Hey, es geschehen noch Zeichen und Wunder und ich komme tatsächlich mal wieder dazu, den Blog einigermaßen aufs Laufende zu bringen. Seltsam, seltsam. Da hat man zwar auf der einen Seite jede Menge Zeit, da man dieselbige aber auch für den kleinsten Pipifax benötigt, ist sie auch schon wieder verstrichen und man hat erst noch nichts erledigt. Naja, zumindest nicht alles, was man erledigen wollte.
Also: Nach dem Schulmontag war dann am Dienstag der besagte Feiertag und wir nutzten diesen Tag zum ersten Mal seit dem 7. August die Stadtgrenzen Accras zu verlassen. Wir wollten nach Aburi, um dort den berühmten botanischen Garten zu besichtigen. Mr. Amoh war der Meinung, dass er uns dort nicht alleine hinlassen könnte und vermittelte uns einen circa 16jährigen Jungen namens Schadrack, der uns dann führen sollte. Letztlich waren seine Befürchtungen umsonst – unsere Selbstständigkeit hätte durchaus ausgereicht, alleine nach Aburi und zurück zu kommen. Von der Tema Station, ein Trotro-Sammelplatz, der einen (fast) überall hinbringt, ging es dann mit dem beliebten und immer überfüllten Sammelgefährt nach Aburi. Es hatte viel, viel, viel Verkehr und so standen wir ab East Legon nur im Stau. Als wir dann das letzte Vorstadtdörfchen hinter uns hatten, lief es wie geschmiert und wir hatten eine tolle Fahrt, bei der es auch richtig bergauf ging. Aburi liegt ja auch 451 Meter über dem Meeresspiegel – da muss so ein Trotro dann schon mal richtig schnaufen. Aber was für eine Aussicht! In Aburi angekommen schlängelte sich unser Chauffeur durch enge, haarsträubende Sträßchen, die einen wieder mal wundern ließen, wie Verkehr in Ghana funktioniert. Der botanische Garten war recht schön, es gab auch einiges zu sehen, aber irgendwie hatten wir uns da ein Pfund mehr erwartet. Man setzt bei solchen Anlagen halt immer noch seine europäischen Vorstellungen an und die sind hier nicht immer zu erreichen. Ein Stück weit war es bestimmt auch anstrengend, weil Julius nach der langen und anstrengenden Fahrt auch etwas quengelig wurde, nur noch herumgetragen wurde und auf der verzweifelten Suche nach einem Eis war. Eine Gruppe Männer aus Teshie schloss sich dann plötzlich uns an und wichen uns nicht mehr von der Seite. Auch sie begannen dann für Julius ein Eis zu suchen – aber vergebens. Als unsere Begleitung dann Anja zu viel wurde und sie uns mit einer Runde Bier „freikaufen“ wollte, verabschiedete sich unsere Reisegruppe wieder und zog von dannen.
Auch wenn wir uns von dem botanischen Garten etwas mehr erwarteten, war es doch ein toller Tag und vor allem war es sehr erfrischend der hektischen Großstadt Accra zumindest für ein paar Stunden den Rücken zu kehren.
Die Woche war dann noch voll ausgebucht, denn am Mittwoch, den 1. Oktober hatte Anja ihren ersten Elternabend, der sehr erfolgreich verlief und am Donnerstag war ich mit Christoph auf einen Männerabend verabredet. Im Ryan’s Pub ließen wir uns ein paar Bierchen bei netten Gesprächen schmecken. Verwundert waren wir dann aber über die Tatsache, dass wir im Garten die einzigen Gäste waren und drinnen das Pub ordentlich gefüllt war. Klar, man muss abends mit den Moskitos vorsichtig sein, aber man kann ja mit langer Kleidung und mit Anti-Brumm auch Vorsorge treffen. Wir fanden es an der frischen Luft auf jeden Fall viel angenehmer, als in einem klimatisierten, runtergekühlten Raum. Nun ja: Jedem Tierchen sein Pläsierchen!!
Freitag war dann ‚Tag der Deutschen Einheit’! Wir waren – wie schon angekündigt – zum Empfang ins Golden Tulip Hotel eingeladen. Nach leichten Kleidungsproblemen – ich hatte zwar Anzug und Krawatte dabei, dafür aber Halbschuhe und Oberhemd in Deutschland vergessen – kreierten Anja und ich aus den vorhandenen Kleidungsstücken eine ‚festlich-lockere-eigenständige’ Kreation, mit der ich mich unter die Leute trauen konnte. Der Empfang war dann eine tolle Sache. Natürlich traf man viele bekannte Gesichter rund um die Schule, aber man lernte auch neue Leute kennen und wir waren dann schon überrascht, wie viele Deutsche, nämlich rund 800 – in Ghana zur Zeit leben. Und davon der größte Teil natürlich in Accra selber. Außerdem trafen wir dann endlich Gudrun Mallet, die uns vor unserer Reise nach Ghana mit vielen Informationen weiterhalf. Wir kannten sie noch gar nicht, denn der Kontakt entstand über ihre Nichte, die mit Maren in Hongkong im Kindergarten arbeitete. So klein ist die Welt! So war es schön, dass man sich endlich mal kennen lernen konnte und wir verabredeten uns auch gleich für die Herbstferien. Neben uns stand ein stattlicher, imposant wirkender Mann, um den sich ständig ein Haufen Menschen versammelte. Auf die Frage an Gudrun, um wen es sich denn da handele, wurden wir dann aufgeklärt, dass das eben J.J. Rawlings, der frühere Präsident Ghanas sei. 19 Jahre war er das Oberhaupt Ghanas und hat in diesem Land vieles bewirkt. Allerdings war er in seinen Methoden nie zimperlich und so wurden einige seiner Gegner hingerichtet und es kam wohl auch oft zu Übergriffen der gröberen Art. Sicher hat er viele Verdienste und sich für Ghana eingesetzt, aber wenn dabei Gewalt angewendet wird und auch vor Mord nicht zurückgeschreckt wird, dann entspricht das nicht unbedingt meiner Vorstellung von politischer Führung eines Landes. Als ich mir Rawlings ansah, dachte ich die ganze Zeit, woher ich ihn kenne und tatsächlich: Hannes Wüst, legendärer Wirt der ‚Hexenküche’ und leider viel zu früh verstorben, stand vor mir wie er leibt und lebt. Große, mächtige Erscheinung, verschmitztes Grinsen, der Bart – es stimmte alles. Und da Hannes bei seiner Leibesfülle auch immer gerne sehr weite Hemden trug, gab es sogar bei der Kleidungswahl absolute Deckungsgleichheit. Eine kurze Gänsehaut.
Die letzten Bierchen auf dem Empfang, bevor uns Festus wieder nach Hause fuhr, tranken wir dann noch gemütlich mit Sylvia und Daniel Langer, doch dann mussten wir nach Hause, denn unser Babysitter, Karin Biedermann (gleichzeitig auch Julius’ Kindergärtnerin) wartete ja auf uns. Julius hat den Abend mit Karin absolut genießen können und ist auch brav ins Bettchen gegangen und so setzten wir uns mit Karin in unser heißes Wohnzimmer und tranken noch ein, zwei Prosecco, beziehungsweise für mich noch ein lecker Bierchen. Zum ersten Mal abends ohne Kind unterwegs – was ein Erlebnis!
Doch unsere prall gefüllte Woche war noch nicht zu Ende, denn am Nationaltheater war eine deutsch-europäische Messe, an die ein „Oktoberfest“ angeschlossen war. Logo, dass wir dahingingen. Die Messe war ganz interessant und dann war es Zeit fürs Oktoberfest. Draußen spielte eine Musikkapelle ‚No woman no cry’ von Bob Marley im Marschmusik-Stil und es gab Bier (kein deutsches!) und deutsche Spezialitäten. Wir erfreuten uns an Frankfurter Würstchen und Brezel an einem weiß-blauen gedeckten Tisch, als plötzlich die Musik aufhörte. Gläser klirrten, Menschen schrieen und es war größte Aufregung. Von unserem Platz aus konnten wir dann sehen, dass einige Musiker ihre Stühle hoch über ihre Köpfe hielten und sich anscheinend auf eine Schlägerei vorbereiteten. Dann ging es ganz schnell, ein junger Kerl sprang aus dem Haufen an uns vorbei und wollte flüchten, wurde aber von den brüllenden Musikern, Bedienungen und wasweißichwernochalles verfolgt und auch ruckizucki gestellt. Man packte ihn nicht gerade zimperlich an, das Hemd war zerrissen, die Hose hing schief herunter und so wurde er vom Mob abgeführt – nicht ohne, dass jeder der Musiker an ihm vorbeilief und ihm ordentlich eins auf die Mütze gaben. Später erfuhren wir dann, dass dieser Typ ein Bier nicht bezahlen wollte, die Flasche dann auf den Kellner und die Musik warf, einem Musiker das Handy klaute und bei der ganzen Aktion auch noch den armen Kellner verletzte. Was wollten wir mehr! Authentizität pur – denn auch an die original-bayrische Wirtshausschlägerei wurde gedacht.
Am Sonntag haben wir dann nach dieser ereignisreichen Woche wirklich nur noch in unserem Labadi Beach Hotel gefaulenzt. Schön war’s!
Geburtstagskind der Woche: Am 3. Oktober feierte Anna Junghänel ihren 19. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!
Also: Nach dem Schulmontag war dann am Dienstag der besagte Feiertag und wir nutzten diesen Tag zum ersten Mal seit dem 7. August die Stadtgrenzen Accras zu verlassen. Wir wollten nach Aburi, um dort den berühmten botanischen Garten zu besichtigen. Mr. Amoh war der Meinung, dass er uns dort nicht alleine hinlassen könnte und vermittelte uns einen circa 16jährigen Jungen namens Schadrack, der uns dann führen sollte. Letztlich waren seine Befürchtungen umsonst – unsere Selbstständigkeit hätte durchaus ausgereicht, alleine nach Aburi und zurück zu kommen. Von der Tema Station, ein Trotro-Sammelplatz, der einen (fast) überall hinbringt, ging es dann mit dem beliebten und immer überfüllten Sammelgefährt nach Aburi. Es hatte viel, viel, viel Verkehr und so standen wir ab East Legon nur im Stau. Als wir dann das letzte Vorstadtdörfchen hinter uns hatten, lief es wie geschmiert und wir hatten eine tolle Fahrt, bei der es auch richtig bergauf ging. Aburi liegt ja auch 451 Meter über dem Meeresspiegel – da muss so ein Trotro dann schon mal richtig schnaufen. Aber was für eine Aussicht! In Aburi angekommen schlängelte sich unser Chauffeur durch enge, haarsträubende Sträßchen, die einen wieder mal wundern ließen, wie Verkehr in Ghana funktioniert. Der botanische Garten war recht schön, es gab auch einiges zu sehen, aber irgendwie hatten wir uns da ein Pfund mehr erwartet. Man setzt bei solchen Anlagen halt immer noch seine europäischen Vorstellungen an und die sind hier nicht immer zu erreichen. Ein Stück weit war es bestimmt auch anstrengend, weil Julius nach der langen und anstrengenden Fahrt auch etwas quengelig wurde, nur noch herumgetragen wurde und auf der verzweifelten Suche nach einem Eis war. Eine Gruppe Männer aus Teshie schloss sich dann plötzlich uns an und wichen uns nicht mehr von der Seite. Auch sie begannen dann für Julius ein Eis zu suchen – aber vergebens. Als unsere Begleitung dann Anja zu viel wurde und sie uns mit einer Runde Bier „freikaufen“ wollte, verabschiedete sich unsere Reisegruppe wieder und zog von dannen.
Auch wenn wir uns von dem botanischen Garten etwas mehr erwarteten, war es doch ein toller Tag und vor allem war es sehr erfrischend der hektischen Großstadt Accra zumindest für ein paar Stunden den Rücken zu kehren.
Die Woche war dann noch voll ausgebucht, denn am Mittwoch, den 1. Oktober hatte Anja ihren ersten Elternabend, der sehr erfolgreich verlief und am Donnerstag war ich mit Christoph auf einen Männerabend verabredet. Im Ryan’s Pub ließen wir uns ein paar Bierchen bei netten Gesprächen schmecken. Verwundert waren wir dann aber über die Tatsache, dass wir im Garten die einzigen Gäste waren und drinnen das Pub ordentlich gefüllt war. Klar, man muss abends mit den Moskitos vorsichtig sein, aber man kann ja mit langer Kleidung und mit Anti-Brumm auch Vorsorge treffen. Wir fanden es an der frischen Luft auf jeden Fall viel angenehmer, als in einem klimatisierten, runtergekühlten Raum. Nun ja: Jedem Tierchen sein Pläsierchen!!
Freitag war dann ‚Tag der Deutschen Einheit’! Wir waren – wie schon angekündigt – zum Empfang ins Golden Tulip Hotel eingeladen. Nach leichten Kleidungsproblemen – ich hatte zwar Anzug und Krawatte dabei, dafür aber Halbschuhe und Oberhemd in Deutschland vergessen – kreierten Anja und ich aus den vorhandenen Kleidungsstücken eine ‚festlich-lockere-eigenständige’ Kreation, mit der ich mich unter die Leute trauen konnte. Der Empfang war dann eine tolle Sache. Natürlich traf man viele bekannte Gesichter rund um die Schule, aber man lernte auch neue Leute kennen und wir waren dann schon überrascht, wie viele Deutsche, nämlich rund 800 – in Ghana zur Zeit leben. Und davon der größte Teil natürlich in Accra selber. Außerdem trafen wir dann endlich Gudrun Mallet, die uns vor unserer Reise nach Ghana mit vielen Informationen weiterhalf. Wir kannten sie noch gar nicht, denn der Kontakt entstand über ihre Nichte, die mit Maren in Hongkong im Kindergarten arbeitete. So klein ist die Welt! So war es schön, dass man sich endlich mal kennen lernen konnte und wir verabredeten uns auch gleich für die Herbstferien. Neben uns stand ein stattlicher, imposant wirkender Mann, um den sich ständig ein Haufen Menschen versammelte. Auf die Frage an Gudrun, um wen es sich denn da handele, wurden wir dann aufgeklärt, dass das eben J.J. Rawlings, der frühere Präsident Ghanas sei. 19 Jahre war er das Oberhaupt Ghanas und hat in diesem Land vieles bewirkt. Allerdings war er in seinen Methoden nie zimperlich und so wurden einige seiner Gegner hingerichtet und es kam wohl auch oft zu Übergriffen der gröberen Art. Sicher hat er viele Verdienste und sich für Ghana eingesetzt, aber wenn dabei Gewalt angewendet wird und auch vor Mord nicht zurückgeschreckt wird, dann entspricht das nicht unbedingt meiner Vorstellung von politischer Führung eines Landes. Als ich mir Rawlings ansah, dachte ich die ganze Zeit, woher ich ihn kenne und tatsächlich: Hannes Wüst, legendärer Wirt der ‚Hexenküche’ und leider viel zu früh verstorben, stand vor mir wie er leibt und lebt. Große, mächtige Erscheinung, verschmitztes Grinsen, der Bart – es stimmte alles. Und da Hannes bei seiner Leibesfülle auch immer gerne sehr weite Hemden trug, gab es sogar bei der Kleidungswahl absolute Deckungsgleichheit. Eine kurze Gänsehaut.
Die letzten Bierchen auf dem Empfang, bevor uns Festus wieder nach Hause fuhr, tranken wir dann noch gemütlich mit Sylvia und Daniel Langer, doch dann mussten wir nach Hause, denn unser Babysitter, Karin Biedermann (gleichzeitig auch Julius’ Kindergärtnerin) wartete ja auf uns. Julius hat den Abend mit Karin absolut genießen können und ist auch brav ins Bettchen gegangen und so setzten wir uns mit Karin in unser heißes Wohnzimmer und tranken noch ein, zwei Prosecco, beziehungsweise für mich noch ein lecker Bierchen. Zum ersten Mal abends ohne Kind unterwegs – was ein Erlebnis!
Doch unsere prall gefüllte Woche war noch nicht zu Ende, denn am Nationaltheater war eine deutsch-europäische Messe, an die ein „Oktoberfest“ angeschlossen war. Logo, dass wir dahingingen. Die Messe war ganz interessant und dann war es Zeit fürs Oktoberfest. Draußen spielte eine Musikkapelle ‚No woman no cry’ von Bob Marley im Marschmusik-Stil und es gab Bier (kein deutsches!) und deutsche Spezialitäten. Wir erfreuten uns an Frankfurter Würstchen und Brezel an einem weiß-blauen gedeckten Tisch, als plötzlich die Musik aufhörte. Gläser klirrten, Menschen schrieen und es war größte Aufregung. Von unserem Platz aus konnten wir dann sehen, dass einige Musiker ihre Stühle hoch über ihre Köpfe hielten und sich anscheinend auf eine Schlägerei vorbereiteten. Dann ging es ganz schnell, ein junger Kerl sprang aus dem Haufen an uns vorbei und wollte flüchten, wurde aber von den brüllenden Musikern, Bedienungen und wasweißichwernochalles verfolgt und auch ruckizucki gestellt. Man packte ihn nicht gerade zimperlich an, das Hemd war zerrissen, die Hose hing schief herunter und so wurde er vom Mob abgeführt – nicht ohne, dass jeder der Musiker an ihm vorbeilief und ihm ordentlich eins auf die Mütze gaben. Später erfuhren wir dann, dass dieser Typ ein Bier nicht bezahlen wollte, die Flasche dann auf den Kellner und die Musik warf, einem Musiker das Handy klaute und bei der ganzen Aktion auch noch den armen Kellner verletzte. Was wollten wir mehr! Authentizität pur – denn auch an die original-bayrische Wirtshausschlägerei wurde gedacht.
Am Sonntag haben wir dann nach dieser ereignisreichen Woche wirklich nur noch in unserem Labadi Beach Hotel gefaulenzt. Schön war’s!
Geburtstagskind der Woche: Am 3. Oktober feierte Anna Junghänel ihren 19. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!