Dienstag, 27. Januar 2009

Die dritte Januarwoche (19. - 25. Januar 2009)

Jetzt hat er uns der Harmattan! Es wird uns zwar von allen Seiten übereinstimmend gesagt, dass er nicht so ausgeprägt und stark ist wie in den vergangenen Jahren, aber für uns ist es schon sehr beeindruckend. Es ist nachts deutlich kühler, so dass wir zuerst den Standventilator ausschalteten und jetzt sogar auch den Deckenventilator nicht mehr brauchen. Unsere Deckenüberwürfe kommen wieder zum Einsatz und Anja hat sogar schon überlegt, das Federdeckbett aus dem Schrank zu holen. Das ist für mich jetzt etwas arg viel Decke, aber wir wissen ja, wie schnell die Frauen frieren… Morgens merkt man die Abkühlung besonders deutlich und es ist schon sehr lustig, die Ghanaer mit Jacken und Pudelmützen zu beobachten. Winter in Accra – und die Leute frieren. Was würden die wohl in Deutschland machen? Klar – noch mehr frieren!!! Auch die Luft ist jetzt sehr staubig und es ist den ganzen Tag sehr diesig. Der Himmel ist so bedeckt, dass man ohne Zwinkern in die Sonne sehen kann. Die Sonne selber erscheint einem, wie wenn man sie durch eine Milchflasche hindurch betrachten würde. Bei uns am Meer ist es durch die feuchte Luft nicht ganz so schlimm, aber sobald man Richtung Schule fährt, wird das immer heftiger und ausgeprägter. Von der Seite her jetzt auch nicht so toll, aber ich genieße es zur Zeit total, dass man nachts viel, viel besser schlafen kann! Welch’ ein Luxus!!! Am Montagabend war dann Rex bei uns zum Essen eingeladen. Rex ist gebürtiger Ghanaer aus Takoradi, lebte die letzten 16 Jahre aber in Deutschland in Kaiserslautern, absolvierte dort eine Ausbildung als Industriemechaniker und ist seit einem Jahr wieder in Accra, wo er sich selbstständig gemacht hat. Mit Hilfe seiner Ausbildung montiert er hier Treppengeländer, Balkongeländer und Fenster jeder Art. Dabei kommen ihm seine Jahre in Deutschland sehr zur Hilfe, denn der Hinweis auf seiner Visitenkarte ‚german trained’ ist für die Ghanaer ein sicherer Hinweis für Qualitätsarbeit. Auch mal schön, so etwas über sein Heimatland zu hören! Natürlich ist auch hier der Anfang nicht immer leicht und was Rex besonders zu schaffen macht, ist vor allem die Zahlungsmoral! Eine typische Ursache für Unternehmen, die mit der Insolvenz zu tun haben: Man hat Arbeit mehr als genug, aber die Kohle kommt nicht rein. Und irgendwann wird es dann halt mal dünne. Drum drücken wir unserem Rex – übrigens die Abkürzung für Rexford – die Daumen, dass er nicht nur genügend zu arbeiten hat, sondern auch die Früchte eben dieser Arbeit genießen kann.

Am Mittwoch nach meinem Klavierunterricht (zur C-Dur gesellt sich jetzt auch noch G-Dur – die Herausforderungen werden größer!), war der Max bei uns zu Gast und nach einem leckeren Mittagessen im Swiss Club, verbrachten Julius und Max einen lustigen Mittag in South-La-Estate. Leider war unser Julius dann etwas von der Rolle, als Birgit ihren Sohn dann abholte, der Mittagsschlaf fehlte und als Konsequenz war dann eben gar nichts mehr recht. Zum Finale furioso gab es dann nur noch Tränen und heftige Zornesausbrüche. Da muss unser Sohn doch noch lernen, sein Temperament in bestimmten Situationen zu zügeln – und wir als Eltern haben die wunderbare Aufgabe, ihm das beizubringen!!! Am Donnerstag ging es wieder einen Schritt weiter! Ich war mit Rex bei der Ghana Telekom!!! Nachdem die entsprechenden Formulare ja schon länger ausgefüllt waren, wurde ich jetzt aufgefordert, die Installationskosten und die erste Monatsgebühr (63,14 cedis, also circa 40 Euro für Schnarch-Internet!) zu bezahlen, damit die Installation und Einrichtung zu Hause dann vorgenommen werden kann. Nachdem wir durch 5 (fünf!) verschiedene Büros geschleust wurden und ich von allen so behandelt wurde, als ob ich 200 Gramm Salami bestellt hätte, fand dann die Dame aus Büro No 1 dann doch meine Unterlagen und ich durfte dann an die Zahlstelle gehen. Merkwürdigerweise waren die Installationskosten jetzt doppelt so hoch wie im Angebot. Auf meine Nachfrage hin, wurde mir erklärt, dass diese Gebühren eben zum Jahreswechsel erhöht wurden. Mein Einwand, dass ich die Gebühren ja schon gerne 2008 bezahlt hätte, wenn die Ghana Telekom etwas flotter aus den Puschen gekommen wäre, blieb dann ungehört. That’s Ghana-Life! Aber eben auch einen Schritt weiter und so hoffe ich, dass jetzt bald Owusu, unser Internet-Mann bei uns erscheint und die notwendigen Schritte in die Wege leitet. Wir werden sehen…
Abends hatte ich dann endlich wieder mal einen Biertrink-Männer-Termin mit Christoph und wir hatten einen netten Abend zwischen Chicken, Star- und Clubbier in Asylum Down. Da freut man sich schon auf das nächste Mal.

Am Freitag war schon ein erstes Etappenziel für Anja erreicht, denn es gab die Halbjahresinformationen. So schnell rennt die Zeit. Nachmittags hatte sie dann noch Konferenz, die hier in der wunderbaren Welt der Anglizismen ‚Team-Hour’ genannt wird und danach noch bis 17.00 Uhr Elterngespräche. (Diese heißen tatsächlich noch Elterngespräche und nicht etwa ‚meet the parents’) Da neben Anja und Miriam Pearson auch noch Nicole Quansah als Lehrer dabei war, betreute ich während dieser Zeit nicht nur unseren Julius, sondern auch Nicoles Tochter Ameena. Langweilig wurde es mir also nicht. Danach ging es dann flott, flott nach Hause und zwar nicht im Taxi oder im Trotro, sondern im „eigenen“ Auto. Eigenes Auto ist es noch nicht, sondern ein Auto, das wir ins Visier genommen haben und über das Wochenende testen durften. Hajo, der Vater von Larissa, einer Schülerin Anjas, möchte dieses Auto, einen Mitsubishi Lancer, verkaufen und wir sind dabei die erste Verkaufsadresse. Wow. Die erste Fahrt war dann etwas mühsam, da der Motor ständig ausging und da wir uns im Wochenend-Super-Stau-Verkehr befanden, war es sehr mühsam, mit ständigem Zündschlüsseldrehen vorwärts zu kommen. Ein kurzes Telefonat mit Hajo und wir bekamen den Rat, die Klimaanlage nicht einzuschalten, da diese die Drehzahl so weit nach unten zieht, dass der Motor ständig abstirbt. Aha!
Abends hatten wir noch eine tolle Einladung! Anja, eine Botschaftsangestellte, und ihr Mann Markus organisieren immer wieder Filmabende in ihrem Garten. Sie stellen dabei 3 Filme zur Auswahl und der Film mit den meisten Stimmen wird dann gezeigt. Da wir zum einen keinen Babysitter hatten und (meine) Anja nach den Elterngesprächen sehr, sehr erschöpft war, ging ich alleine zu diesem tollen Abend. Es waren zwischen 20 und 30 Gäste da, die von Anja und Markus aufs Vortrefflichste mit Getränken versorgt wurden. Gezeigt wurde dann via Beamer und kräftiger Lautsprecher-Anlage der Film ‚Outsourced’. Ein Call-Center-Mitarbeiter in Amerika (jetzt haben die Anglizismen auch mich erreicht….) wird von seinem Vorgesetzten nach Indien versetzt, um dort die Effektivität des dortigen Call-Centers zu verbessern. Natürlich müssen dabei einige Hindernisse beseitigt werden, aber für alle Gäste waren gewisse Parallelen sehr schön zu sehen, was einem alles passieren kann, wenn man auf einen anderen Kulturkreis stößt. Ein toller Abend und eine super Idee! Vielen Dank für die Einladung!!!

Am Samstag wollten wir dann ja das Auto weiter testen und beschlossen zur Accra Mall zu fahren, um den Test auch mit einer Dosis West-Leben zu erweitern. Trotz ausgeschalteter Klimaanlage wurde es eine recht mühsame Stop-and-Go-Fahrerei und so telefonierte ich mit Vincent, dem Fahrer von Hajo, woran das wohl liegen kann. Das müsse er sich genauer anschauen und vereinbarte mit uns einen Termin für den nächsten Sonntag um 7 Uhr! Aaaaarrrrgggghhhhh! Sonntag, 7 Uhr, das ist für mich eine große Folter, aber wenn man da einen Schritt weiter kommen möchte, sollte das halt auch kein Hindernis darstellen. Leider.

Vincent war dann am Sonntag auch da und hat die Drehzahl nach oben gestellt und siehe da: Das Auto läuft und geht (fast) nicht mehr aus. Etwas bedenklich fanden wir dann doch den Benzinverbrauch, denn für 100 Kilometer benötigte er jetzt doch circa einen halben Tank. Das ist doch ein büschen viel…. Es bleibt spannend!
Um 11 Uhr waren wir dann bei Karin Biedermann zum späten Frühstück eingeladen und wir hatten einen tollen, gemütlichen Sonntag bei Karin. Julius war allemal glücklich bei seiner Kindergärtnerin ‚Frau Biedermann’ zu sein und auch wir konnten den Tag toll genießen. Abends wollten wir dann mit unserer Mobilität natürlich noch ein Lokal suchen, das sonst eher schwierig für uns zu erreichen ist und entschieden uns dann für das ‚Captain Hook’. Karin war auch mit von der Partie und so konnten wir ein sehr, sehr leckeres Essen genießen, das allerdings auch seinen Preis hatte. Aber hin und wieder muss man es sich einfach mal gut gehen lassen. Und Julius hatte natürlich seinen Riesenspaß, da die gesamte Dekoration natürlich sehr ‚piratig’ ausgerichtet war. Und als die Rechnung dann in einer Schatztruhe – aufgefüllt mit Süßigkeiten – serviert wurde, war das Glück komplett.Alles in allem eine tolle und ereignisreiche Woche. Da sind wir doch mal gespannt, was die neue alles so bieten mag!!!

Geburtstagskind der Woche: Max Blum feierte am Samstag, den 24. Januar seinen 11. Geburtstag! Lieber Max, alles Gute und herzlichen Glückwunsch!

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