Nach dem rauschenden Fest für Klaus war es uns klar, dass es eine kurze Nacht werden würde. Um 4 Uhr war Zapfenstreich, aber natürlich waren wir in gespannter Erwartung schon vorher fit. Auch Eke und Klaus, noch nicht richtig im Bett an-, da erst spät vom Fest nach Hause gekommen, waren auf der Matte, um uns zu verabschieden. Natürlich auch mit viel Emotionen und Tränen, aber es ist ja auch schön zu wissen, dass man auf der Insel vermisst wird.
Julius war überraschend gut drauf zu so früher Stunde und fand es sehr spannend, mitten in der Nacht loszufahren. Nach ruhiger, schneller und problemloser Fahrt kamen wir dann in Frankfurt an, konnten ruckizucki unseren Mietwagen abgeben und begaben uns zum Check-In.
Nun gab es dann doch die erste Hürde zu meistern. Die Flugbox von Klaus wurde gewogen und um 5 kg zu schwer befunden. Also Box geöffnet, ungefähr 5 kg ausgepackt (= Schulordner von Anja ging recht gut!!) und zum zweiten Versuch übergegangen. Nun hieß es, dass unser Gepäck insgesamt zu viel wäre und wir für die Box 1650 Euro!!! Übergepäck zu bezahlen hätten. Ärgerlich, denn wir hatten ja im Vorfeld angerufen und die Mitteilung erhalten, dass wir ohne Probleme mehr Gepäck mitnehmen konnten. Hmmmm – mal wieder so eine Info, die einem halt nichts nutzt, wenn man es nicht schriftlich hat. Es half alles nichts, die Kohle war uns (natürlich) zu viel und so musste die Box erst mal in Frankfurt bleiben.
Bei der Gepäckaufbewahrung der Fraport (Hauptsponsor meiner Eintracht) wurde uns dann ein Angebot zum Verschicken innerhalb von 7-8 Werktagen für 277 Euro gemacht. Wir wussten aber, dass Marc, der Sohn von Klaus, bei der Lufthansa arbeitet und sicherlich bessere Konditionen für uns bekommen kann. Mehrere Anrufe hin und her war dann klar, die Kiste bleibt vorerst in Frankfurt und wird dann von Marc für uns verschickt. Das wäre geklärt.
Das nächste Problem folgte dann aber auf den Fuß! Man informierte uns, da die Maschine überbucht sei, meine Frau sehr wohl einen Platz bekommen würde, Julius und ich aber gegebenenfalls erst am nächsten Tag fliegen könnten. Natürlich wollten wir gemeinsam fliegen, also entweder alle an diesem Tag oder eben alle am kommenden. Man wird dann in einem Hotel untergebracht und bekommt dann 600 Euro Entschädigung, aber in unserem Sinne war das sicher nicht.
2 Stunden später dann die Erlösung – es gab Plätze für uns und nach Auskunft der freundlichen Lufthansa-Dame auch schöne Plätze in der ersten Reihe. Super! Anja wollte nach dem Stress noch schnell Zeitschriften kaufen und ich in der Zwischenzeit mit Julius bereits zum Boarden (immer diese Angliszismen!) gehen. Prompt wurden wir wieder zurückgepfiffen und unfreundlich zurechtgestutzt, dass wir eben keine Plätze hätten und mit diesen Karten nie und nimmer in die Maschine kommen würden. Mein Hinweis, dass wir zehn Minuten vorher die Zusicherung für Sitzplätze erhalten hätten, fiel auf fruchtlosen Boden. Die schroffe Dame war auch nicht gewillt, sich diese Info von ihrer in Sichtkontakt befindlichen Kollegin bestätigen zu lassen. Grrrrr!
Zurück zum Informations-Stand (neudeutsch: information desk), brav angestanden und kurz bevor ich an der Reihe war, höre ich die zwei (netten) Damen diskutieren, wo denn die Familie Wurz bliebe. Die hat ja immer noch nicht geboardet. Wir wurden dann also doch vermisst! Mittlerweile war dann auch wieder Anja zurück und mit Hilfe der netten Lufthansa-Dame kamen wir dann an der nicht netten Lufthansa-Dame vorbei, bestiegen unser Flugzeug (es war inzwischen kurz vor knapp) und bekamen statt unserer Plätze in der ersten Reihe Sitzplätze …… in der Business Class!! Yeah!!
Wenn man da einmal geflogen ist, will man nicht mehr anders reisen. Beinfreiheit pur, Liegesitze, vor dem Essen wird das Tischchen mit einer Tischdecke eingedeckt (das Schärfste!) und für den Gin Tonic wird der gute Bombay Saphire verwendet (und Champagner für lau…). Mmmmh! Lecker! So kam man dann recht stressfrei – nach kurzem Zwischenstopp in Lagos – in Accra an, doch mit diesem Luxus hätte ich auch problemlos bis Südafrika durchgehalten. Genial!!!
Der Temperaturschock, auf den wir uns eingestellt hatten, blieb dann aus. Es war warm, aber man konnte es bestens aushalten. Das Flughafen-Gebäude ist sympathisch klein, dadurch bekamen wir auch sofort unser Gepäck. Als wir dann das Gebäude verließen, empfing uns Ghana. Menschen, Menschen, Menschen und überall die Frage: You like Taxi? Wollten wir nicht, denn wir wurden von Stefano Caflisch, dem neuen Direktor (hier: headmaster) der RMS Swiss School und seinem Team begrüßt und abgeholt. Die erste Fahrt im neuen Land zur neuen Schule ging dann sehr flott vonstatten und auch hier war der Kulturschock nicht so groß. Der Verkehr lief recht geordnet, etwas hektisch, aber das ist man ja von Großstädten überall gewohnt.
Auf dem Schulgelände angekommen wurden wir dann zum Hostel geführt, wo unsere erste Wohnstätte sein sollte und wurden von Barbara, der Hostelleiterin, auf das Freundlichste begrüßt. Wir bekamen ein recht großes, nett ausgestattetes Zimmer zugewiesen, manövrierten unser Gepäck in dieses und waren dann sofort auf dem Weg in den Swiss Club.
Der Swiss Club ist ein kleines Café/Restaurant auf dem Schulgelände, wo man für korrektes Geld leckeres, hauptsächlich Internationales zu essen bekommt. Aber auch Schweizer Gerichte wie zum Beispiel „Knöpfli with Cheese“ und Fondue. So klein ist die Welt. In den Swiss Club trieb es uns nach langem Tag nicht aus purer Vergnügungssucht, sondern wir wurden dort von Stefano, seiner Familie – Susann mit den Kindern Aurelia und Norina – sowie Anjas neuen Kollegen Tanja und Christoph Schlatter erwartet. Obendrein wurden wir dann auch noch von Stefano zum Essen eingeladen. Für uns also ein netter, herzlicher und absolut toller Empfang in Accra. Nach einem netten Plausch und einem grausigen Bier, waren dann aber endgültig die Kräfte am Ende und wir verabschiedeten uns zu unserer ersten Nacht in Ghana. Das Abenteuer kann beginnen!
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