Gleich am Montag (15.) morgen fragte mich George Amoh, unser Landlord, ob ich Zeit hätte, ihn zum Anwalt zu begleiten. Es geht immer noch um unsere Kirche und den damit verbundenen „Lärm“ hinter unserem Haus. Ich gab ihm zu verstehen, dass es sicherlich nicht immer nett für uns ist, aber wir nach wenigen Wochen in Ghana auch nicht als arrogante Weiße dastehen wollen, nur weil uns die Kirche im Hinterhof nicht passt. Mr. Amoh erklärte mir dann aber, dass er mich nur als „Verstärkung“ braucht, da der Rechtsstreit schon länger über ihn läuft und er mit seinem Mieter, der in seiner Nachtruhe gestört wird, der Sache etwas mehr Druck geben möchte. Den Gästen im Land soll es schließlich gut gehen. Interessant! So wie man auf der einen Seite als Weißer auch mal über den Tisch gezogen wird, (denn alle Weißen sind reich und vermögend, da tut’s ja nicht so weh) ist den Ghanaern auch wichtig, dass es einem gut geht und das Land möglichst positiv kennen lernt.
Beim Anwalt war es dann sehr nett, man wartete erst mal in einem Vorraum, der einen eher an ein Wartezimmer beim Arzt erinnerte. O.K., Doktoren sind sie ja beide…. Eher wie beim Arzt ging es dann auch zu, ‚Der Nächste Bitte’, und weiter geht’s. Kurze Schilderung des Sachverhalts, ein Telefonat des Anwalts mit der Versicherung, man bleibe dran, aber im Moment gibt’s nichts Neues, mit dem deutschen Gast, also mir, kurzes Aufzählen diverser deutscher Städte, Lachen und freundliches Verabschieden. Der Nächste, bitte! Ob während unserer Ghana-Zeit sich da tatsächlich noch was ändern sollte, wage ich zu bezweifeln.
Generell wollen wir jetzt auch nicht gegen die Kirche vorgehen, wir sind ja selber Kirchgänger. Andere Länder, andere Sitten und da muss man halt auch mal was tolerieren. Aber wir mir Mr. Amoh dann erklärte, ist das eigentlich gar keine Kirche, sondern eine Schule. Die Schulleitung vermietet dann aber abends (und Sonntagmorgen) das Gebäude an eine One-Man-Priester-Show. Also auch keine öffentliche Kirche, sondern ein Priester, der sich von Gott berufen fühlt, Seherqualitäten hat, damit Leute anlockt, wahrscheinlich abzockt und mit denen einen Heidenlärm veranstaltet. Mr. Amoh wollte auch mal morgens den Herrn ‚Priester’ zur Rede stellen, wurde aber brüsk mit den Worten davon geschickt: „Jetzt nicht! Der Priester muss schlafen!“ Na, das ist wohl eher eine intolerante Einstellung, die den Unmut von Herrn Amoh sehr verständlich macht.
Ansonsten war es eine eher ruhige Woche – ich fühlte mich nicht ganz so dolle, nichts Bestimmtes, aber es lief nicht ganz rund. Somit gab es für mich am Dienstag auch kein Fußball. Am Freitag waren wir mit Tanja und Christoph im Chickin’Lickin’, einer Art ‚Fast-Food-Bar’ ganz bei uns in der Nähe. Dort gibt es wirklich hervorragende Burger, aber ansonsten ist es dort eher mühsam. Jede zweite Position auf der Karte gibt es grad mal nicht, der Service ist nicht als Kundendienst zu bezeichnen und die Atmosphäre im Innenhof ist auch eher kühl und lieblos. Natürlich hatten wir trotzdem einen schönen Abend, den wir noch bei uns ausklingen ließen. Und wie es beim Vorführeffekt halt ist: Wir wollten dann mal Schlatters die ganze Pracht einer „Freitag-Abend-Voodoo-Lärm-und-Krakeel-Messe“ zeigen und es war……ruhig! Hmmmm. Das machen die doch mit Absicht.
Dass wir von unserer Kirche dann doch nicht ganz vergessen wurden, zeigte sich dann am Sonntagmorgen um 5.00 Uhr. Da ging nämlich die Mikrofon-Probe los. Und zwar so, dass wir gleich mal senkrecht in den Betten standen. Gelobtes Wochenende! Die Lautstärke dieser Mikrofonprobe erinnerte dann auch eher an ‚Rock am See’ als an eine ‚Messe’.
Um diese ‚sakrale Woche’ dann abzurunden, gingen wir dann um 9.00 Uhr selber zum Gottesdienst in die Kathedrale. Wir bekamen das Auto von unserem Landlord zur Verfügung gestellt und konnten so mal wieder die Vorzüge des individuellen Straßenverkehrs genießen. Es ist zwar O.K. mit Taxi und Trotro seinen Alltag zu bewältigen, aber zum einen ist halt per Trotro auch nicht alles erreichbar und zum anderen möchte man halt auch einfach mal unabhängig sein. Ein herrliches Gefühl!
Der Gottesdienst war sehr schön und eindrücklich und die Nachbarschaft wurde nicht gestört, haha. Die Liturgie entspricht etwa in unserer und von daher ist es immer angenehm und schön, wenn man bekannte Elemente wieder erkennt und dadurch auch innerhalb der Feier eine Orientierung hat. Lesung (2 Stück!) und Evangelium wurden in Englisch und Twi gehalten und die Kirchenlieder waren entweder europäisch-kirchlich geprägt oder dann eben afrikanisch-rhythmisch! Eine tolle Mischung für Meditation und Begeisterung. Die Predigt ging für meinen Geschmack zu lang und hat sogar Pfarrer-Weißer’sche Rekorde locker gebrochen. Darin ist aber wohl auch einfach ein kultureller Unterschied zu sehen, denn die Predigt als Leitwort, als Mahnung und als Gebot zählt hier viel mehr als bei uns und muss daher länger und eindringlicher gestaltet sein. Die Kollekte hat sich völlig von unserem ‚Klingelbeutel’ unterschieden. Während bei uns ruhig und meditativ parallel zur Gabenbereitung die Ministranten das Opfergeld in den Reihen einsammeln, wurden hier vorne Opferstöcke aufgestellt, zu denen dann gepilgert wurde. Das heißt, es gab Musik, es wurde gesungen und dazu gingen dann – Reihe für Reihe – die Gläubigen nach vorne, um ihren Obulus zu entrichten. Das hatten wir dann auch begriffen, nachdem Anja mit Julius vor allen Leuten nach vorne ging, das Geld abgab und wir uns wunderten, warum denn sonst niemand mehr kam. Aber dann ging es los! Und wie! Beim nächsten Mal wissen wir es dann, wie es geht….
Auch anwesend war ein Hochzeitspaar mit Familienanhang, die aber schon tags zuvor geheiratet hatten. Trotzdem kommt man noch mal in voller Montur, denn es werden von den Familien zur Gabenbereitung ‚Gaben für den Pfarrer!’ an den Altar gebracht. Das waren Lebensmittel aller Art, aber auch Toilettenpapier und andere nützliche Dinge für einen gutsortierten Haushalt durften nicht fehlen. Hier kümmert sich die Gemeinde noch um das Wohl ihrer Seelsorger.
Zum Ende des Gottesdienstes gab es – wie auch bei uns üblich – einen Segen. Der Unterschied lag darin, dass alle, die für die kommende Woche einen besonderen Segen wollten, nach vorne an den Altar kommen konnten und entsprechend gesegnet wurden. Also sehr, sehr nass!
Was uns auch auffiel, dass rund um den Gottesdienst viel, viel mehr Laien eingesetzt werden als bei uns. Vom Platzanweiser angefangen über Lektoren, Musiker, Sänger, Fürbitter und vielen mehr, waren viel mehr Leute in den Gottesdienst mit eingebunden als bei uns.
Nach der Kirche wurden wir dann von vielen Kirchenbesuchern begrüßt und willkommen geheißen. Eine sehr freundliche, feierliche und eben sonntägliche Atmosphäre. Man fällt mit weißer Haut in einem ghanaischen Gottesdienst halt doch auf. Die Menschen gehen dann auch nicht gleich nach Hause, sondern verweilen auf dem Kirchplatz, es wird gegrillt, der ‚Kirchenshop’ hat geöffnet und man kann verschiedene Stände besuchen. Nach langem, über 2 Stunden dauernden Gottesdienst wollten wir dann aber doch nach Hause und einfach nur faulenzen, faulenzen, faulenzen.
Herrlich!
Ach ja: Tags zuvor gingen wir nach unserem wöchentlichen Skype-Termin mit Maren, Terry und dem süßen Jakob-Baby auf den Kaneshie-Markt. Dabei handelt es sich um keinen Marktplatz oder ein Marktgelände, sondern um ein dreistöckiges Marktgebäude. In der untersten Etage gibt es Lebensmittel, im ersten Stock gibt es Haushaltswaren aller Art und im zweiten Stock ist dann die – ich nenne sie jetzt mal so – Textilabteilung. Alles laut und eng, es riecht mal gut, mal weniger gut, innerhalb des Gebäudes sehr duster und irgendwie hat man immer den Eindruck, dass das der letzte Tag des Kaneshie-Marktes ist. So viele Menschen in so einem maroden Bau – das kann doch nicht gut gehen! Wie schon beim Malata-Markt erwähnt: Ich schau’s mir gern mal an – dann isses aber auch wieder gut!
Geburtstagskind der Woche: Mein Patenkind Dominik, der am 16. September seinen ersten Geburtstag feierte.
Außerdem feierten Dani und Christian Bücheler am Freitag, den 19. September ihren 21. Hochzeitstag.
Herzlichen Glückwunsch!!!
Beim Anwalt war es dann sehr nett, man wartete erst mal in einem Vorraum, der einen eher an ein Wartezimmer beim Arzt erinnerte. O.K., Doktoren sind sie ja beide…. Eher wie beim Arzt ging es dann auch zu, ‚Der Nächste Bitte’, und weiter geht’s. Kurze Schilderung des Sachverhalts, ein Telefonat des Anwalts mit der Versicherung, man bleibe dran, aber im Moment gibt’s nichts Neues, mit dem deutschen Gast, also mir, kurzes Aufzählen diverser deutscher Städte, Lachen und freundliches Verabschieden. Der Nächste, bitte! Ob während unserer Ghana-Zeit sich da tatsächlich noch was ändern sollte, wage ich zu bezweifeln.
Generell wollen wir jetzt auch nicht gegen die Kirche vorgehen, wir sind ja selber Kirchgänger. Andere Länder, andere Sitten und da muss man halt auch mal was tolerieren. Aber wir mir Mr. Amoh dann erklärte, ist das eigentlich gar keine Kirche, sondern eine Schule. Die Schulleitung vermietet dann aber abends (und Sonntagmorgen) das Gebäude an eine One-Man-Priester-Show. Also auch keine öffentliche Kirche, sondern ein Priester, der sich von Gott berufen fühlt, Seherqualitäten hat, damit Leute anlockt, wahrscheinlich abzockt und mit denen einen Heidenlärm veranstaltet. Mr. Amoh wollte auch mal morgens den Herrn ‚Priester’ zur Rede stellen, wurde aber brüsk mit den Worten davon geschickt: „Jetzt nicht! Der Priester muss schlafen!“ Na, das ist wohl eher eine intolerante Einstellung, die den Unmut von Herrn Amoh sehr verständlich macht.
Ansonsten war es eine eher ruhige Woche – ich fühlte mich nicht ganz so dolle, nichts Bestimmtes, aber es lief nicht ganz rund. Somit gab es für mich am Dienstag auch kein Fußball. Am Freitag waren wir mit Tanja und Christoph im Chickin’Lickin’, einer Art ‚Fast-Food-Bar’ ganz bei uns in der Nähe. Dort gibt es wirklich hervorragende Burger, aber ansonsten ist es dort eher mühsam. Jede zweite Position auf der Karte gibt es grad mal nicht, der Service ist nicht als Kundendienst zu bezeichnen und die Atmosphäre im Innenhof ist auch eher kühl und lieblos. Natürlich hatten wir trotzdem einen schönen Abend, den wir noch bei uns ausklingen ließen. Und wie es beim Vorführeffekt halt ist: Wir wollten dann mal Schlatters die ganze Pracht einer „Freitag-Abend-Voodoo-Lärm-und-Krakeel-Messe“ zeigen und es war……ruhig! Hmmmm. Das machen die doch mit Absicht.
Dass wir von unserer Kirche dann doch nicht ganz vergessen wurden, zeigte sich dann am Sonntagmorgen um 5.00 Uhr. Da ging nämlich die Mikrofon-Probe los. Und zwar so, dass wir gleich mal senkrecht in den Betten standen. Gelobtes Wochenende! Die Lautstärke dieser Mikrofonprobe erinnerte dann auch eher an ‚Rock am See’ als an eine ‚Messe’.
Um diese ‚sakrale Woche’ dann abzurunden, gingen wir dann um 9.00 Uhr selber zum Gottesdienst in die Kathedrale. Wir bekamen das Auto von unserem Landlord zur Verfügung gestellt und konnten so mal wieder die Vorzüge des individuellen Straßenverkehrs genießen. Es ist zwar O.K. mit Taxi und Trotro seinen Alltag zu bewältigen, aber zum einen ist halt per Trotro auch nicht alles erreichbar und zum anderen möchte man halt auch einfach mal unabhängig sein. Ein herrliches Gefühl!
Der Gottesdienst war sehr schön und eindrücklich und die Nachbarschaft wurde nicht gestört, haha. Die Liturgie entspricht etwa in unserer und von daher ist es immer angenehm und schön, wenn man bekannte Elemente wieder erkennt und dadurch auch innerhalb der Feier eine Orientierung hat. Lesung (2 Stück!) und Evangelium wurden in Englisch und Twi gehalten und die Kirchenlieder waren entweder europäisch-kirchlich geprägt oder dann eben afrikanisch-rhythmisch! Eine tolle Mischung für Meditation und Begeisterung. Die Predigt ging für meinen Geschmack zu lang und hat sogar Pfarrer-Weißer’sche Rekorde locker gebrochen. Darin ist aber wohl auch einfach ein kultureller Unterschied zu sehen, denn die Predigt als Leitwort, als Mahnung und als Gebot zählt hier viel mehr als bei uns und muss daher länger und eindringlicher gestaltet sein. Die Kollekte hat sich völlig von unserem ‚Klingelbeutel’ unterschieden. Während bei uns ruhig und meditativ parallel zur Gabenbereitung die Ministranten das Opfergeld in den Reihen einsammeln, wurden hier vorne Opferstöcke aufgestellt, zu denen dann gepilgert wurde. Das heißt, es gab Musik, es wurde gesungen und dazu gingen dann – Reihe für Reihe – die Gläubigen nach vorne, um ihren Obulus zu entrichten. Das hatten wir dann auch begriffen, nachdem Anja mit Julius vor allen Leuten nach vorne ging, das Geld abgab und wir uns wunderten, warum denn sonst niemand mehr kam. Aber dann ging es los! Und wie! Beim nächsten Mal wissen wir es dann, wie es geht….
Auch anwesend war ein Hochzeitspaar mit Familienanhang, die aber schon tags zuvor geheiratet hatten. Trotzdem kommt man noch mal in voller Montur, denn es werden von den Familien zur Gabenbereitung ‚Gaben für den Pfarrer!’ an den Altar gebracht. Das waren Lebensmittel aller Art, aber auch Toilettenpapier und andere nützliche Dinge für einen gutsortierten Haushalt durften nicht fehlen. Hier kümmert sich die Gemeinde noch um das Wohl ihrer Seelsorger.
Zum Ende des Gottesdienstes gab es – wie auch bei uns üblich – einen Segen. Der Unterschied lag darin, dass alle, die für die kommende Woche einen besonderen Segen wollten, nach vorne an den Altar kommen konnten und entsprechend gesegnet wurden. Also sehr, sehr nass!
Was uns auch auffiel, dass rund um den Gottesdienst viel, viel mehr Laien eingesetzt werden als bei uns. Vom Platzanweiser angefangen über Lektoren, Musiker, Sänger, Fürbitter und vielen mehr, waren viel mehr Leute in den Gottesdienst mit eingebunden als bei uns.
Nach der Kirche wurden wir dann von vielen Kirchenbesuchern begrüßt und willkommen geheißen. Eine sehr freundliche, feierliche und eben sonntägliche Atmosphäre. Man fällt mit weißer Haut in einem ghanaischen Gottesdienst halt doch auf. Die Menschen gehen dann auch nicht gleich nach Hause, sondern verweilen auf dem Kirchplatz, es wird gegrillt, der ‚Kirchenshop’ hat geöffnet und man kann verschiedene Stände besuchen. Nach langem, über 2 Stunden dauernden Gottesdienst wollten wir dann aber doch nach Hause und einfach nur faulenzen, faulenzen, faulenzen.
Herrlich!
Ach ja: Tags zuvor gingen wir nach unserem wöchentlichen Skype-Termin mit Maren, Terry und dem süßen Jakob-Baby auf den Kaneshie-Markt. Dabei handelt es sich um keinen Marktplatz oder ein Marktgelände, sondern um ein dreistöckiges Marktgebäude. In der untersten Etage gibt es Lebensmittel, im ersten Stock gibt es Haushaltswaren aller Art und im zweiten Stock ist dann die – ich nenne sie jetzt mal so – Textilabteilung. Alles laut und eng, es riecht mal gut, mal weniger gut, innerhalb des Gebäudes sehr duster und irgendwie hat man immer den Eindruck, dass das der letzte Tag des Kaneshie-Marktes ist. So viele Menschen in so einem maroden Bau – das kann doch nicht gut gehen! Wie schon beim Malata-Markt erwähnt: Ich schau’s mir gern mal an – dann isses aber auch wieder gut!
Geburtstagskind der Woche: Mein Patenkind Dominik, der am 16. September seinen ersten Geburtstag feierte.
Außerdem feierten Dani und Christian Bücheler am Freitag, den 19. September ihren 21. Hochzeitstag.
Herzlichen Glückwunsch!!!
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