleine ins Labadi Beach Hotel und ‚feierten’ Anjas Geburtstag nach. Erneut eine Oase der Erholung. Wunderbar.

Doch dann kam die Stunde der Wahrheit. Wir packten endgültig unsere Sachen und zogen in unsere neue Residenz. Das hieß bei Barbara im Hostel Abschied nehmen, was uns allen sehr schwer fiel. Wir hatten uns alle an das tolle Leben im Hostel und an die nette Art von Barbara gewöhnt, dass wir eigentlich gar nicht gehen wollten. So war auch der Montag für uns alle etwas seltsam in der neuen Bleibe und eigentlich wollten wir lieber wieder zurück zu unserer Barbara.

Das es uns noch nicht richtig gefiel, lag auch an der Beleuchtung. Die Wände sind eigentlich afrikanisch nett in einem Türkis-Ton gestrichen. Dazu gibt es aber in jedem Raum Energiesparlampen, die ein dermaßen hässliches Licht abstrahlen, dass man in Kombination mit den Wänden sich eher an einen OP erinnert fühlt, wie an eine Wohnung. Eine schreckliche, deprimierende Atmosphäre.

Somit war mein Auftrag für den Rest der Woche klar definiert: Schöner Wohnen mit Stephan und tatsächlich - bis zum Ende der Woche – sah es schon ganz anders aus. Ein paar Spiegel, eine Stehlampe mit Dimmerfunktion und noch ein paar Kleinigkeiten veränderten die Wohnung komplett. Jetzt lässt es sich doch gut leben…

Dienstag, 9. September 2008

Chronik eines Tages


Mittlerweile haben wir Donnerstag, den 21. August und die Dinge laufen recht gut an. Wir haben uns ganz gut eingelebt, nette Leute kennen gelernt, der Schul- und Kindergartenstart von Anja und Julius war prima, inzwischen war auch der Container mit unseren Habseligkeiten eingetroffen. Da muss es doch ein Leichtes sein, am Flughafen die nachgeschickte Kiste abzuholen. Dachte ich. Dachten wir. Und beging den ersten Fehler. Ich nahm mir zuviel vor für diesen Tag.

Mein Plan war es, schnell, schnell die Kiste zu holen, dann mit ihr zu unserem neuen Anwesen zu fahren, um dann bis zum Mittagessen noch ein paar ‚häusliche Dinge’ wie Spiegel zu montieren, zu erledigen. Weit gefehlt.

Samson, der Schulbusfahrer, wollte mich begleiten und die ursprünglich für 8.30 Uhr terminierte Abfahrtszeit änderte sich schon mal auf 9.15 Uhr. Na ja, da will man ja mal nichts sagen, schließlich und endlich ist es ja auch eine feine Sache, Samson dabei zu haben, zumal er auch weiß, wo man hin muss oder auch bei sprachlichen Schwierigkeiten helfen kann.

Am Frachtflughafen angekommen wurden wir dann auch gleich von einem ‚Clearing Agent’ empfangen, der uns zum richtigen Büro der Air Ghana Ltd. brachte. Dort entrichtete ich dann auch gleich meine 33 cedis Gebühren, hatte also eigentlich meinen Obulus bezahlt.
Bei dem Begriff ‚Clearing Agent’ dachte ich natürlich sofort an Pulp Fiction und an Harvey Keitel als Mr. Wolf, den Problemlöser und hoffte, dass auch Sonne, so sein Name, sich als Problemlöser entpuppen würde.

Es ließ sich also gut an und ich war guter Dinge, aber dann hieß es auf einmal: Pliiiz, have a seat and wait! In der Zwischenzeit saß ich mit Samson im Büro des ‚Problemlösers’ und sah Leute reinkommen, rausgehen, ein Schwätzchen halten, sogar eine Marktfrau kam vorbei und verkaufte ihren Krimskrams, aber in Sachen Flugkiste passierte nichts, nichts, nichts! Einzige Unterhaltung war ein Fernseher, der an der Wand hing und einem mit dem Welt schlechtesten Programm unterhielt.

Irgendwann ging es weiter und wir mussten zu einer Polizeibehörde. Nachdem die Dame von der Behörde meinem Clearing Agent 3 x wieder von dannen schickte, da er irgendwelche Formulare falsch ausgefüllt hatte (selbstverständlich immer mit den entsprechenden Wartezeiten!), wurde es dann langsam Mittag und Mr. Sonne meinte, dass könne schon noch bis 14.00 Uhr dauern. Wir mussten aber wieder zurück zur Schule, so versprach er uns hoch und heilig, sich um alles zu kümmern. Um die in der Zwischenzeit anfallenden Gebühren bezahlen zu können, solle ich ihm aber 20 cedis geben (, für die ich selbstverständlich einen Beleg erhalten würde). Mittlerweile schon sehr genervt, sah ich das so nicht ein, aber Samson gab mir zu verstehen, wenn ich dann meine Kiste noch in diesem Leben haben wollte, solle ich doch die 20 cedis geben. Sonst geht nichts mehr!

Nun denn: Wieder zurück zur Schule und nachmittags wieder zurück zum Flughafen. Dort fanden wir dann Mr. Sonne, unseren Clearing Agent, an einem Ort der einer Cargo-Halle doch recht ähnlich sah. Nach einiger Zeit bekam ich dann für 10 cedis Pfand einen offiziellen Ausweis, dass ich mich in dieser Halle bewegen durfte und tatsächlich – da sah ich sie dann zum ersten Mal. Unsere Kiste! Jippieh! Aber noch nicht mitnehmen – nein! Vorher sollte sie noch geöffnet und kontrolliert werden, ob ich denn kleine Kinder, Drogen oder chemische Waffen darin transportiert hätte. Den Schlüssel hatte Mr. Sonne aber in seinem Büro, also wieder warten, bis er mit dem Schlüssel zurückkam und dann endlich, endlich Kiste öffnen. Ein ruppiger Zollbeamter kam zu uns und wir mussten ihm zu viert!!! den Inhalt der Kiste zeigen und auf dem (schmutzigen) Hallenboden auslegen, versehen mit dem Kommentar: „Etwas schneller! Ich hab’ ja nicht den ganzen Tag Zeit.“ Ich wollte schon wieder alles einräumen, da wurde ich belehrt, alles so liegen zu lassen, da ein zweiter Kontrolleur noch kommen würde. Unglaublich. Also noch mal warten. Der zweite Kontrolleur hat dann im Vorbeigehen ein raunziges ‚O.K.’ zugemurmelt, was soviel bedeutete wie ;Ihr könnt wieder alles einräumen!’ Mit Freuden wollte ich dann die Kiste schnappen, aber weit gefehlt. Die Papiere müssten noch fertig gemacht werden und überhaupt und sowieso. Also wieder zurück ins Büro und warten, warten, warten!

Nach geraumer Zeit ging dann die Tür auf, ohne Kiste, und mir wurde mitgeteilt, ich müsste jetzt noch zur ‚identification’! Wie denn, wo denn, was denn? Ich wollte doch nur meine Kiste holen und jetzt werde ich noch „identifiziert“? Na ja, eine ‚identification’ wäre dann doch noch ganz angenehm gewesen, denn was dann folgte, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Ich wurde von einem Zollbeamten zusammengeschrieen, dass ich mich illegal im Land befinden würde und ob man das in Deutschland auch so machen dürfte und wie ich mir das alles vorstellen würde undsoweiterundsofort. Versuche meinerseits mich zu erklären, wurden sofort niedergebrüllt. Noch schlimmer: In übelster Weise stellte er mir Fragen, und kaum war ich gewillt, zu antworten, wurde ich mit der nächsten Frage zusammengestaucht. Dabei wedelte und fuchtelte er mit meinem ‚Dienstausweis’ herum, den er mir auch partout nicht mehr geben wollte. Mir war jetzt wirklich nicht mehr ganz geheuer und ich hatte wirklich Angst, dass mich dieser Typ noch in den Knast bringen würde. So was ist mir noch nie, noch nie passiert. Auf einmal gab es dann meine Papiere zurück und ich musste wieder zu meinem Freund, Mr. Sonne, ins Büro. Dort wurde mir mitgeteilt, hurra, hurra, die Kiste wäre bereits auf dem Weg, aber ich müsste vorher noch Bearbeitungsgebühren bezahlen. Mir wurde eine Rechnung präsentiert, die sich auf 180 cedis belief. Ungläubig fragte ich, was das solle und ich hätte eh’ nur 140 cedis bei mir. Man verschwand in einem Hinterzimmer und kam auf einmal mit einem Beleg über 140 cedis zurück. Hmmmm, seltsam!

Zermürbt wie ich nun war, zahlte ich auch noch bereitwillig diesen Betrag und tatsächlich, dann um 18.00 Uhr, war auch die Kiste da.

Welch ein Horror!

Gott sei Dank ist es nicht jeden Tag so, denn sonst wäre ich schon längst wieder auf dem Weg nach Hause. Aber leider, leider scheint es bei offiziellen Dingen nicht ohne Schmierereien, Korruption und ähnlichen miesen Methoden zu funktionieren. Inklusive Verhaltensmuster, die man sonst nur aus totalitären Staaten zu kennen glaubt.. Schade!

Ach ja, der Inhalt dieser „gefährlichen“ Kiste: Ganz normale, gebrauchte, Haushaltsgegenstände – ein Witz! Allerdings ein schlechter!

Dienstag, 2. September 2008

Von Mariä Himmelfahrt bis 20. August





Der erste Inselfeiertag, Mariä Himmelfahrt am 15. August, aus der Ferne und man berichtet uns von schlechtem Wetter. Prrrr! Also keine Prozession und wahrlich kein Feiertags-Wetter!
Da war es bei Christoph (Keller) hoffentlich schöner, der an diesem Tag seinen 40. Geburtstag feierte und sich zusammen mit seiner Familie von den Strapazen des Jakobswegs erholte. Bin mal gespannt, was Christoph so zu berichten hat. Auf jeden Fall von dieser Stelle die besten Glückwünsche zum Jubeltag.

Tags drauf fuhren wir mit Schlatters in die recht neue Shopping Mall beim Flughafen, natürlich Accra Mall genannt. Oh westliche Welt, lass Dich küssen! Natürlich ist es verwerflich an jedem Ort der Welt eine amerikanisierte Welt vorzufinden, aber es tut dann doch ungemein gut inmitten des afrikanischen Rummels auch mal wieder eine nette, gepflegte Shopping Mall vorzufinden. Kein Feilschen, sondern fixe Preise. Man findet alles unter einem Dach und muss nicht über eine Woche verteilt unzählige Stationen abklappern. Prima! Auch Julius hatte seinen Spaß, denn es gab im Innenhof Kinderanimation mit Hüpfburg und Luftballon-Schwertern.

Und dann wieder Sonntag! Und nicht ein gewöhnlicher Sonntag, denn unser Julius hatte Geburtstag. Seinen vierten. Zum Frühstück kamen Tanya und Christoph vorbei und Julius übergab – wie versprochen – Christoph seinen Schnuller (siehe Foto). Welch Heldentat! Er hat ihn zwar nur noch nachts benutzt, aber dort hat er ihn schon gebraucht. Das sind dann die Erfolgserlebnisse stolzer Eltern!!! Nach leckerem und gemütlichen Frühstück und dem Geschenke auspacken, dann Luxus pur! Zur Feier des Tages hatten wir beschlossen, uns im Labadi Beach Hotel „einzukaufen“. Tanya und Christoph hatten uns diese Oase der Ruhe empfohlen, wo man gegen Eintritt die Pool-Landschaft des Hotels mit allen Annehmlichkeiten nutzen konnte. Wir hatten in der Vorwoche wirklich einen tollen Strand und einen schönen Sonntag, den wir genießen konnten, aber das ist dann eben die perfekte Erholung. Keine Händler, keine Gaukler, kein Lärm, Jubel und Trubel, sondern reine Erholung, eine Oase der Ruhe! Toller Pool mit einem ‚Natureingang’ (nennt man das so?), über den auch Julius gut hineingehen konnte (und dann viel, viel Spaß hatte.) Am Abend hatten wir alle einen kleinen Urlaub hinter uns und der Schul- beziehungsweise Kindergartenstart tags drauf konnte beginnen.

Am Montag, den 18. August war es dann soweit. Der „Ernst des Lebens“ für Anja und Julius konnte beginnen. Nach einer kurzen, aber netten Einschulungsfeier und Begrüßung des neuen Lehrpersonals und der neuen Kinder (also auch meiner Lieben), ging es dann in die Klassen und ich war erst mal arbeitslos. Denn der Container mit unseren Sachen hing noch immer im Hafen fest. Wahrscheinlich eine Frage des Geldes, wann er ankommt…..

Am Dienstag ging ich dann mit Barbara und Renate auf Einkaufstour für die Schule. Barbara ist ja die Hostel-Leiterin, bei der wir wohnen und Renate leitet den ‚Hort’, wo die Kinder, auch unser Julius, mittags bis um vier, sich aufhalten. Beide seit 40 Jahren in Ghana lebend, schon in Deutschland beste Freundinnen und ein Quell guter Laune. Also ein sehr vergnüglicher Vormittag für mich!!!

Ach ja: Ein Traum wurde wahr für mich. Ich habe nämlich begonnen Klavier zu lernen. Immer mittwochs habe ich bei Nana, meinem Klavierlehrer, Unterricht. Also auch in dieser Woche. Nachmittags hatte Anja dann keinen Unterricht, also wollten wir uns endlich, endlich mal den Luxus eines Nachmittags-Schläfchens gönnen. Kaum eingenickt, ging dann aber ein Donnerhall über das Schulgelände. Der Container ist da!!! Nachdem alles für die Schule ausgeladen war, wurden dann die privaten Kartons von Susann und Stefano (der Headmaster) Caflisch und uns mit dem Sattelschlepper nach Hause gebracht. Nie und nimmer hätte ich gedacht, hätte ich gedacht, dass dieses Monstrum in unsere Sträßchen einfahren könnte, aber unterschätzt mal den Ghanaer nicht. Mit Geduld und Spucke, vielen Flüchen, einer kaputten Kupplung und irgendwie auch Glück, landete der Container bei uns und somit auch der Inhalt in unserer kleinen Wohnung.

Zurück im Hostel erfuhren wir dann, dass auch unsere, von Marc nachgesandte, Flugkiste am Flughafen eingetroffen ist und man diese für 33 cedis (ca. 20 Euro) abholen konnte. Super! Das klappt ja! Dachten wir! Doch auf dem Flughafen……, nein, das ist eine völlig andere Geschichte!!!

Die erste Woche


An unserem ersten richtigen Tag begannen erst einmal einige Besorgungen. Handy umstöpseln, Geld wechseln und so weiter. Am Nachmittag sind wir dann zusammen nach Osu, die sogenannte Altstadt, gefahren und haben einen kleinen Erkundungsspaziergang unternommen. Dabei haben wir eine katholische Kirche gefunden und im Koala, einen libanesisch geführten Supermarkt, die ersten Notwendigkeiten eingekauft. Wie es uns schon berichtet wurde, ist dabei das Preisgefüge recht hoch. So kostet beispielsweise ein Liter Milch 2,90 cedis, das sind ungefähr 1,40 Euro. Wow! Milchprodukte, also auch Yoghurt und anderes sind unglaublich teuer, aber es gibt natürlich auch günstige Artikel. Natürlich Obst. Natürlich auf dem Markt. Aber das, mit Verlaub, ist am ersten afrikanischen Tag doch etwas heftig. Also dann lieber ein teurer Supermarkt.

Abends haben wir dann leider erfahren, dass Opa Josef verstorben ist. Der erste Wermutstropfen. Man wusste zwar, wie es um ihn steht, aber aus der Ferne ist so ein Verlust immer schwer zu verkraften, wenn man selber nicht vor Ort ist. Die traurigen Dinge des Alltags!

Am Samstag haben wir dann Daniel, unseren Makler, getroffen und sind mit ihm auf Objektsuche gegangen. Gleich das erste Haus, das wir besichtigten, war dann letztlich auch unsere Wahl. In South Estate, Labadi, recht nah zur Schule und in einem recht ruhigen Wohnviertel direkt am Meer ist es gut gelegen. Außerdem ist es möbliert und der Preis war auch in unserem Budget. Ein weiteres Kriterium: Der Landlord, Eigentümer, lebt mit seiner Frau auf demselben Grundstück. Wenn wir also mal nicht da sein sollten, ist trotzdem immer Leben auf dem Anwesen, was böse Buben (und die gibt es auch hier!) vor bösen Taten doch eher abhält. Wir besichtigten dann zwar noch verschiedene Objekte, aber die waren alle vom Preis her teurer, waren nicht möbliert, generell auch sehr hässlich, also sprach alles für das erste Haus. Es hätte zwar noch tolle Sachen gegeben, aber die sind so teuer, dass es jenseits unserer Möglichkeiten steht und wir es dann auch nicht sehen wollten, um Enttäuschungen zu vermeiden. Die Entscheidung war gefallen. Und ein paar Tage später, ich glaube am Montag oder Dienstag wurde dann auch schon der Vertrag unterschrieben. Das ging ja schon mal gut und schnell!

An unserem ersten Sonntag wollten wir dann Strandleben pur und sind an den Labadi Beach gefahren. Das ist in Accra der große, öffentliche Strand. Kostet auch einen kleinen Obulus – uns hat man natürlich als Frischlinge erkannt und gleich mal abgezockt. Hmmm, da muss man schon noch lernen….Dafür war im Eintrittspreis eine Dose Bier inklusive. Lustige Sitten! Am Strand ist es – war auch nicht anders zu erwarten – sehr, sehr lebhaft. Da wir früh dran waren, ging es anfangs noch, aber von Stunde zu Stunde wurde es dann turbulenter. Ständig Verkäufer, die einem wirklich alles andrehen wollen, Trommelgruppen, Zirkusartisten, es gibt eigentlich alles, außer…Ruhe!! Das Meer selber gehört ja zum atlantischen Teil und beeindruckt durch seine enormen Wellen, die weit vor dem Ufer zu sehen sind, dann aber an Küstennähe recht ruhig in sich zusammenbrechen. Trotzdem ist an Schwimmen dabei nicht zu denken. Man kann in das warme Wasser hineinwaten, auch sich mal etwas hinauswagen, aber dann wird man sofort von der Wellenkraft wieder ans Ufer geschleudert. Dabei sollte man auch die „offizielle Badezone“ nicht verlassen, denn überall wimmelt es von ‚Lifeguards’, die mit schriller Trillerpfeife, alle zurechtweisen, die sich einen Meter links oder rechts vom Badezentrum befinden. Auch hier also Lautstärke pur.Mein Handicap an diesem Tag war wieder einmal der Rücken. Schon morgens von leichten Schmerzen geplagt, wurde es zunehmend schlimmer, bis ich mich kaum mehr rühren konnte und nur noch – jetzt mit großen Schmerzen – in einer bestimmten Position stehen konnte. Nicht liegen, nicht sitzen und auch nicht bewegen. Ich stand herum wie eine Statue und die kleinste Bewegung setzte Höllenqualen frei. Autsch! Als es etwas besser ging, konnte ich dann vorsichtig – mit den Händen im Rücken als Stütze – am Meer auf und ab gehen, begleitet von den amüsierten Gesichtern der Einheimischen, die das Verhalten und den Bewegungsablauf des seltsamen Deutschen sehr lustig fanden.

Gott sei Dank trafen wir aber Tanya und Christoph, das Schweizer Lehrer-Ehepaar von der Swiss School, die uns dann in ihrem Landrover mit nach Hause nahmen. Sehr freundliche und angenehme Zeitgenossen, die wir von Beginn an nur sympathisch fanden und mit denen wir uns sehr gerne treffen. Da ist man schon sehr dankbar, wenn man Leute trifft, mit denen man so gerne zusammen ist – vor allem im Ausland! Die Schmerzen wurden weniger, blieben dann aber schon noch ein paar Tage, wurden dann täglich zwar besser, konnten aber erst durch eine fantastische China-Massage am vergangenen Freitag, den 22. August beseitigt werden.

In der darauffolgenden Woche ging es bei Anja gleich mit einer großen Konferenz los und auch sonst mit vielen Vorbereitungen für die Schule. Ich war währenddessen damit beschäftigt, die verschiedensten Dinge zu organisieren und musste auch hier wieder lernen: Wenn man von den vorgenommenen Tätigkeiten für einen Tag die Hälfte schafft, ist das super! Ein Viertel ist gut und weniger ist normal. Also Luft anhalten und am Ball bleiben. Alles wird gut!!!

Zeit und andere Faktoren



Am Anfang war der Rhythmus. Der afrikanische Rhythmus. Und der europäische. Wenn man im August in Ghana ankommt, hat man erst mal kein Problem mit dem Klima. Es ist noch nicht so heiß und man verträgt es somit ganz gut. Womit man aber zu recht kommen muss, ist der Rhythmus. Der gesamte Lebensrhythmus.

Zum einen heißt es, überall warten zu lernen. Gleich am ersten Tag wollte ich eine Handy-Karte holen. Dafür gibt es an fast jeder Ecke kleine Stände. Nachdem man sich erklärt hat, stellt die freundliche Verkäuferin fest, dass sie zwar im Moment keine gewünschten Handy-Karten vorrätig hat, aber die auch jeden Moment kommen müssen. Also: Have a seat, pliiizzz! So sitzt man, beobachtet das Leben und wartet. Irgendwann kommen dann die gewünschten Artikel und dann geht es auch relativ schnell. Mit herzlichen Verabschiedungsformeln zieht man von dannen. Und so ist es überall! Have a seat und warten, warten, warten! Dabei erweist sich dann der Ghanaer als vorbildlicher Warter. Wenn zum Beispiel ein Geschäft um 10.00 Uhr öffnet, stehen die Leute bereits kurz nach 9 davor und warten geduldig bis um 10 die Ladentür aufgeht, obwohl sie wissen, dass es vorher nichts gibt.

Im Gegensatz dazu gibt es dann aber auch Geschwindigkeit, an die man sich gewöhnen muss. Nämlich im Straßenverkehr. Hier geht es sehr quirlig, chaotisch, aber auch fair zu. Dabei ist das wichtigste Objekt am Auto die Hupe. Es hupt und hupt und hupt unentwegt, denn man sollte sich ja bemerkbar machen, damit auch jeder weiß, was man im Verkehr so treibt. So hupt man, um den Vordermann darauf aufmerksam zu machen, er solle doch bitte einen Spurenwechsel vornehmen, aber auch um anzuzeigen, dass man selber einen Spurenwechsel vornimmt. Man hupt, wenn man an einer Querstraße vorbeifährt, um zu signalisieren: Holla, hier komm’ ich. Man hupt, wenn man beabsichtigt, aus einer zweispurigen Straße oder Kreisverkehr eine dritte, oder vierte Spur zu ergänzen. Man hupt. Man hupt. Man hupt. Der kunstvollste Huper fuhr uns vom Labadi Beach zur Schweizer Schule. Sein linker Zeige- und Mittelfinger lag locker auf der Hupe und bis zu unserem Ziel (ca. 15 Minuten) hupte er unentwegt. Das alles passiert mit einer recht hohen Geschwindigkeit.

Damit sind wir auch beim nächsten Thema. Die Lautstärke. Der Lärm. Zum einen sind es natürlich, wie eben erwähnt, die 100000 Hupen, die man hört. Aber auch die unzähligen Menschen, Sirenen, Trommeln, Hühner, Ziegen, Kühe (ja genau – mitten in der Stadt!) verursachen eine permanente Geräuschkulisse, mit der man erst mal klar kommen muss.Diese Faktoren (und noch ein paar mehr) sind es, an die man sich gewöhnen muss.

Und das braucht seine Zeit. Ist auch nicht weiter schlimm, denn: Have a seat, pliiiiz!

Der erste Tag - so ging alles los!


Nach dem rauschenden Fest für Klaus war es uns klar, dass es eine kurze Nacht werden würde. Um 4 Uhr war Zapfenstreich, aber natürlich waren wir in gespannter Erwartung schon vorher fit. Auch Eke und Klaus, noch nicht richtig im Bett an-, da erst spät vom Fest nach Hause gekommen, waren auf der Matte, um uns zu verabschieden. Natürlich auch mit viel Emotionen und Tränen, aber es ist ja auch schön zu wissen, dass man auf der Insel vermisst wird.

Julius war überraschend gut drauf zu so früher Stunde und fand es sehr spannend, mitten in der Nacht loszufahren. Nach ruhiger, schneller und problemloser Fahrt kamen wir dann in Frankfurt an, konnten ruckizucki unseren Mietwagen abgeben und begaben uns zum Check-In.

Nun gab es dann doch die erste Hürde zu meistern. Die Flugbox von Klaus wurde gewogen und um 5 kg zu schwer befunden. Also Box geöffnet, ungefähr 5 kg ausgepackt (= Schulordner von Anja ging recht gut!!) und zum zweiten Versuch übergegangen. Nun hieß es, dass unser Gepäck insgesamt zu viel wäre und wir für die Box 1650 Euro!!! Übergepäck zu bezahlen hätten. Ärgerlich, denn wir hatten ja im Vorfeld angerufen und die Mitteilung erhalten, dass wir ohne Probleme mehr Gepäck mitnehmen konnten. Hmmmm – mal wieder so eine Info, die einem halt nichts nutzt, wenn man es nicht schriftlich hat. Es half alles nichts, die Kohle war uns (natürlich) zu viel und so musste die Box erst mal in Frankfurt bleiben.

Bei der Gepäckaufbewahrung der Fraport (Hauptsponsor meiner Eintracht) wurde uns dann ein Angebot zum Verschicken innerhalb von 7-8 Werktagen für 277 Euro gemacht. Wir wussten aber, dass Marc, der Sohn von Klaus, bei der Lufthansa arbeitet und sicherlich bessere Konditionen für uns bekommen kann. Mehrere Anrufe hin und her war dann klar, die Kiste bleibt vorerst in Frankfurt und wird dann von Marc für uns verschickt. Das wäre geklärt.

Das nächste Problem folgte dann aber auf den Fuß! Man informierte uns, da die Maschine überbucht sei, meine Frau sehr wohl einen Platz bekommen würde, Julius und ich aber gegebenenfalls erst am nächsten Tag fliegen könnten. Natürlich wollten wir gemeinsam fliegen, also entweder alle an diesem Tag oder eben alle am kommenden. Man wird dann in einem Hotel untergebracht und bekommt dann 600 Euro Entschädigung, aber in unserem Sinne war das sicher nicht.

2 Stunden später dann die Erlösung – es gab Plätze für uns und nach Auskunft der freundlichen Lufthansa-Dame auch schöne Plätze in der ersten Reihe. Super! Anja wollte nach dem Stress noch schnell Zeitschriften kaufen und ich in der Zwischenzeit mit Julius bereits zum Boarden (immer diese Angliszismen!) gehen. Prompt wurden wir wieder zurückgepfiffen und unfreundlich zurechtgestutzt, dass wir eben keine Plätze hätten und mit diesen Karten nie und nimmer in die Maschine kommen würden. Mein Hinweis, dass wir zehn Minuten vorher die Zusicherung für Sitzplätze erhalten hätten, fiel auf fruchtlosen Boden. Die schroffe Dame war auch nicht gewillt, sich diese Info von ihrer in Sichtkontakt befindlichen Kollegin bestätigen zu lassen. Grrrrr!

Zurück zum Informations-Stand (neudeutsch: information desk), brav angestanden und kurz bevor ich an der Reihe war, höre ich die zwei (netten) Damen diskutieren, wo denn die Familie Wurz bliebe. Die hat ja immer noch nicht geboardet. Wir wurden dann also doch vermisst! Mittlerweile war dann auch wieder Anja zurück und mit Hilfe der netten Lufthansa-Dame kamen wir dann an der nicht netten Lufthansa-Dame vorbei, bestiegen unser Flugzeug (es war inzwischen kurz vor knapp) und bekamen statt unserer Plätze in der ersten Reihe Sitzplätze …… in der Business Class!! Yeah!!

Wenn man da einmal geflogen ist, will man nicht mehr anders reisen. Beinfreiheit pur, Liegesitze, vor dem Essen wird das Tischchen mit einer Tischdecke eingedeckt (das Schärfste!) und für den Gin Tonic wird der gute Bombay Saphire verwendet (und Champagner für lau…). Mmmmh! Lecker! So kam man dann recht stressfrei – nach kurzem Zwischenstopp in Lagos – in Accra an, doch mit diesem Luxus hätte ich auch problemlos bis Südafrika durchgehalten. Genial!!!

Der Temperaturschock, auf den wir uns eingestellt hatten, blieb dann aus. Es war warm, aber man konnte es bestens aushalten. Das Flughafen-Gebäude ist sympathisch klein, dadurch bekamen wir auch sofort unser Gepäck. Als wir dann das Gebäude verließen, empfing uns Ghana. Menschen, Menschen, Menschen und überall die Frage: You like Taxi? Wollten wir nicht, denn wir wurden von Stefano Caflisch, dem neuen Direktor (hier: headmaster) der RMS Swiss School und seinem Team begrüßt und abgeholt. Die erste Fahrt im neuen Land zur neuen Schule ging dann sehr flott vonstatten und auch hier war der Kulturschock nicht so groß. Der Verkehr lief recht geordnet, etwas hektisch, aber das ist man ja von Großstädten überall gewohnt.

Auf dem Schulgelände angekommen wurden wir dann zum Hostel geführt, wo unsere erste Wohnstätte sein sollte und wurden von Barbara, der Hostelleiterin, auf das Freundlichste begrüßt. Wir bekamen ein recht großes, nett ausgestattetes Zimmer zugewiesen, manövrierten unser Gepäck in dieses und waren dann sofort auf dem Weg in den Swiss Club.

Der Swiss Club ist ein kleines Café/Restaurant auf dem Schulgelände, wo man für korrektes Geld leckeres, hauptsächlich Internationales zu essen bekommt. Aber auch Schweizer Gerichte wie zum Beispiel „Knöpfli with Cheese“ und Fondue. So klein ist die Welt. In den Swiss Club trieb es uns nach langem Tag nicht aus purer Vergnügungssucht, sondern wir wurden dort von Stefano, seiner Familie – Susann mit den Kindern Aurelia und Norina – sowie Anjas neuen Kollegen Tanja und Christoph Schlatter erwartet. Obendrein wurden wir dann auch noch von Stefano zum Essen eingeladen. Für uns also ein netter, herzlicher und absolut toller Empfang in Accra. Nach einem netten Plausch und einem grausigen Bier, waren dann aber endgültig die Kräfte am Ende und wir verabschiedeten uns zu unserer ersten Nacht in Ghana. Das Abenteuer kann beginnen!